Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
das Zubehör nicht zerstört werden würde.
»Dieser Chip ist der Prototyp der neuesten Generation, der Generation 8, lieber Herr Kommissar.« Martin wunderte sich über diese Anrede. Wenigstens nannte Sokolow ihn nicht mehr ›Junge‹ .
»Er ist ein echtes Wunderwerk der Technik. Auf kleinstem Raum ist so viel Technologie untergebracht wie früher in einem Notebook.«
Martin gab sich unbeeindruckt. Sokolows Augen indes leuchteten kurz auf.
»Satellitengestützte Position, Einlesen biometrischer Daten, Kommunikation mittels Netzen über mehrere Tausend Kilometer hinweg und natürlich eben die Möglichkeit zur Liquidierung. Still und heimlich ins Jenseits schicken, von jedem Ort der Welt aus.«
»Wie können Sie nur so stolz auf Ihre Erfindung sein? Das Ding hier ist kein gewöhnlicher GPS- Empfänger, sondern eine perfide, heimtückische Waffe.«
»Ich bin alles andere als stolz darauf. Sonst wären Sie sicher heute nicht hier. Abgesehen davon: Ein Baseballschläger kann auch zu einer Waffe werden, jedes Messer kann das, jeder Stein. Es kommt darauf an, wer es in der Hand hält und was er damit macht. Bedenken Sie bitte, der Chip war ausschließlich für sinnvolle Anwendungen und zur Terrorismusbekämpfung entwickelt worden. So jedenfalls hat man es uns Wissenschaftlern immer verkauft.«
Jerome verengte die Augen und richtete seinen Blick auf Martin. »Und?«
»Was und?«
»Wirst du uns helfen?«
Martin sah abwechselnd in die fragenden Gesichter.
»Leute, ich versteh nicht. Wobei soll ich euch helfen?«
»Du musst Schöller stoppen. Du hast Beziehungen zum Polizeipräsidium in Hamburg. Du bist Bulle.«
»Ich?«, rief Martin und lachte auf. Es klang gequält, nicht nur wegen der Maske, die er trug. Die ganze Tragweite des von ihm Erwarteten spannte sich vor ihm auf. Ein gigantischer Berg, den zu erklimmen er sich nicht in der Lage sah. »Ihr spinnt ja total. Wie soll ich das denn machen?«
»Renate Lohmeyer hat es dir zugetraut, sonst hätte sie dich nicht hierhergeschickt.«
»Quatsch. Sie hält mich für eine mögliche Option, einen letzten Strohhalm vielleicht. Ich bin nicht der Retter der Welt, wenn ihr das meint.«
Martin sprang auf und ging zu Jerome. Er zog ihn brüsk am Arm auf die Beine und nahm ihn mit sich zur Tür.
»Nichts gegen Sie, Professor, aber ich habe mit Jerome mal ein Wörtchen unter vier Augen zu reden.«
Professor Sokolow hob jovial die Hand.
Martin öffnete die Tür des Landhauses und trat mit Jerome vor die Tür. Sie gingen die drei Stufen hinunter und entfernten sich so weit vom Haus, bis Martin sicher war, von niemandem gehört werden zu können. Dann stellte sich Martin Jerome gegenüber und zog sich vorsichtig, aber bestimmt die Maske vom Gesicht. Mit wütendem Blick schaute er in Jeromes verängstigte Augen. Augen, die er nicht manipulieren konnte.
»Das also ist dein Plan. Du hast mich die ganze Zeit für deine Zwecke benutzt. Wer bist du eigentlich? Ich will auf der Stelle wissen, was hier gespielt wird.«
Jerome wich Martins Blick aus und wischte entschlossen dessen Hand von seinem Arm.
»Ja, was glaubst du denn? Denkst du, du kriegst alles umsonst? Alles im Leben hat seinen Preis. Ich präsentiere dir deinen Boss und die ganze andere unselige Brut auf einem Silbertablett aus lauter Freundschaft oder wie? Auch ich verfolge Ziele. Ich will die Kerle zur Strecke bringen, ich will sie öffentlich anprangern – all das stimmt nach wie vor. Die Sache mit dem Chip in meinem Arm habe ich dir nicht erzählt, weil du es mir sowieso nicht geglaubt hättest. Du, der ehrbare Verfechter des Gesetzes, hättest mich für bekloppt gehalten, doch jetzt, wo Sokolow dir alles bestätigt, sieht die Sache schon anders aus. Kannst du für einen kurzen Augenblick auch mal meine Lage verstehen? Ich trage eine kleine Bombe mit mir herum. Ich möchte dich mal sehen, wie du damit umgehen würdest. Jeder andere würde Amok laufen, wenn er es wüsste.«
Martin hob die Hände. »Ist ja schon gut. Trotzdem kommt es bei mir so an, als sei alles ein abgekartetes Spiel. Wer hat sich mit wem abgesprochen?«
»Niemand hat sich hier abgesprochen. Sokolow und Lohmeyer waren gute Freunde. Sie haben sich oft getroffen, um über Politik und Wirtschaft zu sprechen, und Sokolow mochte seine Frau Renate. Er war wie ein väterlicher Freund für sie beide. Als Sokolow hörte, welche Aufgabe man Lohmeyer übertragen hatte, haben die beiden heimlich Kontakt zueinander aufgenommen. Lohmeyer war zu Beginn
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