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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Milt beneidete ihn beinahe darum. Doch dann kam der Moment, den er bereits geahnt hatte. Ein Ruck ging durch den Wind, so als hätte jemand ein Seil um ihn gelegt, das er nun zurückzog.
    Milt drehte den Kopf, sah nach unten und entdeckte mehrere Elfen, die neben einigen großen Planwagen standen. Bron war einer von ihnen, ebenso Rumaz und ein kleines Mädchen, das er nicht kannte. Doch eine Gestalt zog seinen Blick von ihnen allen weg. Es war ein Mann, alt, gekrümmt, aber immer noch so mächtig, dass seine Magie knisterte wie Elektrizität. Er bewegte die Arme, zwang den Wind und damit auch Milt zu sich herunter. In seinem Blick lagen Selbstzufriedenheit und Arroganz.
    »Hast du ihn?«, fragte Bron.
    »Natürlich habe ich ihn.« Harlenn - Milt war sicher, dass er es war - grinste. »Er ist jünger und stärker als der Letzte. Wir werden ihn lange nutzen können.«
    Sie fingen an, ihr Dorf zu bauen, während der Wind sich in seinen Fesseln hin und her warf. Nur wenige Tage brauchten sie, bis es so aussah, wie Milt es kannte.
    »Dieser Körper ist schon schwach«, sagte Harlenn. Er hatte sich mit den anderen Männern des Dorfes in der großen Hütte versammelt. »Ich werde bald einen neuen brauchen.«
    Bron nickte. »Keine Sorge. Wir haben einen geeigneten gefunden.«
    Milt fragte sich, weshalb er so traurig dabei wirkte, aber der Wind zeigte ihm den Grund nicht. Das Dorf verschwand, geschützt von der Kuppel, die Harlenn erschaffen hatte, und der Wind begann zu toben. Gefesselt wie ein Hund an einer Kette raste er über das Land, wurde immer wieder von dem Zauber, der ihn fesselte, zurückgerissen. In seiner hilflosen Wut, getrieben von Hass und der Sehnsucht nach Rache, riss er den Boden auf. Erde, Laub, Sträucher und Tiere wurden emporgeschleudert und mit ihnen der Reichtum, der sich in diesem Land verbarg. Milt sah Goldbrocken, so groß wie Köpfe, die sich wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen aus dem Chaos lösten und weggetragen wurden. Obwohl er das Dorf nicht sehen konnte, ahnte er, dass Harlenns Magie sie dorthin zwang.
    Mein Gott, dachte er. Sie haben den Wind versklavt, um Bodenschätze zu fördern.
    Die Dorfbewohner hatten sie angelogen. Nicht sie waren die Gefangenen, sondern der Wind. Milt drehte sich zu der tobenden, rasenden Windhose um. »Du hast mir das gezeigt, weil du unsere Hilfe brauchst, nicht wahr?«, rief er. »Du willst, dass ich dir das Dorf zeige, damit du dich rächen kannst.«
    Der Wind antwortete nicht. Milt sah über das Tal, das sich langsam unter ihm formte, hinweg auf das offene Land. Er glaubte, die Sehnsucht des Windes zu spüren.
    »Ich werde alles tun, um dich zu befreien, aber bitte räche dich nicht an ihnen. Sie ...«
    »Milt!«
    Er stand vor der Säule, den Mund immer noch geöffnet, um den Satz zu beenden. Finn lief sichtlich erleichtert auf ihn zu.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Wo warst du?«
    Milt schüttelte den Kopf, um den plötzlichen Schwindel zu vertreiben. Dann räusperte er sich und erzählte, was der Wind ihm gezeigt hatte.
    »Und dann stand ich wieder hier. Ich weiß nicht, ob das heißen soll, dass der Wind einverstanden oder dass er enttäuscht ist.« Er hob die Schultern. »In jedem Fall müssen wir zurück zum Dorf.«
    Finn warf einen zweifelnden Blick auf die graue Wand. »Dadurch?«
    »Ich glaube nicht, dass er uns etwas tun wird. Wir versuchen, ihm zu helfen. Das versteht er.«
    »Wenn du meinst.«
    Zögernd machten sie einen Schritt nach vorn. Hinter ihnen krachte es. Milt fuhr herum und sah, wie die Säule in sich zusammenfiel. Explosionsartig breiteten sich die weißen Wolken darin aus, fuhren in das Grau hinein, lichteten und hoben es an. Die Erde erbebte, es donnerte, dann löste sich der Sturm vom Boden und stieg empor.
    »Was ist denn jetzt los?«, schrie Finn über den Lärm hinweg.
    »Der Wind hat seine Fesseln gesprengt! Komm!«
    Sie liefen unter dem Sturm hindurch, kämpften sich bergauf, während sich über ihnen turmhohe Wolken zusammenballten. Plötzlich sah Milt die Dächer des Dorfes. Finn entdeckte sie im gleichen Moment.
    »Die Kuppel muss zusammengebrochen sein. Ich kann das Dorf sehen.«
    Milt warf einen Blick in den Himmel. Rasend schnell zogen die dunklen Wolken darüber hinweg, dem Dorf entgegen.
    Laura, dachte er, während er den Wind bereits anschrie, ihn bat, das Dorf zu verschonen. Seine Worte gingen im Tosen und Donnern des Sturms unter.
    Finn ergriff seinen Arm, zog ihn den Weg hinauf. »Vielleicht ist sie

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