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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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erklärt habe. Schaffst du das?«
    Dutroits Stimme brach. Er konnte sich nur allzu gut vorstellen, um was für Material es sich dort handelte. Wissenschaftliche Auswertungen mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen, nicht nur für Europa.
    »Okay, ich versuch’s. Ich beeil mich. Aber ruf mich an, wenn einer kommt. Ich kann nicht mehr. Ich hab solche Angst.«
    »Beruhige dich. Atme tief in den Bauch und fang endlich an.«
    Dutroit drückte eine Taste, verließ die Küche und fuhr fort, die Gäste zu bewirten. Er schwitzte, obwohl er diese Situation schon tausend Mal in Gedanken durchgespielt hatte. Er legte ein gekünsteltes Lächeln auf, hielt die linke Hand hinter dem Rücken, beugte sich vor und schenkte sündhaft teuren Wein ein. Dutroit kannte den Wein und wurde wütend. Der Preis entsprach dem Jahresgehalt mancher Angestellten.

    Annette nahm den Stapel Papiere, der oben auf dem Safe lag, und legte ihn aufs Bett. Sie atmete, wie ihr geheißen war, tief in den Bauch hinein, eine einfache, aber effektive Übung des Stressmanagements. Sie beruhigte sich. Mit dem Smartphone machte sie ein Foto nach dem anderen, nun wieder hochkonzentriert. Nach acht Minuten hatte sie vierzig Vor-und Rückseiten gescannt und legte den Stapel auf den Safe zurück. Die letzten Worte Dutroits fielen ihr ein, die Dateien zu seinem Server zu senden. Mit geübten Fingerbewegungen wählte sie eine ihr zigmal ins Gedächtnis gerufene Nummer und legte den beinahe zwei Gigabyte großen Anhang dazu.
    Sie war derart in die Sache vertieft, dass sie nicht bemerkte, dass sie nicht allein in dieser Suite war. Eine 45 Quadratmeter große Suite bietet einem schlanken Menschen reichlich Möglichkeiten, sich zu verbergen. Hinter Vorhängen, auf dem Balkon, in einem begehbaren Kleiderschrank oder, wie in ihrem Fall, unter dem Bett, bot das Domizil genügend Raum, sich unsichtbar zu machen.
    Kurz bevor sie fiel, wurde sie auf den warnenden Schrei in ihrem Inneren aufmerksam. Das feine, sonst leise, aber stets verlässliche Bauchgefühl hatte sie gewarnt, sie von innen her angebrüllt, doch sie reagierte zu spät. In dem Augenblick, als sie sich umblicken wollte, traf sie der Schlag auf den Hinterkopf so hart, dass sie danach zu keiner Vernehmung durch ermittelnde Beamte in der Lage sein würde. Die elegante Marmorbüste, die als Waffe benutzt worden war, fiel zu Boden. Wären ihre Augen geöffnet gewesen, hätte sie Friedrich Schiller angestarrt.
    Der Fremde nahm das Smartphone an sich, ließ die Papiere auf dem Safe bei offener Tür liegen und stieg über die schlanken Beine der hübschen Frau hinweg. Er beglückwünschte sich zu dieser angenehmen Wendung seiner Mission. Ab diesem Zeitpunkt würde jeder Hauch eines Verdachtes von ihm abfallen und auf dieser Frau lasten. Besser hätte es für ihn gar nicht kommen können. Kurz betrachtete er sie, wie sie am Boden lag, ihre Konturen, ihre Rundungen, ihre beim Fall gespreizten Beine. Ein Gedanke wie ein Blitz, doch nein, die Zeit drängte. – Schade.

Kapitel 3
    Mai 2011, Lüneburg

    Griesgrämig, mit geschwollenem Nasenrücken und einem Bluterguss unter dem linken Auge fuhr Martin nach Hause. Er warf die Tür ins Schloss, seine Verlobte Catherine Bouchet erschrak.
    Sie bewohnten seit Kurzem eine geräumige Vier-Zimmer-Wohnung in Lüneburg; unmittelbare Stadtnähe. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und … das Kinderzimmer für den angekündigten Nachwuchs.
    »Mon Dieu. Was ist denn mit dir passiert? Bist du überfallen worden?« Catherine nahm die Hand, die Martin verbergend vor das Gesicht hielt, und begutachtete die Schwellung.
    »Ist sie gebrochen?«
    Martin wandte sich ab. »Nein, ich glaube nicht. Das fühlt sich anders an.«
    Kommissar Martin Pohlmann drängten sich Erinnerungen an den Serienkiller Hamburgs auf, der ihm vor nur wenigen Monaten, bevor er ihn ins Jenseits beförderte, mit einem gezielten Hieb das Jochbein gebrochen hatte. Obwohl nun die Schwellung bereits in vollem Gange war, ging Martin in die Küche, riss die Schublade des Eisfachs auf und nahm ein Cool Pack heraus. Viel würde es vermutlich nicht mehr bringen.
    Er umwickelte es mit einem Geschirrtuch und hielt es sich an die linke Wange. Der Schmerz durchfuhr ihn wie ein Stromschlag und ein leises Zischen und Fluchen entwich ihm. Er hatte sich vorgenommen, nicht mehr laut in Anwesenheit seiner Verlobten zu fluchen – einer seiner guten Vorsätze, bevor sein Sohn auf die Welt kommen sollte. Dann ging er zu Catherine

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