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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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nicht. Seine Tage sind gezählt.« Sie stellte den leeren Teller auf den Tisch zurück. »Genau wie die deinen.«
    Das war kühn, aber durchaus angebracht angesichts der Tatsache, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte. Und sie konnte nur etwas über ihn in Erfahrung bringen, indem sie ihn provozierte und aus sich herauslockte. Der Fluch hielt den Fliegenden Holländer am Leben, er war sein Geheimnis. Dieses zu ergründen musste ihr Ziel sein – und zwar so schnell wie möglich. Wobei sich die Frage stellte, wo sie eher ansetzen musste: am Schiff oder seinem Kapitän.
    Es klopfte, und Aswig kam herein, um abzuräumen. Er warf Laura einen kurzen Blick zu, den sie nicht genau zu deuten wusste – der ihr allerdings eine seltsame Zuversicht übermittelte.
    Hinter ihm füllte die wuchtige Gestalt Kramps des Knickrigen den Rahmen aus. »Welcher Kurs liegt an, Käpt'n?«
    »Der Hafen«, antwortete Fokke mit einem Seitenblick auf Laura. »Diese junge Frau isst so viel, da benötigen wir weitere Vorräte.«
    Er will sich voll und ganz auf mich konzentrieren, dachte Laura unbehaglich.
    »Du könntest das ganze Verfahren abkürzen und gleich im Anschluss deinen üblichen Geschäften nachgehen«, meinte sie.
    Fokke entblößte schwarze Stumpenzähne in einem bösartigen Lächeln. »Lass uns doch ein wenig miteinander Spaß haben. Vielleicht sogar so lange, bis deine Zeit abgelaufen ist und sich dir meine Seele ganz von allein präsentiert.«
    Das waren keine heiteren Aussichten, aber im Grunde hatte Laura genau darauf gebaut. Sie benötigte Zeit, um an ihn heranzukommen, und hatte auf seine Eitelkeit und seinen Hass, der nach ausführlicher Rache verlangte, gesetzt. Wahrscheinlich hatte er sich seit Jahrhunderten keinen solchen »Spaß« mehr gegönnt, weil die Herausforderung nie interessant genug gewesen war.
    Typisch für Laura, dass ausgerechnet sie seinen »Spieltrieb« geweckt hatte. Was war nur an ihr, dass sie Derartiges heraufbeschwor? Dass sie für das Schicksal eines ganzen Reiches der Anderswelt von Bedeutung war?
    »Erfreut dich diese Aussicht?«, fragte Fokke höhnisch.
    »Und wie«, murmelte sie. Sie atmete tief durch, lehnte sich im Sessel zurück und zog die Beine hinauf. »Hoffentlich bekomme ich als Gegenleistung wenigstens ein bisschen Service. Der ließ in diesem Reich nämlich bisher ziemlich zu wünschen übrig.«
    Seine düsteren Augenbrauen hoben sich leicht, erhellten jedoch die Finsternis darunter um keine Nuance. »Ist das Mut oder Torheit?«
    »Torheit, kein Mut. Aber ich habe inzwischen schon ganz anderen gegenüberstanden. Hast du je in die Finsternis hinter Alberichs Augen geblickt?«, flüsterte sie mit einem heiseren Zischen. »Würde mich nicht wundern, wenn er Pate für den Teufel gewesen wäre.«
    »Der Teufel ...« Fokke griff nach einem Apfel und drehte ihn sinnierend in den Händen. »Der kann mich schon lange nicht mehr erreichen. Wahrscheinlich bin ich selbst dazu geworden, und dieses Schiff hier ist die Hölle.«
    »Ist das schon immer so gewesen?«, hakte sie sofort nach.
    Er hob mahnend den Zeigefinger. »Diese Fragen sind dir nicht gestattet.«
    Die Kälte, die ihr dabei entgegenwehte, veranlasste Laura, sich ein wenig mehr in den Sessel zu verkriechen und auf weitere Versuche dieser Art zu verzichten. Doch ein Gedanke reifte in ihr heran.
    »Allerdings habe ich einige Fragen an dich zu stellen«, fuhr Fokke fort. »Was hat es mit diesem zweiten fliegenden Schiff auf sich?«
    Laura zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen?«
    »Ist es nicht zu deiner Rettung eingetroffen, als ich die Felsen um dich und deine Freunde herum sprengte?«
    »Das war keine persönliche Angelegenheit. Ich weiß nichts darüber.«
    »Schade, schade.« Abrupt stand der untote Kapitän auf. »Lass uns gleich etwas klarstellen: Es liegt auch an dir, wie die Angelegenheit zwischen uns verläuft.« Er gab ihr einen Wink. »Folge mir.«

    Die Mannschaft bemühte sich, anderswo hinzuschauen, als Laura hinter dem Kapitän das Deck betrat. Die Männer mochten sich ihre Gedanken darüber machen, was das alles zu bedeuten hatte. Sie schritten bis zu einer Luke auf dem Mitteldeck, die Kramp der Knickrige mit öligem Grinsen für seinen Herrn öffnete. Fokke stieg als Erster hinab, dann folgte Laura.
    Von dieser Stiege aus ging es direkt weiter hinab, tiefer in den Bauch des Schiffes, wo es dunkel war und kalt und immer wieder pulvrige Dämpfe entgegenwehten. Als ob sie eine fremde Welt beträten. Laura spürte

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