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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sagte Nidi, »solltet ihr mir zuhören.« Er sprang auf einen Vorsprung an der Wand und richtete sich auf. »Wir haben uns doch heute Morgen gefragt, was die Prüfungen uns lehren sollen - und wisst ihr, was die beiden ersten gemeinsam hatten?«
    Nidi machte eine Pause. Finn hob die Schultern.
    »Wir wurden angelogen. Die Elfen im Tal des Verlorenen Windes haben gelogen, als sie ihre Geschichte erzählten, und die sprechenden Bäume, als sie behaupteten, sie würden uns gehen lassen. Wäre es dann nicht vernünftig, davon auszugehen, dass die Riesen uns auch anlügen?«
    Laura seufzte. »Das sagst du nur, weil du sie nicht leiden kannst.«
    »Nein, ich sage das, weil ich Riesen kenne.«
    »Aber nicht diese Riesen.«
    »Wer einen kennt, kennt alle.«
    »Was würdest du denn vorschlagen?«, fragte Milt.
    Nidi dachte einen Moment nach. »Ich würde in der Höhle bleiben, bis die Sonne aufgegangen ist und die Riesen in Stein verwandelt hat. Und dann würde ich weitergehen zur Gläsernen Stadt.«
    Finn hob die Augenbrauen. »Und die Riesen ihrem Schicksal überlassen?«
    »Ja.«
    »Das mache ich nicht mit.« Laura schüttelte den Kopf. »Die Riesen sind schon einmal von einem Menschen belogen worden. Ich will nicht, dass sie uns alle für Diebe und Lügner halten.«
    »Laura hat recht«, sagte nun auch Milt. »Wir haben ihnen Hilfe angeboten und sollten zu unserem Wort stehen. Wie siehst du das, Finn?«
    »Ganz genauso. Tut mir leid, Nidi, aber du bist überstimmt.«
    Der Schrazel stieß einen Laut aus, der wie eine Mischung aus Fluch und Seufzer klang, dann verließ er den Vorsprung. »Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt«, murmelte er.
    »Zurück zum Thema«, sagte Finn. Er breitete die Arme aus. »Wie wird man einen Fluch los?«
    Milt trat näher an den Altar heran, berührte das Amulett jedoch nicht. »Wenn mich das jemand auf den Bahamas fragen würde, wäre meine Antwort: Wir begraben das Skelett in der Hoffnung, dass seine Seele dann Frieden findet, und vernichten das Amulett.«
    »Probieren können wir das ja.« Finn reichte Laura die Fackel. »Ich hole den Rucksack. Wir können das Skelett in meine Decke einschlagen und das Amulett am besten auch. Ich glaube nicht, dass ich etwas anfassen möchte, was jahrhundertelang in einer Höhle liegen kann, ohne zu verstauben. Ist mir nicht ganz geheuer.«
    Laura teilte seine Bedenken. Sie hielt die Fackel hoch, als er sich durch die Spalte quetschte. Einen Moment herrschte Stille auf der anderen Seite, dann streckte Finn die Hand aus. »Gib mir mal die Fackel.«
    Es wurde schlagartig dunkel in der kleinen Höhle. Draußen vor der Spalte sah Laura Schatten über die Wand tanzen, dann tauchte Finn wieder vor ihr auf. Sie ahnte, dass etwas nicht stimmte, noch bevor er den Mund öffnete.
    »Mein Rucksack ist weg.«

    »Und du bist dir wirklich sicher, dass du ihn hier abgestellt hast?«
    Milt stellte die Frage bereits zum dritten Mal, entsprechend genervt antwortete Finn: »Ja, ich bin mir immer noch sicher. Ich habe ihn abgenommen, weil ich befürchtete, sonst nicht durch die Spalte zu passen. Und ja, genau hier war das.«
    Er beleuchtete ein leeres Stück Boden mit seiner Fackel. »Es gibt nur eine Erklärung: Wir sind nicht allein in der Höhle.«
    Laura dachte an ihr mulmiges Gefühl. »Ich hatte eben den Eindruck, jemand würde uns beobachten«, sagte sie. »Ich dachte, das sei nur Einbildung.«
    »Anscheinend nicht.« Finn hob die Fackel und sah sich um. »Wo ist denn Nidi?«
    »Hier«, rief der Schrazel aus der Nebenhöhle. »Ich komme schon.«
    Er hüpfte durch den Spalt, blieb neben Laura stehen und begann sich zu putzen, eine verräterische Geste, die sie nicht zum ersten Mal sah.
    »Wo ist das Amulett?«, fragte sie.
    »Das was?«
    Sie wiederholte ihre Frage nicht, sondern sah Nidi nur von oben an. Er wandte den Blick ab, griff in sein Fell und zog die Kette heraus. »Ich wollte nur sichergehen, dass wir es nicht vergessen«, sagte er.
    Laura nahm es ihm ab und steckte es in ihre Jackentasche. Es war leichter, als sie gedacht hatte. »Du hättest es nicht anfassen sollen. Das war gefährlich.«
    »Nicht so gefährlich, wie Riesen helfen zu wollen.«
    Niemand antwortete ihm. Finn räusperte sich. »Lasst uns von hier verschwinden«, sagte er. »Vergiss den Rucksack und die Vorräte. Mir ist es hier zu unheimlich.«
    »Und was ist mit dem Skelett?«, fragte Milt.
    »Das können wir immer noch holen, wir wissen ja, wo es liegt.« Finn ging bereits los. »Aber

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