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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und warf. Die Fackel flog in einem Bogen in den Gang. Einen Moment lang erhellte die Flamme Decke und Wände, im nächsten starrte Finn in bleiche Gesichter, die vor dem Licht zurückwichen und aus Mäulern voller spitzer Zähne wütend fauchten. Es waren mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr.
    »Mist!« Finn wich vom Eingang zurück. Die Ghoule würden ihnen nicht nach draußen folgen, da war er sicher. Sie mussten die Riesen ebenso sehr fürchten wie er. »Verteilt euch!«
    Er bog nach links ab, Laura und Milt nach rechts. Zu seiner Erleichterung sah Finn, dass sie nicht zusammenblieben, sondern sich nach einem Moment trennten. Dann erlosch die Fackel, und das wenige Licht, das sie aus dem Höhleneingang erreicht hatte, wich der Nacht.
    Finn wurde langsamer, versuchte, in den schwarzen Schemen vor ihm etwas zu erkennen. Seine Augen gewöhnten sich zwar rasch an die Dunkelheit, doch die Nacht war so lichtlos, dass das kaum half.
    Um ihn herum donnerten die Schritte der Riesen über den Berg. Er hörte, wie Felsen unter ihren Schlägen und Tritten zerplatzten, und duckte sich, als Steinsplitter an ihm vorbeizischten.
    Sie sehen nicht besser als wir, dachte er. Sie schlagen nur wild um sich und hoffen, dass sie etwas treffen.
    Mit ausgestreckten Armen tastete er sich voran. Plötzlich knallte es neben ihm. Dreck spritzte ihm ins Gesicht. Ein gewaltiger schwarzer Schatten ragte keinen halben Meter von ihm entfernt aus dem Boden - der Fuß eines Riesen.
    »Kommt raus!«, schrie Retsch über ihm. Finn biss die Zähne zusammen. Reglos blieb er stehen, wagte es kaum zu atmen. »Das ist unser Berg. Wir kennen ihn so gut wie die Falten unserer Haut. Ihr könnt uns nicht entkommen.«
    Der schwarze Schatten verschwand, setzte donnernd einige Meter entfernt wieder auf. Finn bewegte sich nicht. Er wusste nun ungefähr, wo einer der Riesen war, aber die Schritte der anderen wurden von den Berghängen zu stark verzerrt, um sie einordnen zu können. Wenn er Pech hatte, lief er ihnen direkt unter die Füße.
    Finn berührte eine Felswand unmittelbar vor sich. Er nahm an, dass sie Teil des Berghangs war, und tastete sich daran entlang. Seine Finger fanden eine Nische, etwas höher als einen Meter und fast ebenso tief.
    Perfekt, dachte Finn. Er ging in die Hocke und kroch hinein, hoffte gleichzeitig, dass die anderen ebenso großes Glück hatten wie er. Nidi war der Einzige, um den er sich keine Sorgen machte. Er war so klein und schnell, dass die Riesen ihn selbst bei Tageslicht nicht erwischen würden, geschweige denn in der Nacht.
    Bei dem Gedanken an Tageslicht verzog Finn das Gesicht. Nidi hatte recht gehabt, die Riesen hatten sich gegen sie gewandt, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen. Hätten Laura, Milt und er den Fluch nicht von ihnen genommen, wäre die Bedrohung in wenigen Stunden vorbei, wenn die ersten Sonnenstrahlen über den Bergkamm fielen. Doch so wusste Finn nicht, wie es weitergehen würde. Sie brauchten das Tageslicht, um sich zurechtzufinden, die Riesen brauchten es, um sie zu jagen. Wenn sie ihre Beute erst einmal sahen, das ahnte Finn, würden sie sich nicht damit begnügen, auf dem Boden herumzutrampeln. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sie Felsbrocken nach ihm warfen und Steinlawinen auslösten. Mühsam schüttelte er die Vorstellung ab.
    Wir müssen uns auf unser Glück verlassen, dachte er. Bisher hat es immer gerade so gereicht.
    Er schloss die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Außer den dumpfen, donnernden Schritten der Riesen hörte er nichts, vor allem, und darüber war er froh, keine Schreie. Anscheinend hatten die anderen sich ebenfalls versteckt.
    Gut. Finn lehnte den Kopf an den Fels.
    »Ha!«
    Er riss die Augen auf, kam so schnell hoch, dass er mit der Stirn gegen harten, kalten Stein stieß. Im grauen Licht der Morgendämmerung - Ich bin eingeschlafen? Wie zur Hölle bin ich eingeschlafen? - sah er Retsch über den Hang auf sich zulaufen. Der Riese bewegte sich wie in Zeitlupe, doch er legte bei jedem Schritt eine größere Entfernung zurück als Finn mit zehn.
    »Ich hab’ einen!«, schrie Retsch.
    Alte Petze. Finn kroch aus seinem Versteck. Seine Beine waren steif und kribbelten nach dem stundenlangen Sitzen in der engen Nische. Er kam kaum auf die Füße. Frustriert schlug er mit der flachen Hand auf seine Oberschenkel, um die Blutzirkulation zu verbessern, während er gleichzeitig Retsch beobachtete.
    Dem Riesen hatten sich nun auch Krock und Donk angeschlossen. Nur Nock sah

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