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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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geschlossenen enthielten, verrieten ihm eingebrannte Symbole im Deckel. Sie waren fast überall in Innistìr gleich und kennzeichneten Waren für Händler und Käufer.
    Nidis Laune sank. Getreide, Mehl, Bier und eingelegtes Gemüse, das war die Ausbeute der Fässer auf seiner Seite des Gangs. In den Regalen sah es kaum interessanter aus. Es gab ein paar Kisten mit Zwiebeln und Äpfeln, ein wenig Ziegenkäse, in Essig eingelegte Eier und ansonsten nur Bretter, Nägel und andere Baustoffe. Die Dorfbewohner brauchten wenig und besaßen wenig.
    Missgestimmt stieg Nidi von seinem Regal herunter und auf das an der anderen Gangseite. Der Anblick war der gleiche. Vorräte, Baustoffe und als einzige Abwechslung ein ausgebreitetes Ziegenfell. Der Schrazel rümpfte die Nase, als er darüberstieg. Es war schlecht gegerbt und stank. Kein Wunder, dass es in einem Keller gelagert wurde.
    Nidi blieb stehen und lauschte, aber über ihm blieb es still. Noch ein paar Schritte, dachte er, dann drehe ich um. Hier unten gibt es nichts ...
    Er unterbrach den Gedanken, als sein Blick auf ein Symbol fiel, das er nicht kannte. Neugierig kletterte er auf den Rand des Fasses. Der Deckel war nicht versiegelt, lag nur auf, wie bei den anderen Fässern, die nichts enthielten, was Mäuse oder Käfer fressen würden. Nidi hob den Deckel an - und ließ ihn sofort wieder fallen.
    Sein Herz schlug schneller, in seinen Fingern kribbelte es. Er schluckte, hob den Deckel ein zweites Mal an und verhielt reglos.
    Das Fass war voller Gold. Nidi sah Armreifen, Halsketten, Ohrringe und Gürtelschnallen, alles aus Gold. Der Schmuck wirkte protzig, hier und da waren Diamanten und andere Edelsteine in das Gold eingelassen. Für Nidi sah es so aus, als wären sie alle in der gleichen Schmiede entstanden. Er nahm einen Armreif, drehte ihn zwischen den Fingern, genoss das Gefühl des schweren, kühlen Goldes. Gedankenverloren steckte er ihn in sein Fell, ließ ihn mit sich selbst verschmelzen.
    All die schönen Dinge, dachte er.
    Er sprang auf das nächste Fass. Wieder fand er Goldschmuck. Dann lief er an einigen Fässern vorbei und öffnete wahllos eines auf der anderen Gangseite. Er fand Goldklumpen, manche davon so groß wie sein Kopf. Wie in Trance riss Nidi einen Deckel nach dem anderen auf. Gold, Silber, Erze, Edelsteine - es sah aus, als lagerte in dem Keller die Ausbeute einer gewaltigen Mine.
    Er trat einen Schritt zurück. Sein Mund wurde trocken. Auf einmal erkannte er, vor was er stand.
    Sie haben uns angelogen, dachte er
    Im gleichen Moment knarrte es auf der Treppe.

    »Er ist irgendwo hier unten.«
    Es war Brons Stimme, die Nidi hörte. Weitere Schritte folgten ihm, wahrscheinlich die der anderen beiden Männer. Das Licht einer Fackel erhellte den Gang und ließ das Gold in den Fässern glitzern.
    Rumaz fluchte. »Er hat das Gold gefunden. Hast du nicht behauptet, ein altes Ziegenfell würde dafür sorgen, dass niemand Wertvolles aufspüren kann, Dunin?«
    »Das hat mein Vater von seinem Großvater gelernt.«
    »Schöner Mist.«
    Nidi drückte sich tiefer in den Schatten der Apfelkiste, hinter der er sich versteckt hatte. Die Männer kamen näher. Durch die Ritzen zwischen den Brettern sah er, dass sie Knüppel trugen. Bron klopfte mit seinem gegen eines der Regale, als wolle er Wild aufscheuchen.
    »Affe!«, rief er. »Wir wissen, dass du hier unten bist. Komm raus, dann sorgen wir dafür, dass es schnell geht.«
    Wenn das kein Anreiz ist, dachte Nidi. Sein Blick fiel auf die Treppe, die keinen Steinwurf von ihm entfernt in die Freiheit führte. Dass die Männer die Falltür vollständig geöffnet hatten, war ihm während seines Streifzugs durch die Fässer nicht einmal aufgefallen. Er hatte sich von all den schönen Dingen ablenken lassen, und nun musste vielleicht nicht nur er, sondern auch Laura den Preis dafür bezahlen.
    Er fragte sich, wieso Harlenn nicht eingriff. War er mit dem, was die Männer taten, einverstanden, oder nutzten sie seine Trance einfach nur aus? Letzteres konnte Nidi sich nicht vorstellen. Im Dorf hatte man zu viel Respekt - oder Angst? - vor Harlenn, um ihn auf eine solche Weise zu hintergehen.
    »Eine Weile wirst du dich hier unten verstecken können, Affe«, sagte Bron, während er mit der Fackel die Schatten hinter den Fässern und die verborgenen Ecken der Regale aus der Dunkelheit riss. »Aber irgendwann wird dich dein Glück verlassen.«
    »Vielleicht hofft er ja auf seine Freunde.« Ein gemeiner Unterton schwang in

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