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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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genauso fasziniert und verblendet wie alle anderen auch, bis er erste Zweifel an der tatsächlichen Bestimmung des Chips bekam. Er wurde unsicher, flog nach Prag, besuchte Sokolow, um alles über den Chip in Erfahrung zu bringen, und schmuggelte brisantes Material aus dem Osten, um sich für seinen Rückzug aus dem Amt und seine öffentliche Stellungnahme vorzubereiten. Die Unterlagen vom Professor hatten aus einem Saulus einen Paulus gemacht und Lohmeyer legte sofort damit los, seine Parteigenossen von dem Chip abzubringen. An dem Tag, als er eine große Pressekonferenz hatte, war er gut vorbereitet, aber den Rest kennst du ja schon. Es muss in der eigenen Abteilung so viele Maulwürfe gegeben haben, dass man zügig die Liquidierung Lohmeyers beschlossen hatte.«
    »Und Renate Lohmeyer wusste von den brisanten Unterlagen?«
    »Ja, sicher. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Eigentlich suchte sie nach jemandem, dem sie vertrauen könnte, doch es gab keinen, von dem sie glaubte, er sei integer genug.«
    »Und dann hab ich Idiot sie angerufen.«
    »Du sagst es. Sie hat auf ihre weibliche Intuition gehört und alles auf eine Karte gesetzt. Schwer zu begreifen, aber so ist es nun mal gelaufen.«
    Martin wandte sich von Jerome ab und ging ein paar Schritte. Das Haus war auf einer kleinen Lichtung erbaut und gen Süden hatte man einen fantastischen Ausblick über das ganze Land. Nicht ein Bauwerk oder Gehöft war zu sehen, nur Wald und vereinzelte Felder am Horizont.
    Er hatte keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hatte. Alles in seinem Kopf drehte sich und dieser Blick in die friedliche Weite schenkte ihm eine Ahnung von Frieden. Gedanken an Catherine und das Baby, das sie verloren hatten, kamen ihm in den Sinn, seine neue Wohnung in Lüneburg, das ruhige Leben in der Provinz, Feldmann, der mit einem bösartigen Tumor kämpfte, und er selbst musste sich gegen Mächte zur Wehr setzen, deren Einfluss er bisher nicht mal erahnt hatte. Nun erwartete man von ihm, Herr der Lage zu sein, wie Superman die Dinge zu managen, doch in seinem Inneren gab es nicht die Kraft eines Superman. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt und ohne den Hauch einer Idee, wie er aus dieser Nummer wieder rauskommen sollte. Zu seinem eigenen düsteren Dilemma gesellte sich nun noch die Verantwortung hinzu, einen Plan für die Deaktivierung eines tödlichen Chips zu ersinnen.
    Martin blickte sich um, die Tannen gaben keine Antwort und die Kiefern keinen Rat. Er sehnte sich nach einem klärenden Gespräch mit … Werner. Werner, das war die Antwort. Er musste versuchen, ihn zu erreichen, ohne dass man ihn orten und ausfindig machen könnte.
    Er machte sich wieder auf den Weg zum Haus und nahm Jerome ebenfalls mit. Er erreichte die Stufen des Hauses und ein feiner Duft von Gebratenem oder Gekochtem wehte an seine Nase.
    Martin stellte sich vor Sokolow, der, gestützt auf seine Krücken, am Kamin lehnte. Martin hielt die Gesichtsmaske in der einen Hand und zeigte mit der anderen auf den Professor. Unverzüglich kam er zur Sache. »Warum ich, verdammt noch mal?«
    Sokolow nickte und grinste. Er verstand den inneren Kampf, den Martin ausfocht.
    »Ja, stimmt, Sie hatten recht.«
    Martin verstand nicht gleich.
    »In Wirklichkeit sehen Sie älter aus, aber trotzdem sehr nett.«
    »Ach, das meinen Sie.« Martin berührte seine Haut. Er wartete noch auf die Antwort von Sokolow.
    »Wir haben keinen anderen als Sie«, sagte der mit ruhiger Stimme. »Sie genießen eine außergewöhnliche Position. Während Sie in Ecuador waren, sind gravierende Umbauvorgänge innerhalb Ihrer Behörde vonstatten gegangen, ohne dass Sie etwas davon mitbekommen haben. In diesen zwei Jahren wurde der gesamte Polizeiapparat infiltriert und neu strukturiert. Alle Beamten sind gechipt worden, wenn auch nur zunächst an den Halftern ihrer Dienstwaffen, aber vollständig ohne ihr Wissen. Sie hingegen bewahrten sich Ihre alte Loyalität und haben keinen Respekt vor Ihrem Polizeichef. Hinzu kommt, dass Sie zwar in Lüneburg arbeiten, aber jederzeit Zutritt zum Hamburger Polizeipräsidium haben. Sie sind nicht unmittelbar autorisiert, den Mord an Lohmeyer aufzuklären, wären Sie es nämlich, würde man Ihnen nur die Informationen zukommen lassen, die die Lösung des Falles nicht wirklich vorantreiben. Warum, denken Sie, hat Ihr Freund Werner Hartleib den Attentäter nicht schon längst gefunden?«
    Martin zuckte mit den Schultern.
    »Weil er ihn gar nicht finden soll?«
    »Es soll

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