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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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gemeinsam.«
    »Die sind nicht tot, außer Klaus vielleicht und dieser Carlos, Scheißkerl. Die anderen leben noch. Sie haben es gut bei mir. Ich kümmere mich um sie. Sie sind nicht immer nett zu mir, aber okay, man kann nicht alles haben.«
    Martin wurde schwindelig, er hielt den Kopf bewusst aufrecht.
    »Okay, aus die Maus. Komm jetzt rein. Du kriegst eine ordentliche Therapie und einen fairen Prozess. Das verspreche ich dir.«
    Jerome stand am Rand des Mauervorsprungs und schaute in den endlosen Himmel.
    »Kannst du dich um Francis kümmern? Sie braucht nicht viel, holt sich ihre Mäuse immer selbst.«
    »Red keinen Mist und komm jetzt endlich rein.«
    »Oh, sieh mal!«
    Jerome reckte sich empor, stellte sich auf Zehenspitzen und griff nach etwas in der Luft, als wolle man reife Äpfel oder Birnen vom Baum holen.
    »Was tust du da? Hör jetzt auf damit.«
    »Warte. Erst muss ich sie holen. Ich pflücke noch eben meine Träume. Sie müssen mit. Ohne sie komme ich nicht rein.«
    Jerome balancierte auf dem schmalen Sims, reckte sich immer mehr und sah nur nach oben.
    Dann fiel er und während er vornüberkippte, griffen seine Hände noch immer in die Luft, seine Träume zu pflücken. Wie ein gefallener Engel landete er in der Tiefe auf dem schmutzigen Asphalt mit weit geöffneten Händen und Augen.
    Martin sah ihm nach, ihm wurde übel. Für die Dauer des Gespräches konnte er verdrängen, wie sehr er die Höhe hasste. Jetzt war das Problem wieder präsent. Ohne Jerome trat er den Rückzug an. Er wollte leben.
    Mit Mühe und der Hilfe zweier Beamter schaffte er den Einstieg in das Fenster und fand sich auf dem schmutzigen Linoleum wieder. Eigenartig unbeseelt erschien ihm nun die Etage. Ihre Bewohner waren fort.
    Als Werner allmählich zu sich kam, ersparte man ihm die Nachricht der auf einem Regalbrett nebeneinanderstehenden konservierten Köpfe jener sechs Menschen, deren Persönlichkeit sich Jerome einverleibt und in sich hatte weiterleben lassen. Die ihm als Vorlage für seine Masken gedient hatten. Ebenso die Finger und Daumen, die in einer gelblichen Flüssigkeit schwebten.

Kapitel 48
    Juli 2011, Hamburg

    Reinhard Schöller verschränkte die Arme trotzig vor der Brust und lehnte sich zurück. Der billige Stuhl knatschte bei jeder Bewegung. Das Geräusch war lästig und störte. Hinter ihm eine gemauerte, graugestrichene Wand, neben ihm weiß gekachelte Wände, ihm gegenüber ein großes Fenster mit Spiegelglas, hinter dem geifernde Blicke seine Aufführung verfolgten. Logenplätze, manche hätten viel dafür gegeben, diesem Gespräch zu lauschen.
    Schöllers teurer Anzug war zerknittert und wies einen Riss an der Naht des linken Ärmels auf, dort, wo die Beamten, die seiner habhaft werden mussten, etwas mehr Kraft als erforderlich walten ließen.
    Sein Kinn war herabgeneigt und er fixierte von unten herauf abwechselnd die Augenpaare von Staatsanwalt von Hagenreuther und die eines Beamten vom BKA namens Rudolf Sattler. Die weiße Bindehaut war mit roten Äderchen durchzogen, geschwollen, als wollten sie platzen.
    Eigenartigerweise kannte Schöller den BKA-Mann nicht. Er hätte ihn kennen müssen, wenn er tatsächlich vom BKA war, aber wer wusste schon noch, wer zu wem gehörte? In je einer Ecke des Raumes standen zwei uniformierte Beamte, die starr geradeaus sahen und sich ihren Teil dachten. Ihre Ohren waren eifrig auf das Gespräch gerichtet. Dort, auf dem Verhörstuhl, saß ihr Ex-Chef. Vor ihm auf dem Tisch lag ein dreißig Zentimeter hoher Stapel mit Unterlagen.
    »Von mir erfahren Sie nichts, bevor mein Anwalt hier eingetroffen ist.« Schöller schloss die Augen und wippte vor und zurück. Das Quietschen der Lehne begleitete ihn wie ein schauriges Wiegenlied.
    Von Hagenreuther legte die Hände auf seinem schweren Bauch ab und versuchte es mit einem milden Gesichtsausdruck. Jeder, der ihn im Gerichtssaal erlebt hatte, wusste, dass dies die Ausnahme darstellte.
    »Das ist Ihr gutes Recht, Herr Schöller, ich erwarte trotzdem eine gewisse Kooperation in dieser Sache. Alle Unterlagen, die uns Kommissar Pohlmann übergeben hat und die wir bei diesem Jerome, ich korrigiere mich, Frank Reichstein, gefunden haben, sprechen gegen Sie. Das Internet ist seit gestern voll mit Berichten aus Ihrer Vergangenheit, ganz zu schweigen von Ihrem Geständnis bezüglich der Beteiligung an dem Mord an Minister Lohmeyer, wenn auch nur auf Band. Dennoch, die Fakten sind erdrückend, möchte ich meinen.« Von Hagenreuther nickte

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