Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
nickte. Sie spürte, dass Nidi auf ihrer Schulter das Gleiche tat, war sich aber nicht sicher, ob das bedeutete, dass er sich auch daran halten würde.
    Meroyan sah durch das kleine Loch, dann nickte er dem Kristallspieler der dritten Ebene zu. »Du bist der Erste. Mögen die Götter deine Hände führen.«
    »Ich danke dir für die Ehre dieses Auftritts.« Der Krii nahm seine Kristallsplitter aus der Tasche, dann öffnete einer von Meroyans Adjutanten die Tür und ließ ihn ein. Laura versuchte, einen Blick in den Saal zu erhaschen, aber die Tür schloss sich zu schnell wieder.
    Sie hörte Stimmen, deren Worte sie nicht verstehen konnte, eine weiblich, eine männlich, dann das sanfte Vibrieren von Kristall. Neben ihr schloss Breynu sichtlich verzückt die Augen. »Er ist einfach phantastisch.«
    Laura nickte, obwohl sie keinen Unterschied hörte.
    Nur einen Moment später öffnete sich die Tür, und der Kristallspieler verließ den Saal. Meroyan schüttelte ihm die Hand. »Sehr gut gemacht. Weiter so, dann dauert es nicht mehr lange bis zur vierten Ebene. Ich weiß ja, dass du dir schon ein Anwesen ausgesucht hast.«
    Der Kristallspieler lächelte, wünschte den anderen, die noch im Gang warteten, Glück und ging die Wendeltreppe hinunter.
    »Führt die durch die ganze Flöte?«, fragte Laura einen der Adjutanten, während die beiden Witzeerzähler den Saal betraten.
    »Ja. Um von ganz unten nach ganz oben zu kommen, braucht man über vier Stunden. Hast du das gewusst?«
    »Nein«, sagte Laura. »Bisher nicht.«
    Meroyan stand wieder an seinem Posten hinter dem Loch. Drinnen erzählten die beiden Krii mit verteilten Rollen ihren ersten Witz. Auch wenn Laura die Worte nicht verstand, so war ihr doch der Rhythmus vertraut. Bla Bla - Bla Bla Bla - Bla Bla - Hahaha.
    Sie stutzte, als das Gelächter ausblieb. Im gleichen Moment drehte Meroyan den Kopf. Panik leuchtete in seinen Augen.
    »Sie lacht nicht«, stieß er hervor.
    Die Adjutanten brauchten keine weitere Anweisung. Einer riss die Tür auf, der andere lief in den Saal. Laura horchte auf, als sich eine winzige Disharmonie in die Melodie der Stadt schlich. Es fühlte sich an, als ändere sich die Zusammensetzung der Luft. Etwas kroch wie eine Gänsehaut über Lauras Arme.
    Die freundliche Gelassenheit verschwand aus den Gesichtern der Krii. »Jeden Tag komme ich hierher!«, schrie die Artistin Meroyan plötzlich an. »Die ganze Stadt würde schon in Trümmern liegen, wenn ich Ihre Majestät nicht bei Laune halten würde, aber kriege ich dafür die vierte Ebene? Nein, ich werde jedes Mal abgespeist und ...«
    Meroyan schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Sei still, du machst es nur noch schlimmer!«
    Sie schwieg, aber ihr Gesicht war wutverzerrt.
    Die beiden Witzeerzähler stolperten aus dem Saal, gefolgt von den Adjutanten.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte einer der beiden. »Das ist einer unserer besten Witze.«
    Meroyan beachtete sie nicht. Er stieß die Artistin, die in den Saal gehen wollte, zur Seite und nickte Breynu zu. »Geht rein, schnell!«
    Laura, mit Nidi auf der Schulter, betrat hinter ihm den Saal. Die Tür schloss sich.

    Ke-Amarihye war fett.
    In der Menschenwelt wäre sie nur aufgefallen, doch in dieser Stadt, umgeben von den hochgewachsenen, dünnen Krii, wirkte sie geradezu grotesk. Sie lag in einem Berg von Kissen auf einem Podest. Dienerinnen wedelten ihr mit gläsernen Fächern Luft zu, andere knieten mit gesenktem Kopf an den Wänden und warteten wohl auf eine Anweisung. Ihre Arme zitterten, und Laura glaubte, ihre Angst zu spüren.
    Immer wieder wurde die Melodie der Stadt von winzigen Dissonanzen unterbrochen; ein Blick auf das runde, pausbäckige Gesicht der Herrscherin verriet Laura, woran das lag. Ke-Amarihyes schlechte Laune war klar darauf abzulesen. Ihre Mundwinkel waren heruntergezogen, ihr Blick wirkte gelangweilt. Sie sah die Besucher, die ihren Thronsaal betraten, nicht einmal an, wies stattdessen mit weinerlich nörgelnder Stimme eine der Dienerinnen zurecht; Laura war sich nicht sicher, warum.
    Unsicher drehte sie sich zu der Tür um. Meroyans Auge funkelte hinter dem Loch. Er hatte alles auf eine ihm unbekannte Karte gesetzt, nun bangte er sichtlich angespannt um den Ausgang seines Experiments.
    Während Laura darauf wartete, dass Ke-Amarihye sich ihnen zuwandte, sah sie sich im Saal um. Er war groß, quadratisch und an allen vier Wänden verspiegelt. Die Decke bestand ebenfalls aus Spiegeln, nur der Boden war

Weitere Kostenlose Bücher