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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wenigen Handwerker verteilte Cedric auf die entsprechenden Werkstätten.
    Die Menschen waren dankbar für die Arbeit, und obwohl Cedric es sich nicht eingestehen wollte, gefiel es ihm, ihnen helfen zu können. Er fertigte den Letzten in der Schlange ab und sah sich auf dem Platz um. Rimmzahn saß im Kreis seiner Untertanen und redete. Cedric fluchte lautlos, als er bemerkte, dass die Gruppe größer geworden war. Fast ein Dutzend Menschen saßen dort, darunter Gina, Rudy, Frans und Sandra. Keiner von ihnen hatte sich um eine Arbeit bemüht.
    Im ersten Moment wollte Cedric sie ignorieren, doch dann regte sich Ärger in ihm. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging über den Platz auf die Gruppe zu.
    Rimmzahn unterbrach sich, als er ihn sah. »Bist du mit deinem Amt schon überfordert?«
    Cedric ging nicht darauf ein. »Hey, Rudy«, sagte er. »Du bist doch ein kräftiger Kerl. Wir könnten hinten am Kraterrand noch Leute brauchen, um ein Stück Wald zu roden.«
    »Kein Interesse.« Der Däne schüttelte den Kopf. Er trug ein altes, fleckiges T-Shirt, das mindestens zwei Nummern zu klein war. Die Aufschrift, irgendeine bunte Werbung, verschwand zwischen Speckrollen.
    »Würde dir aber guttun.«
    Cedric erwartete, dass Frans Rudy verteidigen würde, so, wie er es meistens tat, wenn es um dessen Gewicht ging, aber beide schwiegen.
    Er wandte sich an den älteren, grauhaarigen Mann, der neben den beiden saß. Sein Name war Hubert, und er war Professor für Mittelalterarchäologie - oder Elektrotechnik? Cedric hatte kein gutes Gedächtnis für solche Dinge. Er wusste nur, dass Hubert verwitwet war und aus Deutschland kam.
    »Und was ist mit dir? Ein wenig Küchenarbeit als Entschuldigung dafür, dass wir den Iolair die Haare vom Kopf fressen?«
    Hubert stützte den Kopf in beide Hände. Seine Haut war so schmutzig wie Rudys T-Shirt. Beide sahen aus, als hätten sie sich seit Tagen nicht mehr gewaschen.
    »Ich sehe keinen Sinn darin.«
    »Den habe ich dir doch gerade erklärt.« Cedrics Laune wurde schlechter.
    Erwartungsgemäß mischte Rimmzahn sich ein. »Wenn Professor Mertens keinen Sinn in dieser Arbeit sieht, dann wird er sicherlich Gründe dafür haben.«
    »Nichts hier ist real«, sagte Hubert. Er schien Rimmzahn nicht zugehört zu haben. »Je weniger ich mit dieser Welt interagiere, desto schneller wird mein Verstand das begreifen und mich in die Realität entlassen.«
    Cedric sah ihn zweifelnd an. »Für was bist du noch mal Professor?«
    »Oder vielleicht«, fuhr Hubert verloren in seinen Gedanken fort, »war selbst diese Welt nur imaginär, das Konstrukt eines Verstandes, der sich weigert, sein Schicksal als einzige Existenz in der unendlichen Leere des Kosmos zu akzeptieren.«
    »Mein lieber Herr Professor.« Rimmzahn räusperte sich. »Eine Diskussion über Solipsismus bringt uns an diesem Punkt wohl nicht weiter.«
    Maurice nickte, die meisten anderen starrten nur vor sich hin.
    Sie entgleiten ihm, dachte Cedric überrascht. Wie Simon war er davon ausgegangen, dass Rimmzahn für die schlechte Stimmung seiner Zuhörer verantwortlich war. Doch sie hörten ihm nicht einmal zu.
    Er startete einen letzten Versuch. »Sandra, hinten im Dorf ist eine Frau mit vier Armen, die phantastische Kleider näht. Sie würde sich bestimmt über ein Modell freuen.«
    Sie sah ihn an. In ihrem Blick lag eine Traurigkeit, die selbst ihm naheging. »Ist mir doch egal, worüber sie sich freuen würde.«
    Sandra stand auf und wandte sich von ihm ab. »Ich bin müde. Ich gehe jetzt schlafen.«
    »Die Sonne scheint doch noch«, rief Cedric ihr hinterher, aber sie drehte sich nicht um.
    Das ist nicht gut, dachte er. Überhaupt nicht gut.

8
    All die
    schönen Dinge
     
    I ch werde mein Versprechen nicht brechen.
    Nidi hielt sich mit seinem Greifschwanz an einem Dachbalken fest und schwang hin und her, ohne Laura dabei aus den Augen zu lassen. Sie schien zu schlafen. Ihre Lider waren geschlossen, sie atmete regelmäßig und langsam. Harlenn saß ebenso reglos neben ihr, berührte dabei Lauras Hand. Seit Stunden schienen sie sich nicht bewegt zu haben, und Nidi begann, sein Versprechen zu bereuen.
    Ich hätte mit Milt und Finn gehen sollen, dachte er. Hier passiert doch nichts.
    Er schwang sich empor, ließ einen Balken los und flog quer durch die Hütte bis zum nächsten. Eine Weile lang hatte ihn sein Spiel »Du darfst den Boden nicht berühren« unterhalten, doch nun kannte er jeden Balken und jeden Vorsprung. Es stellte keine

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