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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hatte er sie auch getragen. Jack hatte ihn »Vater« genannt und »Sir«, niemals »Dad«.
    »Ja, ich denke schon«, sagte er, obwohl er nicht wusste, ob das die Wahrheit war. »Er war kein einfacher, aber ein guter Mann.«
    »Das dachte ich mir.« Andreas’ Augenlid zuckte heftiger. »Meiner hat mich verachtet.« Er drehte sich um und ging auf den Rand des Platzes zu.
    »Warte!«, rief Jack ihm nach, doch im gleichen Moment lenkte das Raunen, das durch die Menge ging, ihn ab. Er sah den Weg hinauf und schluckte.
    Die Iolair kamen - Bricius, Veda, Josce, Deochar und mehr als ein Dutzend Krieger.
    Ihre Schwerter blitzten in der Sonne.

16
     
    Zugaben
     
    U nd dann schwang Thor seinen mächtigen Hammer, und sein Feind zerplatzte in tausend Stücke, die in einem gewaltigen Steinregen auf die Erde fielen. Damit endet die Geschichte.«
    Nidi sprang von seinem Baumstamm und verneigte sich. Die Bäume, die stumm und andächtig gelauscht hatten, schlugen ihre Äste gegeneinander und ließen die Blätter rauschen. Es klang, als würde ein Sturm durch den Wald tosen.
    »Was für eine wunderbare Geschichte«, rief Groddaruk. »Und was für eine phantastische Welt.«
    »Erzählt uns mehr davon«, sagte ein anderer Baum.
    »Wir wollen alles über eure Welt wissen.«
    »Wie warm ist es dort?«
    »Gibt es dort Bäume?«
    »Gibt es Waldbrände?«
    Die Fragen überschlugen sich, mischten sich in den Applaus und übertönten ihn.
    Das entgleitet uns, dachte Finn besorgt. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. Zweimal musste er das wiederholen, bis die Bäume leiser wurden und die Fragen verstummten.
    »Wir werden alles beantworten, so gut wir können, aber zuerst müsst ihr euren Teil der Abmachung erfüllen.«
    Groddaruk raschelte mit seinen Nadeln. »Ah, natürlich, unsere Abmachung. Wir werden den Weg wie versprochen freigeben.«
    Hinter Finn knirschte und knackte es. Er drehte sich um und sah, wie die Sträucher, die eine undurchdringliche Barriere geformt hatten, sich entwirrten und zurückzogen. Milt nahm seinen Rucksack, Laura die Wasserschläuche. Während Nidi seine Geschichte erzählte, hatten sie bereits alles zusammengeräumt.
    »Seid ihr sicher, dass wir euch nicht zu einer weiteren kleinen Geschichte überreden können?« Die Pappel, die Groddaruk Bekka genannt hatte, flötete die Frage. Ihre Stimme erinnerte Finn an die seiner übergewichtigen Tante, einer Frau, die ihren Neffen nie gehen lassen wollte, wenn er zu Besuch kam und ihn mit viel zu süßem, klebrigem Kuchen vollstopfte.
    »Also von mir aus ...«, begann Nidi.
    Milt unterbrach ihn geistesgegenwärtig. »Auf dem Rückweg gern, aber jetzt haben wir es leider wirklich eilig.«
    »Wie schade«, sagte Bekka. Einige Laubbäume ließen die Blätter hängen. »Aber eine Abmachung ist eine Abmachung.«
    In ihren Worten schwang ein seltsamer Unterton mit, den Finn nicht zu deuten wusste. Er schulterte seinen Rucksack und winkte den Bäumen zu. »Dann sehen wir uns auf dem Rückweg«, log er.
    Blätter und Nadeln rauschten zum Abschied.
    »Verglichen mit der ersten Prüfung war die ein Witz«, sagte Milt leise, als sie ihren Weg fortsetzten.
    Laura hob die Augenbrauen. »Noch haben wir den Wald nicht verlassen.«
    Der Pfad war verschlungen und wurde immer wieder von Barrieren unterbrochen, die sich vor ihnen zurückzogen. Bäume bestürmten die Menschen und den Schrazel mit Fragen, die sie so gut wie möglich beantworteten, während sie versuchten, den Weg nicht aus den Augen zu verlieren.
    Ja, es gab Bäume in ihrer Welt, Tannen, Pappeln, Birken, Kiefern, Trauerweiden und Kastanien. Jeder Baum schien wissen zu wollen, ob auch seine Art dort vertreten war, und Finn behauptete jedes Mal, es wäre so, selbst als einer ihn ansprach, der wie eine riesige hölzerne Qualle aussah und auf seinen Ästen stand.
    »Du lügst wie ein Profi«, flüsterte Laura, während Milt erklärte, dass man in der Menschenwelt Wälder nicht einfach brennen ließ, sondern versuchte, die Brände zu löschen.
    Finn lächelte. »Ich versuche nur, höflich zu sein. Sie sind schließlich in der Überzahl.«
    Die Fragen ließen nicht nach. Manche mussten sie vier- oder fünfmal beantworten, denn sie sprachen nicht so laut, dass der ganze Wald sie hören konnte. Ab und zu sah Finn nach oben, doch durch das dichte Blätterdach war der Himmel kaum zu erkennen. Er wusste nicht, in welche Richtung der Pfad sie führte.
    »Wie lange reichen eure Vorräte?«
    Die Frage riss

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