Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
Lebenswasser mit mir. Sieh her.« Sie griff erneut an ihren Gürtel und holte aus einer innen verborgenen Tasche eine Phiole hervor. »Venorim hat nichts damit zu tun, ich habe es von Königin Anne persönlich erhalten.« Nun war sie interessiert - endlich. »Und wie stellst du dir vor, soll das helfen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Finn kleinlaut. »Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus. Aber wenn es das Lebenswasser ist, muss es doch etwas bewirken können, nicht wahr? Es erweckt ja nicht nur zum Leben, es heilt auch.«
»Aber nur äußere Wunden.« Ihr Gesicht verdüsterte sich kurz. »Zumindest bei mir ist das so«, fügte sie murmelnd hinzu.
»Stammst du aus meiner Welt?«, bohrte Finn nach.
»Geh nicht zu weit, Grashalm.«
»Laura ist meine Freundin. Sie ist einundzwanzig Jahre alt. Milt und sie haben sich gerade erst gefunden. Und ich glaube, sie hat noch eine verdammt wichtige Rolle zu spielen.« Da fiel es Finn ein. »Ja, genau«, fuhr er eilig fort. »Sie ist wahrscheinlich sogar die Einzige, die Königin Anne und König Robert finden kann. Glatzkopf und Bohnenstange - zwei Elfen, die mit uns geflogen sind - haben es gesagt: Sie kann die Lebensadern des Reiches spüren, und ich glaube, über so eine Ader finden wir die Herrscher.«
Veda stutzte. »Sie kann sie spüren?«
»Ja«, sagte Finn eifrig. »Sie empfindet es als warm unter ihren Füßen. Sie hat uns damit schon oft geholfen, den richtigen Weg zu finden. Und ... sie hat den Kapitän des Seelenfängers im Schach besiegt und zwei Kinder aus seinen Klauen befreit. Und dafür gesorgt, dass wir alle unbeschadet gehen konnten.«
Veda runzelte die Stirn. »Jetzt verstehe ich, warum Alberich sie unbedingt haben will. Und er wird keinesfalls aufgeben, sie wieder in seine Fänge zu bekommen - er kann sie auch so benutzen, wenn sie nicht bei sich ist.«
»Lass das Milt lieber nicht hören«, sagte Finn erschrocken.
»Du hast recht. Wir müssen es versuchen.« Die Amazone war nunmehr entschlossen zu helfen. Finns letzte Worte waren genau die richtigen gewesen, und er war unendlich erleichtert, dass sie ihm rechtzeitig eingefallen waren.
Hoffentlich war Hilfe auch wirklich möglich.
»Also dann, lass uns gehen - vorher allerdings lass uns etwas klären.«
Jetzt kam es. »Äh ... ja?«
»Das kostet dich etwas.«
Er räusperte sich. »Sicher.«
»Ich erwarte, dass du nach dem Bankett zu meiner Verfügung stehst. Und ich möchte dir raten, über ein gutes Stehvermögen zu verfügen, weil du ansonsten morgen einige Heiler benötigen wirst, um dich wieder zusammenzuflicken.«
Finn brauchte eine Weile, bis er die Worte verstanden hatte und ebenso, dass Veda es ernst meinte. Sehr ernst sogar.
»Oh«, machte er und merkte, wie seine Wangen zu glühen anfingen. »Oooohhhh ...«
Milt hielt Laura in seinen Armen, als Finn und Veda eintrafen. Er sah erstaunt hoch und begriff nicht, was eine Kriegerin hier zu suchen hatte.
»Nidi«, sagte Veda. »Du bist frei?« Davon hatte sie anscheinend noch nichts mitbekommen; Finn hatte es ihr vorhin nicht gesagt.
»Laura hat mich befreit«, antwortete der Schrazel.
Die Amazone bedachte Laura mit einem langen Blick. »Sie scheint der Dreh- und Angelpunkt aller Geschichten zu sein. Haben die anderen das gewusst?«
»Sie haben nicht gefragt. Sie haben irgendwie Angst vor Laura. Oder vielmehr vor dem, was sie mitgebracht haben könnte.«
»Laura hat nichts ...«
»Sei still ... Milt, richtig? Bevor du etwas Unbedachtes sagst, schweig besser. Du weißt es, ich weiß es. Aber das ist nicht zu ändern, und ich vermute, es wäre nie zu ändern oder zu verhindern. Belassen wir es für heute dabei. Wir reden morgen darüber.«
Sie beugte sich über Laura. »Nidi, kannst du Gold opfern?«
»Für Laura immer. Und ich hab mich gestärkt. Was kann ich tun?«
»Schauen wir mal, ob wir überhaupt einen Zugang zu ihr finden.« Sie richtete sich auf. »Milt und Finn, ihr beide geht jetzt schön brav zu dem Fenster da hinüber und spielt Dekoration. Ich will nichts von euch hören, und sehen will ich euch nicht näher als da drüben. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Herrin«, sagte Finn hingerissen. Seine Wangen glühten wieder auf.
Milt sah Veda, die gut zehn Zentimeter größer war als er, aus müden und rot geränderten Augen an. »Darf ich jetzt wirklich ... hoffen?«
»Ich kann dir nichts versprechen, Milt, aber ich sehe eine Möglichkeit. Dein Freund hat mich darauf gebracht, und du solltest für ihn hoffen,
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