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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Herausforderung mehr dar und langweilte ihn nur noch.
    Doch nach draußen wagte er sich nicht. Zum einen sah er durch die halb geöffneten Fenstervorhänge, dass die drei Männer immer noch auf dem Dorfplatz standen, zum anderen hatte er Milt versprochen, auf Laura achtzugeben. Dieses Versprechen - im Gegensatz zu vielen anderen vor ihm - nicht zu brechen, hatte Nidi sich fest vorgenommen.
    Ich werde es einhalten, dachte er entschlossen. Milt und Finn verlassen sich auf mich.
    Er stieß sich ab, streckte dabei seinen Greifschwanz nach dem nächsten Balken aus. Doch er war so in Gedanken versunken, dass er erst im Flug merkte, wie kurz sein Sprung war. Zu kurz. Die Spitze seines Greifschwanzes berührte den Balken zwar noch, glitt jedoch daran ab. Erschrocken grunzte er, warf gleichzeitig einen Blick nach unten, um Hindernisse auf seinem Weg zum Boden auszumachen. Er fand keines, nur den Teppich, der die Bodenbretter bedeckte.
    Nidi drehte sich und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppich. Im ersten Moment war er versucht, wieder nach oben zu klettern, um den Sprung noch einmal zu versuchen, doch dann zögerte er. Irgendetwas an dem Geräusch seiner Landung erschien ihm seltsam. Zuerst klopfte er mit den Fingerknöcheln auf den Teppich, dann, um sicherzugehen, auf die Bretter daneben.
    Es klang hohl.
    Nidi warf einen kurzen Blick auf das Podest. Laura und Harlenn regten sich nicht. Neugierig zog er den Teppich ein Stück zur Seite. Darunter kam kein Staub zum Vorschein, sondern das Scharnier einer Falltür. Dann ein zweites und schließlich auf der anderen Seite ein in die Tür eingelassener Eisenring. Er war mit einem Strick verknotet
    Ich werde mein Versprechen nicht brechen, dachte Nidi zum wiederholten Mal, sondern nur ganz kurz nachsehen, was sich unter der Tür befindet.
    Solange er die Hütte nicht verließ und Laura sehen konnte, war daran wohl nichts auszusetzen.
    Er löste den Knoten, nahm den Eisenring in beide Hände und zog. Seine ganze Kraft musste er aufbringen, um die Tür wenigstens eine Handbreit weit zu öffnen. Kühle Luft strömte ihm entgegen. Er spürte, dass der Raum unter ihm groß war, vielleicht sogar größer als die Hütte. Langsam ließ er die Tür wieder sinken. Vollständig öffnen konnte er sie nicht, dafür war sie zu schwer.
    Nidi sah sich um und entdeckte einen leeren Eimer in einer Ecke hinter der Eingangstür. Ein Strohbesen stand daneben.
    Das könnte gehen, dachte er, während er bereits aufgeregt zum Eimer lief, ihn neben der Falltür abstellte und auf die Seite legte. Dann zog er ein zweites Mal an dem Eisenring. Er bekam die Falltür so weit auf, dass er sie auf den Knien abstützen und dann wie ein Gewichtheber mit den Armen nach oben drücken konnte. Sein Greifschwanz packte den Eimer und brachte ihn zwischen Tür und Holzboden in Position. Seine Muskeln schmerzten, und seine Knie zitterten vor Anstrengung, als er die Tür vorsichtig losließ. Der Eimer knirschte einmal kurz, aber er hielt.
    Nidi trat zurück und schüttelte seine Arme aus. Im Halbdunkel der Hütte sah er eine Treppe, die nach unten führte, und nackten grauen Fels. Die Luft roch weder abgestanden noch alt. Die Dorfbewohner mussten diesen Keller oft betreten.
    Dort unten lagern bestimmt nur ein paar Vorräte. Nidi versuchte vergeblich, seine Aufregung zu bezähmen. Abgesehen davon darf ich die Hütte nicht verlassen.
    Aber der Keller war ja Teil der Hütte, dachte er gleichzeitig. Er brach sein Versprechen nicht, solange er auf Laura aufpassen konnte. Und ob sich zwischen ihm und ihr nur Luft befand oder ein paar dünne Bretter, war bestimmt unerheblich. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass ihr in den wenigen Atemzügen - und länger würde er bestimmt nicht unten bleiben - etwas zustieß. Das war sehr unwahrscheinlich.
    Trotzdem warf Nidi einen letzten Blick auf sie. »Ich bin gleich wieder da, Laura, keine Sorge.«
    Sie reagierte nicht.
    Nidi duckte sich unter der Falltür hindurch und ging vorsichtig die Treppe hinunter. Die Stufen waren ausgetreten und uneben, aber er hätte schwerer sein müssen, um sie knarren zu lassen. Das wenige Licht, das durch den Türspalt fiel, reichte Nidi. Er konnte seine Umgebung erkennen. Der Gang, der vor ihm lag, war schmal. Regale standen zu beiden Seiten, darunter Fässer, manche offen, andere geschlossen. Nidi sprang auf eines der Regale, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Die offenen Fässer waren größtenteils leer, was die

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