Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
Alberich drin zu halten. Bei Laura soll aber verhindert werden, dass jemand reinkommt.«
»Oder auch nicht.« Milt dachte laut nach. »Ich halte es für möglich, dass Laura drin bleiben soll. Wenn sie die Barriere selbst errichtet hat, dann erst recht.«
»Dann rennen wir eben dagegen an wie gegen ein Bollwerk«, schlug Finn vor. »Selbst die Mauern von Jericho sind eines Tages gefallen.«
»Ich könnte es tun«, bot Nidi sich an. »Mit meinem Gold. In Alberich hat es ordentliche Löcher gefressen. Ich will Laura natürlich nicht verletzen, aber ... ich könnte versuchen, die Barriere zu öffnen. Und mit dem Gold kann ich sie sogar finden und ihr einen Weg weisen.«
Veda dachte nach. »Du riskierst viel dabei, Nidi.«
»Weiß ich schon. Aber ich schulde es Laura. Sie hat mich befreit. Außerdem ist sie meine Freundin. Und wie du gesagt hast, wir brauchen sie.«
Nidi setzte sich an Lauras Seite und legte seine winzige, langfingrige Hand in ihre. »Ich kann ja nochmals nachsehen, ob es nicht ein paar Lücken gibt. Ich glaube nämlich, so etwas bemerkt zu haben ... Töne, die hängen geblieben sind.« Er sah zu dem Mann von den Bahamas. »Dein Gesang, Milt. Ich glaube, da ist etwas zu ihr durchgesickert.«
Er nickte, die Lippen zusammengepresst, die Hände geballt. Finn kämpfte ganz deutlich mit sich und schaffte es tatsächlich, den Mund zu halten.
»Und was ist mit dem eisigen Wind?«, warnte Veda.
»Das schaff ich schon. Du hältst mich ja, nicht wahr?« Treuherzig bückte er zu ihr auf.
»Veda ... ich weiß nicht, wie ...«, begann Milt rau.
»Keine Sorge, Milt, der Tag der Abrechnung wird kommen«, sagte die Amazone. »Ich werde dich an deine Schuld erinnern.« Sie richtete den Blick aus ihren hell leuchtenden Augen auf Finn. »Du wirst deine noch heute abtragen.«
»Alles, was du willst«, versicherte Finn strahlend.
Nidi und Milt wechselten einen Blick, enthielten sich aber jeglichen Kommentars.
»Also, wollen wir?«, drängte Nidi.
Die Amazone war dafür. »Verlieren wir keine Zeit. Ich will das Bankett heute Abend nicht versäumen.« Veda zog die Phiole mit dem Lebenswasser hervor. »Davon wirst du etwas zur Stärkung nehmen, und dann bekommt Laura etwas eingeträufelt. Es kann möglicherweise die Barriere schneller niederreißen. Zumindest wird es ihren Körper stärken.«
»Wird sie dadurch nicht unsterblich?«, fragte Finn.
»Es wirkt nur begrenzte Zeit. Aus dem Grund starb Johannes ja nach dem Versiegen der Quelle. Aber Laura kann dadurch einen enormen Energieschub erhalten, da sie jung und gesund ist. Es könnte also sein, dass sie in den nächsten Tagen ein wenig ... anstrengend ist, bis die Wirkung nachlässt.«
»Ja, bitte«, entfuhr es Milt.
Finn war wiederum ein Wunder an Beherrschung, sein Gesicht drückte Stolz auf sich selbst aus, und dann konzentrierte er sich auf das Geschehnis.
Veda gab Nidi zu trinken und träufelte dann ein paar Tropfen des kostbaren Quells auf Lauras Zunge. Der kleine Schrazel versenkte sich erneut und wurde von der Amazone geführt. Bald stand er wieder vor der weißen Barriere und fing an, nach einer Lücke zu suchen.
»Ich brauche Hilfe«, sagte die Ohnenamenfrau. »Ich weiß, ich bin nicht allein. Jemand muss mich hören. Jemand muss mir helfen.«
Der Boden zitterte und bebte kurz, und sie taumelte. War das eine Reaktion auf ihren Willen? Hatte etwa das makellose Weiß in der Mauer geflackert?
Ein dunkler Schatten zog über sie hinweg und war fort, ehe sie ihn erfassen konnte.
Sie machte sich selbst Mut. »Ich bleibe standhaft. Hier ist es nicht zu Ende.«
Dann spürte sie, dass etwas anders war, und wandte den Blick.
Da stand er . Weißhaarig, bleichhäutig, hochgewachsen und schmal. Augen, die hell und silbrig wie der Mond leuchteten, lange dünne, spitze Ohren. Ein bodenlanges, glitzerndes Gewand mit hohem Kragen, in der Hand ein verzierter silberner Stab. Kein Schattenriss, sondern etwas ... ganz anderes.
»Bist das ... ›du‹?«
Wir sind uns bereits begegnet. Ich bin hier, um dir zu helfen.
»Dann kennst du meinen Namen?«
Ja.
Sie wartete.
Als nichts weiter folgte, fragte sie: »Ich habe einen Namen?«
Ja.
Sie erkannte, dass es sinnlos war, danach zu fragen. »Du« konnte es ihr nicht sagen, weil sie ihn selbst finden musste. Er konnte ihr nicht geben, was in ihr war. Aber wer war er?
Ich bin ein Mondelf, erklärte das glitzernde Wesen. Ich kann durch die Geisterwelt schreiten und habe deinen Ruf gehört.
»Ich bin in der
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