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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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die Disziplin meines Vaters doch einmal zu etwas gut – ich zerfloss nicht im Selbstmitleid, sondern lebte weiter. Ich fing wieder ganz unten an. Als Rausschmeißer. Lebte in einem lausigen kleinen Zimmer in einem billigen Motel. Kam langsam wieder auf die Beine. Ich machte nie einen Hehl aus meiner Vergangenheit, also auch nicht daraus, dass ich trotzdem gut war in dem, was ich tat, aber keinesfalls zu krummen Dingern bereit war. Manche Auftraggeber testeten mich und waren zufrieden, und so wurde ich langsam wieder empfohlen. Dann lernte ich Loreen kennen, und wir beschlossen zu heiraten. Ich arbeitete damals bereits als Sky Marshal, und sie half mir mit der Bewerbung bei einer Sicherheitsfirma in Miami, die mir tatsächlich einen Job in Aussicht stellte. Die wollten mir eine zweite Chance geben.« Jack breitete die Hände aus. »Und jetzt bin ich hier. Mein letzter Flug führte mich nicht nach Miami, sondern in ein Reich mit violettem Himmel und Fabelwesen.«
    »Wir werden wieder nach Hause kommen.« Luca nickte bekräftigend. »Dann wird Loreen erfahren, dass du noch lebst, und die in der Sicherheitsfirma werden es entschuldigen, weil du nicht pünktlich gekommen bist.«
    »Den Job hat jetzt ein anderer und Loreen einen neuen Kerl, denn sie muss ja annehmen, dass ich tot bin. Sie sollte deswegen nicht aufhören, zu leben und ewig auf ein Gespenst zu warten.«
    »Dann startest du eben ein drittes Mal. Und es gibt doch noch andere Frauen, oder? So jemand wie Zoe oder Laura, die auch ein merkwürdiges Schicksal haben.«
    »Siehst du. Das meine ich. Und was wirst du tun?«
    Luca sah zu ihm hoch. »Keine Ahnung«, wisperte er. »Ich bin erst dreizehn.«
    »Und du bist erwachsen in vielerlei Hinsicht«, erwiderte Jack. »Weißt du was? Komm doch einfach mit mir. Vielleicht können wir was zusammen aufziehen. Die Staaten sind in der Hinsicht cool – sehr groß, voller Chancen für einen Neuanfang.«
    Luca wischte sich das Auge und sah verdutzt auf seine Finger, auf denen Tränen glänzten. »Klingt nach 'ner guten Idee«, stimmte er kratzig zu.
    Jack nahm ihn in den Arm, und der Junge weinte endlich all die Tränen, die schon so lange auf ihre Befreiung warteten.

    »Weißt du, Luca«, sagte Jack später, als sie auf dem Weg zur Hütte waren, »viele Kinder in deinem Alter müssen schon eine Menge Verantwortung tragen. Sie sind nicht privilegiert, und die meisten von ihnen leben in Kriegsgebieten – wie du hier in Innistìr. Das hat dich geprägt und vorzeitig reifen lassen. Darauf kannst du aufbauen.«
    »Und wird es eines Tages nicht mehr so wehtun?«, murmelte der Junge.
    »Ja.«
    »Wirklich? Oder schonst du mich nur?«
    »Nein. Der Verlust wird immer bleiben, aber der Schmerz lässt nach, schwindet vielleicht sogar ganz. Das Leben geht weiter. Das ist die wichtigste Lehre, die du aus alldem ziehen musst: Das Leben geht weiter. Dein Leben.«
    Sie blieben stehen, als ein Warnruf erklang. »Ein fliegender Reiter!«
    »Komm«, forderte Jack den Jungen auf. Sie standen gerade am Aufstieg zu einer Beobachtungsplattform und hasteten hinauf.
    Am Himmel war ein Punkt zu erkennen, der rasch näher kam.
    »Er kommt von Osten«, sagte Jack verblüfft. »Etwa aus Cuan Bé?«
    Luca beschattete die Augen mit einer Hand. »Da sitzt noch jemand drauf«, stellte er fest. »Wer mag das sein?«

6.
    Der Plan

    »Aaaahhhh!«
    Die Rückführung war schmerzhaft. Einen kurzen Moment lang hatte Laura das Gefühl, als würde ein Stück von ihr fortgerissen und der Rest folge nur zaghaft nach. Es war nicht so wie das letzte Mal, wo der Nebel einfach wich und sie wieder auf festem Schiffsboden stand. Sie stürzte zu Boden, landete auf allen vieren, ihre Finger krallten sich in die Planken, und sie schwankte wie unter starkem Seegang.
    Laura musste nicht vorgaukeln, wie elend sie sich fühlte – sie tat es: Der Schmerz, wieder in der Realität zu sein, brannte in ihr, und die Erinnerung an das Erlebte, obwohl sie geglaubt hatte, alles an Elias Fisher übertragen zu haben. Fokke war perfide in seiner Grausamkeit. Doch er täuschte sich, wenn er glaubte, dass er Laura brechen konnte. Zermürben, ja. Aber nicht zur Selbstaufgabe zwingen, nicht so, nicht jetzt. Dafür hatte sie schon zu viel erlebt und durchgemacht, wovon er sich keine Begriffe machen konnte. Außerdem ahnte er nicht, dass sie Andreas auf ihrer Seite hatte, der sie unterstützte, wo es nur ging, ihr den Rücken stärkte und sie beruhigte.
    Laura hatte das, was Barend Fokke nicht

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