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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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stürmten auf sie ein, da sie nicht mehr durch vordringlichere Überlegungen gehindert wurden, und sie musste hart darum ringen, nicht zu weinen. Und sich nicht von der Verzweiflung überwältigen zu lassen. Sie stand hart an der Grenze, nur eine hauchdünne Linie trennte sie von dem Abgrund, da durfte sie sich nichts vormachen. Wahrscheinlich hatte Fokke sich nichts von ihr vormachen lassen und sich im Stillen über ihr jämmerliches Schauspiel lustig gemacht. Denn er hatte längst besser gewusst, wie wirksam seine Folter war. Wie durchtrieben und subtil.
    Ich stehe das nicht durch, dachte sie. Ihre Wange schmerzte, und sie spürte, wie sich die Schwellung zu ihrem Auge hochtastete. Wahrscheinlich erblühte in wenigen Stunden ein auffälliges Veilchen. Den Fortschritt konnte sie vermutlich gut an Aswigs Gesicht ablesen, was jeden Spiegel überflüssig machte.
    In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie jemand geschlagen. Für ihre Eltern wäre das eine viel zu starke körperliche Nähe gewesen, und selbst in der Schule war sie keinem Angriff jemals ausgesetzt gewesen. Glück, zu unbedeutend, warum auch immer.
    Hier in Innistìr hatte es Kämpfe gegeben, doch ein solcher Angriff war nicht dabei gewesen. Na schön, einmal, als sie den Schattenlord in rasende Wut versetzt hatte. Trotzdem war das etwas anderes gewesen als dieser Schlag von Fokke.
    Das Schlimmste dabei war ihre Hilflosigkeit, dass sie es dulden musste. Selbst gegen den Schattenlord hatte sie sich zur Wehr gesetzt, und dabei spielte es keine Rolle, dass es nur vorübergehend war. Sie hatte damit Erfolg gehabt. Jetzt ... konnte sie gar nichts mehr tun. Und im Hintergrund wartete Kramp.
    Laura fühlte Ekel, Entsetzen, Verzweiflung und Angst. Und es gab nicht einmal den Ausweg, sich aufzugeben. Was ihr dann blühte, hatte sie bereits erlebt, dort drüben auf der anderen Seite.
    Laura wischte sich die Augen an den Schultern ab. Also – wenn sie gar nichts tun konnte, was blieb?
    Da gab es nur eine Antwort.
    Sie musste Barend Fokke herausfordern.
    Und in ihren Gedanken formte sich auch schon eine Idee, wie.

7.
    Der Emissär

    Das halbe Lager lief zusammen, als der Flugreiter zur Landung ansetzte. Ein Platz in der Mitte neben der zentralen Aussichtsplattform wurde frei gehalten. Zwei Iolair waren mit ihren Adlern aufgestiegen und schwebten als Empfangskomitee über dem Lager. Erst als sie das Zeichen gaben, durfte der Adler niedergehen.
    Krieger standen mit Speeren und Armbrüsten bereit. Veda hielt den Goldenen Speer in der Hand. Der Iolair regte sich nicht, nachdem der Adler aufgesetzt und die Flügel zusammengefaltet hatte. Sein Passagier war immer noch nicht zu erkennen. Man hörte, dass er etwas zu dem Reiter sagte, der sich weiterhin nicht rührte. Offenbar wollte der Begleiter Hilfe beim Absteigen erhalten, die ihm nicht gewährt wurde.
    Viele sogen hörbar die Luft ein, als der Unbekannte plötzlich sichtbar wurde. Grauhaarig, schnauzbärtig, mittelgroß, um die Mitte fünfzig, gekleidet in ein langes weißes Kuttengewand, als wäre er ein Prediger.
    Norbert Rimmzahn!

    Ungeschickt und ungelenk schob er das Bein über den Rücken des Tieres und rutschte hinab. Plump kam er auf dem Boden auf und fiel hin. Niemand machte Anstalten, ihm zu helfen. Eisige Stille legte sich über das gesamte Lager; alle hatten inzwischen mitbekommen, wer gekommen war. Auch die Assassinen warteten ab, nicht einmal mehr die Bergwölfe bewegten sich.
    Jack wollte in dem Moment, da er Rimmzahn erkannt hatte, nach Luca greifen, doch der war bereits fort. »Mach keinen Unsinn, Junge!«, murmelte er und kletterte rasch die Leiter hinab.
    Derweil kämpfte der Schweizer sich wieder auf die Beine und ließ seinen kühlen grauen Blick in die Runde schweifen. Gewiss hatte er sich einen eleganteren und eindrucksvolleren Auftritt gewünscht, anstatt sich derart der Lächerlichkeit preiszugeben. Doch er überspielte es, seine Miene verzog sich sogar zu einem gekünstelten freundlichen Lächeln.
    »Ich komme in Frieden!«, rief er schallend und hob die Arme. »Ich bin waffenlos. Es ist nicht notwendig, mich zu bedrohen. Wie soll Gefahr von mir ausgehen, der ich kein Krieger bin?«
    »Du bist hier nicht erwünscht«, erwiderte Veda kalt. »Steig auf den Adler und verschwinde. Ansonsten kann ich für dein Leben nicht garantieren.«
    »Ich komme als Emissär, als Bote!«, protestierte Rimmzahn. »Ist es wirklich notwendig, dass ich die weiße Fahne zeige?«
    »Wir brauchen deine Predigt

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