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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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auf eine Hand. »Ich verstehe das Problem nicht. Wenn du denkst, dass der Schattenlord Laura folgt, dann wird er mit ihr aufgebrochen und nicht im Krater geblieben sein.«
    »Ich kann nicht das Leben der anderen riskieren, nur weil ich etwas denke«, sagte Cedric scharf. Der Geschmack des Obstbiers lag wie eine faulige zweite Haut auf seiner Zunge. »Um nach ihm zu suchen, muss ich meine geistigen Fühler ausstrecken. Dabei hinterlasse ich Spuren, das wisst ihr so gut wie ich. Spuren, die der Schattenlord zurückverfolgen und für einen Angriff nutzen könnte.«
    Bricius und Veda schwiegen einen Moment. Dann schüttelte der Laubelf den Kopf. »Ich glaube nicht, dass der Schattenlord diesen Ort überhaupt sehen kann. Der Krater ist zu gut abgeschirmt. Aber um dir die letzte Sorge zu nehmen, würde ich vorschlagen, dass du dich tief in die Höhlen zurückziehst, wenn du nach ihm suchst. Auf diese Weise kann niemand in deiner Nähe in Gefahr geraten.«
    »Eine gute Idee.« Cedric zögerte. Er wusste, dass seine nächsten Worte auf Widerstand stoßen würden.
    »Dir liegt noch etwas auf dem Herzen?«, fragte Veda.
    »Ja, allerdings. Um ehrlich zu sein, geht es mir und meinen ... Verbündeten ziemlich auf den Sack, dass wir bislang nicht mit dem sprechen konnten, der hier die Zügel in der Hand hält.«
    »Du meinst Sgiath«, sagte der Laubelf. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja. Die anderen Sucher und ich sind uns nicht sicher, dass er versteht, wie wichtig unsere Aufgabe ist. Wir wollen mit ihm reden. Nicht persönlich, von Angesicht zu Angesicht, aber wir wollen zumindest seine Stimme hören.«
    Veda lächelte. »Ihr glaubt nicht, dass er existiert, richtig?«
    Ihr herablassender Blick machte Cedric wütend. Er hatte sich vorgenommen, diplomatisch zu sein und ruhig zu bleiben, doch seine wahre Persönlichkeit riss die guten Vorsätze davon wie eine Flutwelle. »Das könnt ihr uns ja wohl kaum verdenken. Ihr erzählt was von einem Typen, der euch Befehle erteilt, wisst aber weder, wie er aussieht, noch wie er heißt. Ihr nennt ihn Sgiath, den Flügel, weil ihr glaubt, dass er euch in die Freiheit emportragen wird oder irgend so einen Quatsch, und wir anderen haben gefälligst zu schlucken, was ihr behauptet. Aber wir sind keine Hinterwäldler, die ihren Arsch nicht einmal mit einer Fackel finden würden. Wir sind die Sucher, wir haben unser Leben der Suche nach dem Schattenlord gewidmet, und wir haben verdammt noch mal das Recht, mit eurem Anführer zu sprechen!«
    Und herauszufinden, ob wir ihm trauen können, fügte er in Gedanken hinzu. Doch er sprach es nicht aus. Trotz seines mangelnden diplomatischen Verständnisses war ihm klar, dass er damit die Iolair endgültig gegen sich aufgebracht hätte.
    Bricius drehte seinen Holzbecher zwischen den Fingern und dachte nach, bevor er antwortete. »Wir haben großen Respekt vor eurer Aufgabe und eurem Pflichtbewusstsein, und darin schließe ich Sgiath ein. Ein Treffen mit dir oder einem anderen Sucher ist jedoch ausgeschlossen.«
    Cedric schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Holzbecher hüpften einmal kurz hoch, Bier schwappte in der Karaffe hin und her. »Diese verdammte Geheimniskrämerei ...«
    Veda unterbrach ihn: »... ist der einzige Grund, weshalb es diese Revolution noch gibt. Und wir werden sie nicht riskieren, nur um eure Neugier zu stillen.«
    Im Gegensatz zu Bricius klang sie verärgert.
    Cedric atmete tief durch und stand auf. »Ich kann euch nicht zwingen, und da wir auf eure Gastfreundschaft angewiesen sind, gehe ich jetzt wohl besser.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Veda. »Dein Ärger ist verständlich, und ich trage ihn dir nicht nach. Aber du wirst nie wieder in so einem Tonfall mit mir reden.«
    Wie zufällig landete ihre Hand auf dem Griff des Dolches in ihrem Gürtel.
    Cedric wandte sich ab und ging. Erst als er die Felshöhlen verließ, begann er zu grinsen. Ich mag diese Frau, dachte er.

    Den Rest des Tages verbrachte er damit, arbeitswillige Passagiere in Gruppen einzuteilen. Viele halfen den Iolair bereits auf eigene Faust, doch einige waren zu schüchtern und brauchten Ansporn. Die Fähigkeiten, mit denen sie in der Menschenwelt Geld verdienten, halfen den meisten nur wenig. Es gab keine Computer, keine Marketingabteilungen und keinen Verwendungszweck für Sachbearbeiter. Wer nichts konnte, aber körperlich in einer guten Verfassung war, wurde zur Feldarbeit eingeteilt, die anderen zum Brennholzsammeln oder Kochen. Die

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