Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Krasarhuu, nachdem er das Gespräch beendet und sich abgewandt hatte. »Dieser überhebliche Sesselfurzer wird einen sehr schmerzhaften Tod erleiden.«
Arun blieb ruhig. Er wartete, hörte zu, beobachtete. Jede Kleinigkeit, die er hier, in der Höhle des Löwen, aufnahm, konnte wichtig werden.
»In etwa einer Stunde bekommen wir eine Audienz bei unserem viel geliebten Herrscher«, fuhr Krasarhuu fort, nun bereits wieder gefasst. »Bis dahin müssen wir uns die Zeit totschlagen.« Er winkte Arun und seine Begleiter näher heran. »Du solltest ein wenig über mein Volk erfahren.« Er deutete nach rechts, dorthin, wo Gog/Magog, Sklaven oder Leibeigene, warteten. Einer von ihnen löste sich aus der Menge, kam auf ihn zu, ließ sich von Krasarhuu seine Wünsche nennen und zeigte ihnen dann, wohin sie ihm folgen sollten.
Der Gog/Magog führte sie durch mit dicken Tuchbahnen abgehängte Zugänge in einen Tunnel, der steil bergab führte. Irgendwann erkannte Arun am Fels, der sie umgab, dass sie den riesigen Sandstein verlassen hatten und nun einen tiefer gelegenen Bereich erreichten. Hier war alles nur grob behauen; an den Wänden zeigten sich sonderbare Spuren, Reste dunkler Flüssigkeit womöglich.
Schreie erwarteten sie – und das Klirren von Waffen, die aufeinanderprallten, immer wieder.
Sie wurden in eine Art Logenbereich geleitet, von dem aus sie auf eine Arena hinabsahen, die von einer Hundertschaft von Gog/Magog bevölkert wurde. Allesamt hieben sie erbittert aufeinander ein. Nicht mit Übungswaffen, wie man hätte erwarten können, sondern mit Schwertern, deren Klingen scharf und rot gefärbt waren.
»Die Besten der Besten«, sagte Krasarhuu, nicht ohne Stolz. »Sie werden hier unterrichtet und ausgebildet. Nur jeder Zehnte überlebt das erste Jahr, und bestenfalls jeder Fünfzigste schafft es, die gesamte Ausbildung weitgehend unverletzt zu überstehen.«
Die Intensität, mit der die Gog/Magog aufeinander eindroschen, war erschreckend. Nicht nur, dass sie mit beträchtlichem Kraftaufwand kämpften – sie zeigten dabei auch ein taktisches Geschick, wie er es bei den Wolfs- und Hundeähnlichen bislang nicht festgestellt hatte. Arun, der sich für einen der besten Schwertkämpfer der Luftmeere und der darunter liegenden Reiche hielt, hätte es womöglich mit einem von ihnen aufnehmen können. Doch schon der zweite Kämpfer hätte ihn gemeinsam mit seinem Kameraden in die Ecke gedrängt, und der dritte wäre sein sicherer Tod gewesen.
»Du bist beeindruckt, nicht wahr?«
»Ja«, gab Arun unumwunden zu. »Aber du weißt sehr wohl, dass bei den Kämpfen an der Oberfläche nicht nur die Geschicklichkeit mit der Waffe zählt. Die magischen Kräfte ...«
»... sind irrelevant, wenn man Verbündete besitzt, die in diesen Künsten ebenfalls bewandert sind. Letztlich kommt es aufs Kampfgeschick an. Und wie du siehst, gibt es davon hier reichlich zu bewundern.«
»Ich weiß nur zu gut, dass euer König Akuró mit seinen Truppen an der Seite des Schattenlords bereitsteht. Er ist doch noch euer König, oder?«
»Die Rechtsnachfolge wurde vorerst einmal ... provisorisch geklärt. Was dich im Übrigen nichts angeht.«
»Ich bin nun mal an den politischen Umtrieben der Gog/Magog interessiert. Ihr seid ein lustiges Völkchen.«
Krasarhuu mochte ein intelligentes Wesen sein; aber mit Aruns Zungenfertigkeit kam er ganz offensichtlich nicht zurecht. Er atmete schwer und hatte Schwierigkeiten, an sich zu halten.
Gut so.
»Deine Spötteleien werden dir schon noch vergehen, Elf. Vielleicht sollte ich dich so lange am Leben erhalten, bis das Reich Innistìr zur Gänze von diesen Kriegern erobert ist. Sodass du all das untergehen siehst, was du liebst und schätzt, bevor du selbst stirbst.«
»So weit wird es niemals kommen.«
»Oh doch, Arun. Die Gog/Magog sind nicht aufzuhalten. Vielleicht unterliegen sie dieses Mal, vielleicht verlieren sie all ihre Kämpfe während der nächsten zwanzig Jahre. Aber die Tiefe, das Reich der Tiefe, ist von euch Oberflächenbewohnern nicht zu erobern. Wir werden zurückkommen, immer wieder. Jedes Mal stärker, jedes Mal mit mehr Wissen. Es ist einerlei, ob wir einen Alberich an unserer Seite haben oder nicht; gegen die Massen der Gog/Magog und ihre Kampfkraft gibt es kein Bestehen.«
Arun wollte amüsiert wirken. Doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Der Schwarzelf hatte womöglich recht. Sie hatten gerade mal den Weg in die Tiefe gefunden, bevor sie geschnappt worden waren. Auch
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