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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Realität, die sich verändert hatte und deren Anblick ihn wünschen ließ, wieder in die Dunkelheit zurückkehren zu dürfen.
    Denn rings um ihn war ein Urwald, der aus feuchten, glitschigen Wurzeln bestand. Irgendetwas gab schrille Töne von sich, und je lauter es schrie, desto rascher und desto unkontrollierter wuchsen die Wurzeln rings um ihn.
    »Mutter!«, schrie jemand. Krasarhuu. »Hilf mir! Sie tun mir weh! Lass sie büßen!«
    Mutter. Arun erinnerte sich an die Elfenfrau, die im Erdwerk verwurzelt gewesen war und deren Fühler sie während der Reise zum Palast des Herrschers begegnet waren, weitab von ihrem heimatlichen Gebiet.
    War sie das? Hatte sich die Alte bis hierher ausgebreitet? Hatte sie das Schicksal der Verholzung auf sich genommen, um das Reich der Gog/Magog zu erobern und nach ihrem geliebten Mann zu suchen?
    Arun blieb keine Zeit, lange nachzudenken. Er orientierte sich neu. Angela saß nach wie vor neben ihm auf dem Thron. Die Kristalle knabberten nun mit sichtbar erhöhter Geschwindigkeit an ihr. Lösten sie auf, tilgten sie aus dieser Welt. Die Menschenfrau sah dabei zu. In ihren Augen spiegelte sich Entsetzen; aber auch etwas wie Erleichterung war zu erkennen. Sie hatte es hinter sich. Was auch immer sie während der letzten Wochen erlebt hatte – es musste schrecklich gewesen sein. Sie fand nun ihren Frieden.
    »Angela!«, schrie der Mann neben ihr. Felix. Er wollte zu ihr, wollte sie beschützen. Doch er war von Dutzenden Wurzeln umfangen. Kaum hatte er mit seinen unmenschlichen Kräften eine oder zwei der Ranken zerrissen, kamen weitere herbei, um an ihre Stelle zu treten. Sie umschlangen seine Arme, seine Beine, seinen Hals. Sie scherten sich nicht um den Kristallbewuchs. Das widerliche Zeug wurde von den Wurzeln heruntergeraspelt und fiel klirrend zu Boden. Darunter kam nacktes und wundes Fleisch zum Vorschein.
    Doch Felix kämpfte weiter. Immer wieder hieb er zu, verbiss sich in den Wurzelbeinen von Krasarhuus Mutter, zerfetzte sie, gelangte Schritt für Schritt näher zu Angela. Er wurde von den Beinen geholt, er kroch vorwärts. Eine Schlinge um seinen Hals drohte ihm den Kopf abzureißen, er zerraspelte sie mithilfe einer kristallinen Fläche, die er sich vom blutenden Leib gezogen hatte. Nichts konnte ihn aufhalten. Er tobte und fluchte. War besessen vom Wunsch, seine Frau zu erhalten, sie vor dem Zugriff seiner unheimlichen Feinde zu retten.
    Angelas Unterkiefer fiel zu Boden und zerschellte. Die Menschenfrau nahm es teilnahmslos hin. Sie streckte die Arme oder das, was von ihnen übrig geblieben war, Felix entgegen, selbst nicht mehr fähig, sich vom Thron der Gog/Magog zu erheben.
    Es war eine Geste, die Arun nicht verstand. War das jene Form der Liebe, wie sie nur die Menschen kannten, oder steckte etwas anderes dahinter?
    Die beiden berührten sich an den Fingern, und als wäre ein Bann gebrochen, ließ Krasarhuus Mutter in ihren Bemühungen nach. Sie gewährte den beiden Sterbenden ihr letztes, kleines Glück.
    Oder lag sie selbst im Sterben? Denn die Äste und Ranken bewegten sich allerorts, als würden sie zittern, als würden sie ihrer Lebenssubstanz entzogen werden.
    Da war eine besonders breite Wurzel, und Arun hätte schwören können, dass sich darauf das Gesicht der alten Elfe abzeichnete. Es hatte den Mund im Schmerz weit geöffnet, als schrie die Frau. Und tatsächlich: Ein unheimlich klingender Ton erfüllte die Höhle, als Ausdruck größter Qual. Er kam von überall her, er hatte weder Anfang noch Ende, und er machte, dass die Wurzeln plötzlich erstarrten.
    Angela und Felix starben. Sie umarmten einander auf dem Thronstuhl, und als die Kristalle in rasantem Tempo weiter zerfielen, rissen sie große Teile der Substanz der beiden Menschen ab. Zurück blieben etwas Gewebe und trockener Staub, auf zwei Häufchen, die sich durch einen plötzlichen Windstoß zu einem einzigen vereinten.
    Wo war der Dolch Girne, wohin war er verschwunden?
    Es war dieses gewisse Denken, das Arun von Menschen unterschied. Der Tod der beiden war bedauerlich, und die Umstände waren schrecklich. Doch wichtig war einzig und allein, dass die Waffe gerettet und zu Laura gebracht wurde.
    Er sah sich um, während Stille einkehrte. Die Mutter Krasarhuus hatte ihr Vernichtungswerk getan; vielleicht war es ihr genug zu wissen, dass sie die Entführer ihres Mannes ihrem Ende zugeführt hatte. Oder war dies bloß eine kurze Erholungspause, befand er sich im Auge eines Sturms, der bald wieder und

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