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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wollte als Letzter flüchten. Er drehte sich ein letztes Mal um, als hinter ihm etwas laut und deutlich brach, Sand zu Boden bröselte und Geröll mit sich riss. Teile der Halle stürzten zusammen. Sie fielen auf die Wurzeln von Krasarhuus Mutter, doch sie scherte sich nicht weiter darum. Ihre Arme bewegten sich wie wild. Sie vernichtete alles, was ihr in den Weg kam.
    Nur den Sohn, der nach wie vor den dürren, nicht mehr als Gog/Magog erkennbaren Leib seines Vaters vor sich hertrug, verschonte sie. Krasarhuu schrie. Weinte. Tobte. Ließ die Schwärze aus sich raus. Sie breitete sich mit erschreckendem Tempo aus, und es war abzusehen, dass sie die Halle bald zur Gänze ausfüllen würde.
    Arun zwängte sich in das Loch und bewegte sich auf allen vieren vorwärts. »Schneller!«, trieb er seine Begleiter vor ihm an, sobald er sie eingeholt hatte.
    Kaum hatten sie einen benachbarten Raum erreicht und konnten wieder aufrecht stehen, zeigten sich auch hier Spuren von Krasarhuus Dunkelheit und Bodensprossen, die darauf hindeuteten, dass die Mutter des Schwarzelfen dabei war, immer größere Teile des Tiefenreichs für ihren Leib zu beanspruchen.
    Wieder lief Nidi vorneweg, und wusste er einmal nicht weiter, kam ihm Aswig zu Hilfe. Die beiden ergänzten sich ausgezeichnet, und sie fanden die richtigen Wege mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Sie schluckten Staub, wichen Felsbruch aus, entkamen nicht nur einmal den Armen der Wurzelelfe, kletterten höher und höher, durch ein Reich, das im Gesamten zu kollabieren drohte. Einmal hatten sie die Gelegenheit, einen der größeren Wurzelarme von Krasarhuus Mutter zu bewundern: Er war so groß wie ein Haus, und er zerquetschte Gestein, als bestünde es aus einem Klumpen Zucker.
    Wie hatte es jemals so weit kommen können? War es Hass, der diese Elfenfrau genährt hatte, oder hatte Krasarhuu eine wachstumsfördernde Kräutermischung für sie hergestellt?
    Arun verdrängte die Fragen rasch wieder. Er scheuchte seine Begleiter vor sich her, erbarmungslos, ohne auf ihre Erschöpfung Rücksicht zu nehmen. Harmeau bewegte sich mit bemerkenswerter Sicherheit, trotz seiner schrecklichen Wunde, und kam er einmal aus dem Tritt, half Arun ihm weiter.
    Wie entkamen sie? Wie fanden sie den Weg zurück ins Freie? Wie lange dauerte die Kletterei? Stunden, Tage?
    Arun wusste es nicht zu sagen. Der Rückmarsch erfolgte wie in Trance, und erst als sie durch eine dünne Grasnarbe stießen und plötzlich vom Tageslicht geblendet wurden, wurde er sich der außergewöhnlichen Leistung bewusst, die sie vollbracht hatten.
    Der Dolch Girne in seiner Hand fühlte sich mit einem Mal ... falsch an. Er reichte ihn, ohne ein Wort zu sagen, an Nidi weiter. Er wusste, dass der Kleine der einzig Richtige war, die Waffe zu tragen.
    Die Erde wankte. Irgendwo hinter ihnen stiegen Staubwolken hoch, und Arun meinte, in weiter Ferne einen endlos langen Wurzelstrang zu sehen, der das offene Land durchackerte.
    »Weiter!«, befahl er und deutete in jene Richtung, wo er die Cyria Rani wusste. Seine Verbindung zum Schiff war stark. Er fühlte, wo sie war und auf ihn, den Kapitän, wartete. Es waren nur wenige Kilometer zu bewältigen. Dennoch ordnete er Laufschritt an. Dieser so friedlich wirkende Flecken Erde würde bald verschwunden sein, und wenn sie sich nicht beeilten, würden sie selbst und womöglich auch das Schiff dieses Schicksal teilen.
    Arun musste lachen, und es wirkte so befreiend, dass seine Begleiter allesamt einstimmten, sogar der griesgrämige Alte, Harmeau, dessen Wunde im grellen Tageslicht noch grausiger wirkte als im Zwielicht der Tiefe.
    Sie hatten es geschafft. Irgendwie.

15.
    Die Rückreise
     
    Unter ihnen war sterbendes, bald totes Land. Alle Besatzungsmitglieder der Cyria Rani, die dienstfrei hatten, hingen steuer- oder backbords an der Reling und starrten betroffen in die Tiefe. Auch jene, die eigentlich zu arbeiten hatten, blickten immer wieder auf das sterbende Land hinab.
    Arun konnte es seinen Leuten nicht verdenken. Ein Gebiet, dessen Ausdehnung nicht einmal erahnt werden konnte, ging unter. Mit ihm war ein ganzes Volk vernichtet worden. Eine Kultur. Ein Lebensbereich samt all seinen Ausprägungen, die facettenreicher gewesen waren, als er sich hätte vorstellen können.
    Andererseits aber hatte es sich auch um die größte Plage aller Völker gehandelt, die aus gutem Grund hier hinter der Mauer eingesperrt gewesen war. Es war so das Beste: Die Gog/Magog durften nicht überleben, kein

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