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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Schwester hilfst, Alter. Viele von uns haben schlimme Dinge durchgemacht, aber nicht jeder kommt allein damit zurecht.«
    »Sie hat sich ein Versteck gesucht«, fügte Duibhin hinzu. »Du musst sie da rausholen, bevor es zu spät für sie ist.«
    Luca spürte einen heißen Stich im Magen. »Was soll das heißen?«
    »Dass es gefährlich ist, sich in Innistìr so zu verlieren.«
    Sie würden nicht mehr sagen, das verstand Luca in diesem Moment. Wahrscheinlich wollten sie ihn schützen, aber sie jagten ihm nur noch mehr Angst ein.
    »Würdet ihr sie euch mal ansehen?«, fragte er. »Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm.«
    »Warum nicht?« Peddyr stand auf und schüttelte sich Sand aus der Kleidung. Duibhin nahm Luca die Angelschnur aus der Hand und rollte sie auf. Sein maskenhaftes Echsengesicht verriet keine Gefühle.
    »Wird sie schreien, wenn sie uns sieht?«, fragte er.
    Luca grinste unwillkürlich. »Das hoffe ich. Dann ist sie wenigstens wach.«
    Peddyr lachte, Duibhin neigte den Kopf.

    Auf dem Weg zurück trafen sie nur wenige Siedlungsbewohner. Die meisten waren auf den Feldern und Weiden oder gingen ihrer Arbeit rund um den Dorfplatz nach. Luca sah Andreas auf einem Baumstamm sitzen und grüßte ihn, doch der Kopilot reagierte nicht, sondern starrte nur vor sich hin.
    »Mag er dich nicht?«, fragte Duibhin.
    »Wäre mir neu.« Luca warf noch einen Blick zurück. Andreas’ Lippen bewegten sich, er hatte seine Arme um den eigenen Körper geschlungen. Es sah aus, als würde er beten. »Er hat mich wohl nicht gehört.«
    Auf dem Platz, um den sich die Hütten gruppierten, war es so leer wie im Rest der Siedlung. Rimmzahn saß auf einem Stuhl in der Sonne, Maurice neben ihm, doch die anderen Zuhörer, die sonst den ganzen Tag dort verbrachten, waren verschwunden. Ihre Stühle und Bänke standen da, als würden sie warten.
    Luca spürte Rimmzahns Blick in seinem Rücken. Er folgte ihm und den Elfen über den Platz bis zur geschlossenen Tür der Hütte.
    »Dir verbietet Felix, mit seiner Tochter zu sprechen«, sagte Maurice so laut, dass man es auf dem ganzen Platz hören konnte, »aber solche Gestalten dürfen ein und aus gehen.«
    »Bist du sicher, dass wir hier willkommen sind?« Duibhin sah sich um, als erwartete er weitere Anfeindungen.
    »Macht euch wegen der beiden keine Gedanken. Das sind Idioten.« Die Wut in seiner Stimme überraschte nicht nur die Elfen, sondern auch Luca. Ihm war nicht klar gewesen, wie sehr er Rimmzahn die Schuld am Zustand seiner Schwester gab.
    Er stieß die Tür auf, ohne anzuklopfen, hoffte, seine Schwester damit zu erschrecken und zu verärgern. Zu Hause klappte das, wenn sie vergessen hatte, das Bad abzuschließen. Doch in diesem Krater in Innistìr sah sie noch nicht einmal auf, als er vor den Elfen die Hütte betrat. Sandra schien sich, seit Luca gegangen war, nicht bewegt zu haben. Immer noch hatte sie die Beine angezogen und vergrub den Kopf in den Kissen. Ihre Decke lag neben dem Bett, wo ihr Vater sie hatte fallen lassen.
    »Sandra?« Luca winkte die Elfen herein und schloss die Tür. Schlagartig wurde es dunkel. »Sandra, ich habe meine Freunde mitgebracht. Sie würden dich gern kennenlernen.«
    Er ging zum Fenster und riss den improvisierten Vorhang herunter. Helles, hartes Sonnenlicht stach in die Hütte und ließ die Staubpartikel in der Luft tanzen.
    »Ich sie aber nicht«, sagte Sandra dumpf. Sie hielt die Augen geschlossen. Luca erschrak, als er sah, wie blass sie war.
    Peddyr ging zu ihrem Bett. Seine Krallen hinterließen kleine Löcher im Lehmboden. Ungefragt setzte er sich.
    »Dein Bruder macht sich große Sorgen um dich.«
    »Ist mir egal.«
    »Er hat uns viel über dich erzählt. Ich glaube, mein Freund Duibhin mag dich. Er sieht aus wie eine große Eidechse mit Bärenfell. Du wirst ihn bestimmt auch mögen, wenn du ihn erst mal kennenlernst.«
    Duibhin zischte. Luca zuckte zusammen. Noch nie hatte er dieses Geräusch von ihm gehört. Und dann, bevor er eingreifen konnte, trat der Elf zwei Schritte vor und legte Sandra die Hand auf den Hintern.
    Luca biss sich auf die Lippen, sah sie im Geiste aufspringen und Duibhin ohrfeigen, aber sie blieb liegen und sagte nur leise: »Lass das.«
    Duibhin nahm die Hand weg. Die beiden Elfen sahen zuerst einander, dann Luca an. »Die Anführer der Iolair müssen davon erfahren«, sagte Peddyr ernst. »Deine Schwester ist in großer Gefahr.«

13
     
    Selbstaufgabe
     
    M ehr Patrouillen«, sagte Jack. »Sie sind unsere

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