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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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und ich zahle einen hohen Preis dafür. Doch es ist okay, denn nach dem, was ich herausgefunden habe, könnte ich eh nicht weiterleben. Unter anderen Umständen würde mein Vater gewiss stolz auf mich sein. Das Problem ist nur, dass er es trotzdem nicht sein kann, denn er ist in diesem Fall nicht unbeteiligt. Er stand sogar im Zenit meiner Ermittlungen und das Ergebnis meiner Nachforschungen ist leider erschütternd. Aber ich habe es geschafft.
    Ich schätze, er steht jetzt irgendwo in Ihrer Nähe und betrauert meinen Tod. Lassen Sie sich nicht täuschen! Er ist nicht der Mann, für den ihn alle Welt hält. Zeigen Sie ihm den Brief nicht! Decken Sie alles auf! Ich weiß, dass Sie der Einzige sind, der das kann. Zugegeben, ich konnte Sie anfangs nicht ausstehen, aber das hat sich geändert. Tut mir leid, dass ich Ihnen das nicht mehr sagen konnte. Nehmen Sie Ihren Freund Werner mit und bringen Sie alles ans Tageslicht. Ansonsten wäre mein Tod umsonst gewesen.

    Klaus Schöller‹

    »Was ist das?« Der ranghöchste Polizeibeamte kam schnellen Schrittes auf Martin zu. »Geben Sie es mir!«, befahl er und streckte die Hand aus.
    Martin zog die Hand mit dem Brief zurück.
    »Das ist privat. Rein privat!«
    Schöller trat vor.
    »Das ist ein dienstlicher Befehl. Händigen Sie mir den Umschlag aus! Sofort!«
    Martin steckte das Kuvert in die Innentasche seiner Lederjacke, als ihn ein unerwarteter, heftiger Fausthieb im Gesicht traf. Auch damit hatte er nicht gerechnet und verfluchte aufs Neue, dass ihn Werner überhaupt angerufen hatte.
    Der Polizeipräsident griff behände in die Jacke, tastete nach dem Brief, zog ihn heraus und begann ihn auf der Stelle zu lesen.
    Zu spät für Pohlmann zuzugreifen, um ihm den Brief wieder zu entwenden. Seine Nase blutete, nicht von der Hand eines psychopathischen Killers versehrt, sondern von seinem Chef.
    Kurze Zeit später schnaubte Schöller, lief im Gesicht rot an. Ein sonderbarer Schrei entwich ihm. »Verschwörungstheorien meines geistesgestörten Sohnes! Soll er doch zur Hölle fahren, dieser Schwachkopf!« Er zerquetschte das Papier in der zitternden Hand zu einem kleinen weißen Ball, die Knöchel traten blutleer hervor. Schlurfend verließ er den Fundort seines Sohnes und warf den Brief achtlos in einen in der Nähe stehenden Abfallbehälter.
    Martin hielt mit der rechten Hand ein Taschentuch vor die Nase, während die linke den Chip in seiner Hosentasche ertastete. Er rührte sich nicht vom Fleck, verfolgte Schöller mit seinen Augen. Kurz bevor er Werner einen wütenden Blick von der Seite zuwarf und sich von der Schar der Schaulustigen entfernte, ging er mit Bedacht in Richtung des Mülleimers, fingerte zwischen Wespen, Fliegen und Coladosen den Papierball hervor und steckte ihn ein.

Kapitel 2
    Ein Jahr zuvor, März 2010, Hamburg

    Die vollständige Belegschaft, einschließlich Reinigungskräfte und Fensterputzer, wusste seit Monaten, wie sie sich in den kommenden drei Tagen zu verhalten hatte. Die Verantwortlichen der für diese Zeit geplanten Tagung suchten normalerweise im Verborgenen eine für ihre Zwecke geeignete Unterkunft aus und informierten den Hotelmanager erst kurzfristig über die Okkupierung des gesamten Hotelkomplexes. Logierende Gäste wurden mit dem Hinweis der dringenden Benötigung ihres Zimmers freundlich, aber bestimmt der Räumlichkeiten verwiesen und neue Buchungen nahm man nicht mehr an. Unter dem Vorwand mehrerer Hochzeiten, eines Medizinerkongresses oder einer anderen harmlosen Zusammenkunft wurde das komplette Hotel angemietet und für eine elitäre geschlossene Gesellschaft von der Umwelt in einem angemessenen Radius abgeriegelt.
    Der Komplex war wie unter Quarantäne gestellt.
    Die Kriterien, nach denen die Luxusherberge für die Bilderberger-Konferenz ausgewählt wurde, unterlagen stets denselben strengen Anforderungen: Sicherheit, Verschwiegenheit und Abgeschiedenheit. Doch das Protokoll hatte sich jüngst geändert. Die Taktik musste im letzten Jahr modifiziert werden, um die zunehmend nervöse, skeptische Öffentlichkeit über die Medien in Sicherheit zu wiegen. Es galt, alles zu dementieren, was in den Köpfen der Journalisten an Halbwahrheiten herumspukte:
    Weltweite Verschwörung? Lächerlich!
    Weltpolitik außerhalb der Demokratie? An den Haaren herbeigezogen! Planung einer Welteinheitsregierung mit totalitärer Kontrolle aller Bürger? Absurd!
    Jeder der 47 Angestellten war einen Tag vor dem Eintreffen der prominenten Teilnehmer ein

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