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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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kannte: Freunde. Rückhalt. Lernfähigkeit. Und einen starken Willen.
    Er war mächtig und nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen. Vor allem hatte er sein Schiff seit Jahrhunderten nicht mehr verlassen, er kannte nichts von der Welt oder vielmehr den Welten dort draußen. Das alles kam Laura zum Bewusstsein, als sie sich langsam wieder aufrappelte und seinen dröhnenden Tritt auf den Planken hörte.
    Und sie würde es gegen ihn verwenden. Sie würde ihn genau dort packen, wo seine Schwächen lagen. Und wahrscheinlich waren das gar nicht so wenige.
    »Nun, bist du wieder bei mir?«, erklang die höhnische Stimme des Untoten.
    »Nein ... nein ...«, stieß sie hervor. Sie wimmerte. »Es soll aufhören ...« Nun war es gespielt. Er sollte glauben, dass die erste Stufe ihrer Folterung Erfolg gehabt hatte. Im Triumph wurden Mächtige oft nachlässig, sorglos. Laura würde im Anschluss natürlich wieder »zu sich finden«, denn selbst ein Untoter wie er würde die Maskerade schließlich durchschauen. Aber für den Moment sollte er sich überlegen fühlen, denn dadurch konnte er sich weniger gut auf sie einstellen. Sie hingegen würde ihn bei seiner Eitelkeit packen. Wesen wie Fokke, die über Leben und Tod anderer entschieden, waren immer eitel und gefielen sich in ihrer Überlegenheit. Wie auch nicht; wozu sonst handelten sie so?
    Laura glaubte längst nicht mehr daran, dass Fokke eine tragische Figur war – er hatte eindeutig Freude an seinem Handeln, hatte vermutlich schon immer tief in seinem Inneren einen fauligen Kern besessen, der mit den Jahren gewachsen war und ihn vergiftet hatte. So viel Böses hatte wahrscheinlich nicht mal Dracula in sich vereint. Und auch noch auf das Schiff übertragen!
    Sie schrie auf und schlug um sich, als sie die riesigen, groben Hände des Kapitäns plötzlich an ihren Schultern fühlte.
    »Weg von mir! Geht weg!«, rief sie. Diesmal war es nur halb gespielt, sie hatte wirklich Angst, und die bösartige Ausstrahlung seiner Nähe verursachte ihr körperlichen Schmerz.
    Mühelos hob Fokke Laura hoch und warf sie in einen Sessel. Während sie sich darin verkroch, stemmte er die Hände auf die Armlehnen und beugte sich nah über sie. Sie konnte es kaum mehr ertragen, seine Annäherung löste Brechreiz in ihr aus, und sie würgte. Seine Kleidung war in einem Topzustand, dennoch verströmte er einen Gestank nach Pestilenz und Verwesung, war umgeben von Moder und Fäulnis.
    »Weg ... weg ...«, wimmerte sie, und jetzt war überhaupt nichts gespielt. Sie wünschte sich so weit fort wie nur möglich und spürte, wie der von den Seelen gefütterte Wahnsinn in ihr erneut aufzuckte.
    »Nun ... ich sagte dir ja, du würdest Demut lernen«, flüsterte er mit rauer Stimme und fletschte die Zähne. Das konnte man nicht einmal mehr ein höhnisches Grinsen nennen.
    »Aber warum ...« Sie schluckte heftig, um sich nicht zu übergeben. Wobei es nicht geschadet hätte, ihm genau ins Gesicht zu kotzen, was wenigstens deutlich machen würde, was sie von ihm hielt. Aber angesichts ihrer Lage war dies nicht die beste diplomatische Strategie.
    »Das war der erste Schritt.« Endlich richtete Fokke sich wieder auf und ging auf Abstand zu ihr. Wuchtig ragte er über dem kleinen Häuflein Elend in dem Sessel auf, als müsse er sie immer weiter niederdrücken.
    »Du wirst mir noch lange Vergnügen bereiten. In kleinen Schlucken werde ich deine Seele trinken.«
    »Weil es die einzige Nahrung ist, die du zu dir nehmen kannst?«
    »Zum einen. Zum anderen muss ich es tun, da ich selbst ja keine Seele mehr besitze.«
    »Das verstehe ich nicht ...« Laura richtete sich ein wenig auf, mied aber den Blick in das finstere Gesicht mit den Augenschatten. »Du bist doch ein Untoter?«
    »Bei mir ist es anders als bei den Vampiren. Die haben ihre Seele nach wie vor. Mir aber ist sie entrissen worden – was mich aber längst nicht zu einem Elfen macht. Denn ich habe die Schwelle des Todes überschritten, allerdings in eine andere, für den Tod bis auf weiteres unerreichbare Welt. Mein Zustand ist perfekt! Ich bin unsterblich, und ich kann Seelen schlürfen, zur Nahrung und zum Genuss.«
    »Aber du kannst dein Schiff niemals verlassen, und es kann nirgends lange verweilen«, wandte Laura ein.
    »Das ist nur der dumme Fluch. Unangenehm, ja, aber man gewöhnt sich daran. Denn wohin sollte ich gehen, wohin ich nicht auch fliegen kann, auf viel komfortablere Weise?«
    »Es gibt also kein Ziel für dich?« Laura rieb sich

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