Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
In einem visionären Traum hatte Laura eine seltsame Begegnung mit einem mysteriösen Mondelfen gehabt, der sie vor dem Schattenlord gewarnt hatte.
Irgendetwas war in ihr, was Alberich nutzen wollte, anders ließ sich sein Interesse an ihr nicht erklären. Deswegen hatte er sie geradezu zu sich gelockt , daran bestand für Laura kein Zweifel.
Alberichs Zornesausbruch über Lauras unbedachte Offenbarung seiner Identität passte zu allem vorher Erlebten. Der Schattenlord hatte sich bisher als unberechenbar, gewalttätig und grausam gezeigt, als manipulativ vor allem. All das war der Drachenelf auch.
Das bedeutete, dass die Gemeinschaft auch jetzt keinen unbeobachteten Schritt tun konnte, egal was sie unternahm. Über Laura als Medium war der Schattenlord stets über alles unterrichtet. Und er benutzte Lauras Freunde als Werkzeug. Laura zweifelte nicht daran, dass er ebenso mit den Geiseln etwas Bestimmtes vorhatte, deshalb würde er sie zunächst gewiss am Leben lassen.
Wir kamen ihm alle sehr gelegen , dachte sie. Helfen ihm dabei, seine Macht zu mehren und seinen Eroberungsfeldzug zu starten.
2
Routenplanung
K urz vor dem Mittag deutete Jack nach vorn. »Seht mal, da unten die Senke! Wasser, Schatten, alles, was es braucht! Wir sollten dort rasten und über den weiteren Weg beraten.«
Alle stimmten dankbar zu, vor allem Finn, dem die Arme von den schweren Kettenzügeln wehtaten. Die Renoswiins marschierten unermüdlich im gleichen Tempo, ihnen war keinerlei Anstrengung oder Unwilligkeit anzumerken.
»Der Elfenzauber wirkt gut«, äußerte sich Rimmzahn lobend. So drückte er seinen Dank an die Elfen aus. Laura lächelte in sich hinein; ab und zu bewirkte diese Reise auch etwas Gutes.
Sie hatten sich alle inzwischen entspannt, waren allerdings von der schaukelnden Fahrt in dem unbequemen Gefährt staubig, verschwitzt und erschöpft. Den meisten war es flau im Magen.
Finn zog an den Zügeln; Cwym und Bathú sprangen ab, als der Wagen etwas langsamer fuhr. Sie liefen nach vorn und streckten die Hände aus. Laura konnte nicht verstehen, was sie murmelten, aber sie sah wieder die feinen silbernen Fäden. Die Renoswiins wurden langsamer und hielten an.
Erleichtert verließen alle den Karren, voller mehlweißer Schwitzflecke, und mühten sich ab, wenigstens den Staub auszuklopfen. Laura musste sich festhalten, bis sie den Stillstand nach der permanenten Schaukelbewegung ausgleichen konnte.
Milt stolperte über seine eigenen Füße. »Karys ist seekrank geworden, wir sind dafür jetzt landkrank«, lachte er.
Sie holten ihre Sachen und ließen sich an dem kleinen Weiher nieder, dessen klares Wasser Sicht bis auf den Kiesgrund erlaubte. Auch hier kräuselte sich die Oberfläche immer leicht, sodass eine richtige Spiegelung nicht möglich war; es gab nur ein verschwommenes Bild. Laura war dankbar darum; sie wollte gar nicht so genau wissen, wie sie aussah. Allerdings fiel ihr auf, dass ihr Haaransatz allmählich blond wurde und dass die roten und blauen Strähnen in dem Schwarz fast nicht mehr vorhanden waren.
Bei den Männern wucherte größtenteils der Bart, und Jack fuhr sich nicht nur einmal mit unglücklicher Miene durch das deutlich gewachsene Haar. Ja, sie veränderten sich, und im Lauf der Wochen würde dies immer deutlicher werden. Rimmzahn und Felix hatten immerhin an Gewicht verloren, doch der »Computerspeck«, wie Laura ihn nannte, war immer noch zu sehen. Sicherlich würden sie aber zusehends an Ausdauer und Fitness dazugewinnen, je länger sie unterwegs waren.
Andreas und Finn breiteten eine Decke aus, und jeder holte etwas von seinen Vorräten hervor. Das Wasser des Weihers war kalt, aber sehr süß und wohlschmeckend.
»Himbeerwasser«, konstatierte Rimmzahn mit verdutzter Miene.
»Almdudler«, sagte Felix.
»Was ist das denn?«, fragte Milt erstaunt.
»Österreichische Kräuterlimonade«, gab der Deutsche Auskunft. »Luca ist ganz verrückt danach. Ich eigentlich nicht, aber ... ich habe gerade an ihn gedacht.«
»Ich schmecke Johannisbeerschorle«, äußerte Laura.
Es war nicht das erste Mal, dass sie das erlebten. Mittlerweile war es zum vergnügten Austausch geworden, was dem gemeinsamen Essen eine ganz neue Dimension verlieh. Nichts in diesem Land schmeckte so, wie es sollte, sondern so, wie man wollte. Das war eine der wenigen positiven Erfahrungen, die sie bisher gemacht hatten.
»Und ich Wodka!«, rief Finn. »Hicks! Prost!«
Als alle ihn entgeistert anstarrten, brach er
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