Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
los?«
Jerome wand sich auf dem Stuhl und platzte dann mit der Neuigkeit heraus, die den weiteren Verlauf ihres Aufenthaltes in Tschechien verändern sollte.
Kapitel 36
Juli 2011, Tschechien
Jerome schrie die Wahrheit heraus.
»Ich habe bereits solch einen verfluchten Chip in meinem Körper, verdammt noch mal. Ja, sieh mich nicht so an. Wann hätte ich es dir denn sagen sollen? Als wir beim Bierchen so nett darüber geplaudert haben? Ich weiß noch nicht mal, wo ich dieses Ding genau habe, sonst würde ich ihn mir mit der Nagelschere rausschneiden. Irgendwo im Arm, aber ich kann ihn nicht orten. Es ist einer von dieser beschissenen sechsten Generation von Chips, für die es praktisch noch keinen Scanner gibt. Einer der ganz wenigen Prototypen.«
Martin hob beschwichtigend die Hände.
»Augenblick mal. Du hast einen RFID-Intrakutanchip implantiert bekommen? Ich dachte, sie wollten dich ertränken oder sonst wie umbringen.«
»Das stimmt ja auch und normalerweise wäre ich ja auch tot, ganz gleich, ob ich ersoffen wäre oder auf andere Weise ums Leben gekommen.« Jerome setzte sich wieder und stützte den Kopf auf die Hände. Als wäre jegliche Kraft von ihm gewichen, erzählte er, was ihm widerfahren war.
»Sie nennen es den ›Cocktail mit Kirsche‹. Der Chip ist in einer vorgefertigten Spritze eingebettet. Sie jagen ihn mit einer dicken Kanüle in den Arm oder sonst wo hin. Als Trägermedium verwenden sie ein Gemisch aus Kochsalzlösung, einem Anästhetikum, einem Nervengift oder was immer sie brauchen für ihre Zwecke. Je nachdem, was sie noch mit dir anstellen wollen. Meiner Freundin haben sie ihn auch gespritzt. Es war eine Art fortgeschrittene Experimentierphase und als ich bei dem letzten Bilderbergertreffen erwischt wurde, kamen wir als Versuchskaninchen wie gerufen. Bei Annette war es nicht mehr nötig, den Chip zu aktivieren. Sie starb an den Folgen ihrer Kopfverletzung.«
»Und der Chip, den du hast, ist zentral aktivierbar, sodass dein Herz aussetzen könnte?«
Jerome nickte. »Sie benutzen ihn zurzeit nur bei jemandem, der ihnen gefährlich werden kann. Annette wusste alles über den Chip. Sie hat schließlich jede Seite von den wissenschaftlichen Artikeln vom Professor gescannt. Sie wollten sie eigentlich allein durch den Chip töten, doch dieser Argentinier, Carlos, dieser Idiot, hat ihnen alles vermasselt.«
»Und du?«
»Ich bin Schöller schon seit ewigen Zeiten auf der Spur. Er ist ein Verbrecher mit Krawatte und Vorzeigejob.«
Martin kratzte sich am Kopf.
»Mal ’ne ganz dämliche Frage, wenn du diesen Chip auch hast. Wieso lebst du dann noch? Warum haben sie dich nicht längst erwischt und umgebracht?«
»Weil der Professor in letzter Minute die Codierung geändert hat.«
Sokolow übernahm das Wort.
»Ich habe auf dem letzten Treffen mitbekommen, was man mit Jerome gemacht hatte. Mich wollte man erpressen, den Zuhörern den Chip als letzte Rettung der Menschheit zu verkaufen, als ultimative Lösung gegen Terror und Bedrohung. Ich habe leider zu spät erkannt, worauf ich mich eingelassen hatte. Ich habe natürlich die Möglichkeit, die einzigartige Identifikation des Chips auslesen und bearbeiten zu können. Bladeck und Schöller besaßen auch ein solches Gerät, aber ich bin ihnen zuvorgekommen. Ich war in der Lage zu entscheiden, wozu ich die Chips in ihren Körpern verwenden wollte. Zur Überwachung allein oder zur Liquidierung. Es sind unterschiedliche Codes, wissen Sie?«
»Was ist dann passiert?«
»Ich konnte die Nummern von Jeromes und Annettes Chip identifizieren und rotieren, sodass man die beiden nicht mehr damit töten konnte. Das wusste allerdings niemand. Sie gingen davon aus, es sei noch alles in bester Ordnung. Ich habe die Codes geändert und den Modus gleich mit. Mir war klar, es würde eine Weile dauern, bis jemand dahinterkommt, wie es funktioniert. Es gibt eine praktisch unendliche Menge an Kombinationsmöglichkeiten für die Chips. Sie haben versucht, den Code aus mir herauszuprügeln, haben mir die Beine zerschossen und Carlos, dieser Schwachkopf, meinte, es sei eine gute Idee, mir die Zunge rauszuschneiden. Er wollte ein Exempel statuieren. Er hält sich für einen großartigen Chirurgen, doch er ist ein unfähiger Metzger.«
»Warum dann das ganze Theater? Wo ist das Problem?«, fragte Martin und deutete auf Jerome.
»Weil sie einen neuen Idioten gefunden haben, der ihnen die Drecksarbeit erledigt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie
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