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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nur zu gut. Den gleichen hatte sein Vater benutzt, als er ihn ohne Helm auf dem Mountainbike erwischt hatte.
    Sandra drehte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in den Kissen. »Meinetwegen«, sagte sie dumpf. »Er hat mir schon alles gesagt, was ich wissen muss.«
    »Und das wäre?«
    Luca musste sich anstrengen, um seine Schwester zu verstehen. Sie schien bereits wieder einzuschlafen. »Dass wir alle hier sterben werden, so wie Mutter.«
    Felix starrte sie an. Luca glaubte zu sehen, dass er blass wurde, aber es war zu dunkel, um sicher zu sein.
    »Wir reden später darüber«, sagte sein Vater nach einem Moment. Dann wandte er sich ab und zog seinen Sohn mit aus der Hütte. Er schloss die Tür, lehnte sich daran und atmete durch.
    »Denkst du das auch?«
    »Nein.« Luca musste über die Frage nicht nachdenken. »Laura, Milt, Finn, die Iolair - alle tun ihr Bestes, um uns zu retten. Wir werden es schaffen, das weiß ich.«
    »Das meine ich nicht.« Sein Vater sah ihn an. »Denkst du, dass deine Mutter tot ist?«
    Die Frage brachte ihn zum Schweigen. Es wäre so leicht gewesen, einfach Nein zu sagen und das Thema damit zu beenden, aber Luca brachte es nicht über sich, seinen Vater anzulügen. Er dachte an die Häme in Alberichs Drachenaugen, als er ihnen seine neue Verbündete vorstellte, und an die Leere im Blick seiner Mutter.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich ehrlich. »Ihr Körper lebt bestimmt noch, aber was mit ihrer Seele ist ...« Er ließ den Satz unvollendet.
    Felix nickte, so als denke er das Gleiche. »Ich glaube, dass deine Schwester an diesen Fragen zerbricht. Sie hört nicht auf mich. Ich bin nur der Vater, der sie zu etwas zwingen will, aber vielleicht kannst du sie ja irgendwie ablenken. Was meinst du?«
    »Ich kann es versuchen.« Luca bezweifelte, dass er mehr Erfolg haben würde als sein Vater. In der Menschenwelt hatten er und Sandra ein gutes, aber kein enges Verhältnis gehabt. Sie war ein Mädchen und zwei Jahre älter als er. Wenn sie sich nicht gerade gegen die Eltern verbündeten, hatten sie nur wenig gemeinsam. Doch das sagte er seinem Vater nicht.
    »Gut. Ich werde dann mal mit Rimmzahn reden und ihm klarmachen, dass ich ihn nicht mehr in der Nähe meiner Tochter sehen will.«
    Luca sah seinem Vater nach, als der über den Platz ging und vor der Gruppe rund um den Schweizer stehen blieb. Wenig später wurde bereits gestritten, Felix auf der einen, Rimmzahn auf der anderen Seite. Es erstaunte Luca, dass sich der Rest der Gruppe nicht einmischte, doch er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Bitte seines Vaters.
    Und davon erzählte er auch seinen Freunden, als er sie am Fluss traf.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Facebook würde bestimmt helfen, aber das scheidet ja leider aus.«
    Niemand hakte nach. Die vier hatten sich schon daran gewöhnt, dass Luca manchmal seltsame Dinge sagte.
    »So musst du die halten.« Duibhin nahm die Angelschnur und hielt sie locker zwischen Daumen und Zeigefinger. »Probier’s noch mal.«
    »Okay.«
    Sie versuchten, Luca das Angeln beizubringen, bisher mit mäßigem Erfolg. Peddyr rekelte sich am Ufer und zeichnete mit seinen Vogelkrallen wellenförmige Muster in den nassen Sand. Ciar und Marcas waren flussabwärts gezogen, um nach süßen Algen zu suchen, einer Delikatesse, wie sie Luca versichert hatten.
    »Und es wird immer schlimmer«, fuhr er fort, während er die Angelschnur mit Fingern, die ihm auf einmal steif und dick erschienen, nahm und versuchte, sie ebenso locker zu halten wie Duibhin. »Sie steht nicht einmal mehr auf. Ihr ist alles egal.«
    »Mein Vater war so, als wir hier ankamen«, sagte Peddyr leise. Es war das erste Mal, dass er ihn erwähnte. »Hat nur noch im Bett gelegen und mit keinem gesprochen.«
    »Was habt ihr getan, um ihm zu helfen?«
    Die Muster, die Peddyr in den Sand kratzte, wurden unregelmäßiger. »Alles. Mutter hat seine Lieblingsspeisen gekocht, meine Schwestern haben ihm was vorgesungen, ich hab mich ferngehalten, damit mein Anblick ihn nicht noch trauriger macht ...«
    Er hob die Schultern. »Hat nichts genützt.«
    »Und dann?« Die Angelschnur hing vergessen zwischen Lucas Fingern.
    »Es gab kein und dann. Wir konnten ihm nicht helfen. Punkt.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    Aus den Augenwinkeln sah Luca, wie Duibhin dem Vogeljungen einen warnenden Blick zuwarf.
    »Ist doch egal«, sagte der. »Die Vergangenheit spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass du deiner

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