Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
knapp um die Spitze einer Kralle. Das Amulett nahm er zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand. Es verschwand in den Falten seiner Haut.
    »Wünscht uns Glück«, sagte er und drückte zu. Finn hielt den Atem an.
    Es knackte einmal hell und metallisch. Eine Hälfte des Amuletts fiel zu Boden, die andere baumelte an der Kette. Finn hörte einen leisen Seufzer, dann stieg ein Licht aus der Amuletthälfte am Boden auf und verschwand klein und gelb wie ein Glühwürmchen über ihm in der Dunkelheit.
    Er stieß den Atem aus. »Das war dann wohl seine Seele.«
    Nock ließ die Kette von seiner Kralle gleiten. Sein Gesicht riss auf wie eine Felsspalte, als er zu lachen begann. Die Riesen umarmten sich, Finn und die anderen sprangen zur Seite, um nicht versehentlich von ihnen zerquetscht zu werden. Ihr Lachen hallte von den Berghängen wider und dröhnte in Finns Ohren. Er verzog das Gesicht, grinste jedoch gleichzeitig. Es war ein schönes Gefühl, das Richtige getan zu haben.
    »Prüfung erfolgreich abgeschlossen«, sagte er. Laura und Milt nickten, obwohl er nicht glaubte, dass sie ihn über den Lärm der Riesen verstanden hatten. Sie ahnten wohl, was er meinte. Nur Nidi hielt sich abseits. Finn bedauerte, dass er sich nicht für die Riesen freuen konnte.
    Nach einer Weile ließ der Lärm nach. Es wurde still auf dem Berg.
    »Es ist schon spät«, sagte Finn, als er sicher sein konnte, dass die anderen ihn verstanden. »Wir sollten uns hinlegen, damit wir beim ersten Tageslicht aufbrechen können.«
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Riesen sich ihnen näherten.
    »Vielleicht kennen sie eine Quelle in der Nähe, an der wir unsere Wasserschläuche auffüllen können«, fuhr er fort.
    »Ein Supermarkt wäre auch nicht schlecht«, sagte Milt grinsend. »Aber zur Not reicht mir eine Quelle.«
    Die Riesen blieben vor ihnen stehen. Nock ging in die Hocke, damit die Menschen nicht so weit nach oben blicken mussten. »Ihr habt uns mehr geholfen, als ihr je verstehen werdet. Der Kleine ist unsere Zukunft. Dass wir ihn ab jetzt Tag und Nacht bewachen und füttern können, erleichtert uns sehr. Dafür möchten wir euch aus ganzem Herzen danken.«
    Er machte eine Pause. Im Licht der Fackel sah sein Gesicht aus wie eine zerklüftete Felswand. Nur die blauen Augen wirkten lebendig. »Umso mehr schmerzt mich, was ich jetzt sagen muss.«
    Finns Mund wurde trocken. Er drehte den Kopf und sah, wie Laura langsam aufstand und Milt ihre Hand ergriff. »Der Kleine bedeutet uns alles, also müssen wir ihn auch mit allen Mitteln schützen. Wir dürfen nicht riskieren, dass ihr der Welt da draußen von ihm erzählt.« Er hob die Hand, als Finn etwas sagen wollte. »Ich weiß, dass ihr nicht plant, das zu tun. Ihr habt euch ehrenvoll verhalten, aber weder wir noch ihr wissen, was noch auf euch zukommt und welche Umstände euch vielleicht zwingen könnten, euer Wissen preiszugeben. Wenn wir euch dieses Wissen nehmen könnten, würden wir es tun und euch mit Freude ziehen lassen, doch das können wir nicht. Und deshalb, so leid es mir tut, müssen wir euch euer Leben nehmen.«
    »Ich hab’s gewusst!«, rief Nidi und sprang von Lauras Schulter.
    Finn hob die Hände. »Wartet. Es gibt bestimmt einen anderen Weg.«
    Nock stand auf. »Nein, den gibt es nicht.«
    Er hob den Fuß.
    Finns Augen weiteten sich. Mit einem Satz sprang er zur Seite. Der Fuß setzte so heftig neben ihm auf, dass Finn hochgeschleudert wurde, als wäre der Boden der Rücken einen Wildpferdes. Finn rollte sich ab und kam wieder auf die Füße. Haken schlagend rannte er vor dem Riesen davon.
    »Zur Höhle!«, schrie Milt. Er hielt bereits die Fackel in der Hand und zeigte auf den Eingang. Laura lief los; Nidi konnte Finn nicht sehen, aber er war sich sicher, dass er in der Nähe war. Hinter ihm setzten sich die anderen Riesen in Bewegung. Sie waren langsam und schwerfällig, doch Finn war klar, dass ein Schlag, ein Tritt reichen würde, um ihn und die anderen zu töten.
    Er sprang über einen Stein hinweg, folgte den anderen zum Höhleneingang.
    »Bleibt doch einfach stehen«, sagte Nock hinter ihnen. »Ihr könnt uns nicht besiegen.«
    Wir werden sehen, dachte Finn. Vor dem Eingang bremste er ab. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war deutlich stärker als zuvor. Auch Milt und Laura zögerten, sahen sich immer wieder nach den Riesen um, die nur noch drei ihrer gewaltigen, aber langsamen Schritte entfernt waren.
    »Wirf die Fackel rein«, sagte Finn.
    Milt holte aus

Weitere Kostenlose Bücher