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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gewisser Weise.« Nock setzte sich schwer auf den Boden. Ein Stein unter ihm zerplatzte, ohne dass er es zu bemerken schien. »Vor langer Zeit kam ein Magier zu uns«, begann er. »Ein Mensch. Er erschlich sich unser Vertrauen, behauptete, er wolle den Kleinen vor anderen schützen, die ihn zu stehlen gedachten, doch in Wirklichkeit war er es, der den Diebstahl plante.«
    So langsam verstehe ich ihr Misstrauen, dachte Laura.
    »Als wir schliefen, schlich er sich hierher und versuchte, den Kleinen mit Magie wegzutragen. Doch der wachte auf und begann zu schreien. Dadurch wurden wir geweckt. Wir griffen den Magier an und verletzten ihn schwer, aber es gelang ihm, in eine der Höhlen im Berg zu fliehen.«
    Er machte eine diffuse Handbewegung in Richtung der Berghänge. »Er hat seine Verletzungen wohl unterschätzt und glaubte, er könne bei Tageslicht fliehen. Deshalb sprach er einen Fluch über uns aus, der uns beim ersten Sonnenstrahl zu Stein verwandelte und bis zum letzten Sonnenstrahl des Tages anhielt. Aber er hat die Höhle nie verlassen, sondern ist darin gestorben. Deshalb liegt der Fluch bis heute auf uns.«
    Finn kehrte von seinem Rundgang zurück. »Ihr hofft, dass wir den Fluch von euch nehmen können.«
    »Wir selbst können es nicht. Die Höhlen sind viel zu klein für uns. Und um den Berg abzutragen, fehlt selbst uns die Kraft.«
    Laura sah die anderen an. »Wir könnten es zumindest versuchen, oder?«
    Milt und Finn nickte, Nidi schüttelte heftig den Kopf und zog Laura am Ohrläppchen. »Nein, nein, nein«, flüsterte er. »Das geht nicht gut.«
    »Stell dich nicht so an«, flüsterte sie zurück. Laut sagte sie: »Was sollen wir tun?«
    Nock wirkte auf einmal aufgeregt. »Wir wissen es nicht genau, aber wir glauben, dass seine Seele gefangen ist und dem Fluch weiterhin Energie zuführt. Wenn ihr sie befreit, müsste das reichen, um auch uns zu befreien.«
    Retsch sah Laura aus tiefgrünen Augen an. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für uns bedeuten würde. Seit Jahrhunderten erwachen wir jeden Abend voller Angst, dass jemand den Kleinen gestohlen haben könnte.«
    Milt runzelte die Stirn. »Ihr nennt ihn die ganze Zeit den Kleinen«, sagte er. »Hat er denn keinen Namen?«
    Krock schüttelte den Kopf. »Nein, wir Riesen geben uns selbst einen Namen, sobald wir sprechen können. Manche glauben, das sei zu früh.«
    Laura dachte an ihre Namen und hätte beinahe gelacht. Neben ihr nickte Finn: »Ja, das scheint wirklich ein bisschen früh zu sein.«
    Dann klatschte er in die Hände wie jemand, der seinen Tatendrang kaum zu bremsen vermochte. »Wollen wir anfangen?«
    Nidi zog Laura an den Haaren. Sie schlug ihm auf die Finger und nickte. »Fangen wir an.«

22
     
    Die Höhle
     
    W ieso hört ihr nicht auf mich?« Es war das erste laute Wort, das Nidi seit der Begegnung mit den Riesen sprach. Seine Heiserkeit war verschwunden. Das Schweigen und Flüstern hatte anscheinend geholfen.
    Laura hob die Schultern. »Weil das, was du über die Riesen sagst, nicht zu dem passt, was wir erleben? Vielleicht sind nicht alle so bösartig wie die, die du aus Asgard kennst.«
    »Doch, sind sie.«
    Nidi sprang von Lauras Schulter und lief einige Schritte in die Höhle hinein, zu der die Riesen sie geführt hatten. Die Fackel, die Finn gebastelt hatte, erhellte graue Felswände und einen mit abgebrochenen Zweigen und Staub bedeckten Boden. Unmittelbar hinter dem Höhleneingang war er sandig, doch Laura sah nackten Stein tiefer im Gang.
    »Was stinkt denn hier so?«, fragte Milt.
    Laura wusste erst, was er meinte, als sie ihm, Finn und Nidi folgte. Es roch säuerlich, bitter und ein wenig vermodert. Der Gestank legte sich auf die Zunge und ließ Laura husten.
    Finn spuckte aus. »Ganz schön eklig. Wahrscheinlich verrottet hier irgendwas.«
    Er leuchtete mit der Fackel in den Gang. Außer Felswänden und Geröll war nichts zu sehen. Sie gingen weiter. Laura bemühte sich, möglichst flach zu atmen. Der Gestank wurde schlimmer, je tiefer sie in die Höhle vordrangen. Nach einigen Minuten kamen sie an eine Gabelung. Finn leuchtete in beide Gänge hinein, doch sie schienen sich nicht voneinander zu unterscheiden.
    »Rechts oder links?«, fragte er.
    Nidi lief bereits vor. »Rechts«, rief er zurück. »Vertraut mir, ich bin schließlich ein Zwerg. Höhlen sind mein zweites Zuhause.«
    Laura wusste immer noch nicht, ob er das ernst meinte. Immer wieder behauptete Nidi, ein Zwerg zu sein, aber alle anderen hielten

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