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Schattenmenagerie

Schattenmenagerie

Titel: Schattenmenagerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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sie
sich von dem Schreck erholt hatten, dem Verwalter hinterherlaufen. Micha und einige
der Versammelten drängten, sich ihnen anschließend, in den Saal. Doch der stämmige
Kerl baute sich vor der Tapetentür breitschultrig auf und zückte eine Pistole. Sein
Hund legte sich vor ihn und fletschte geifernd die Zähne.
    »Halt! – Nix da! – Weg! Oder …«
Er fuchtelte eindeutig mit seiner Waffe herum. Alle erstarrten in ihrer Bewegung.
    Kroll wurde sich schlagartig der
Gefährlichkeit der Situation bewusst. »Machen Sie keine Dummheiten. Es hat doch
keinen Zweck. Das Schloss ist umstellt. Weit kommt Diabelli nicht. – Und Sie würden
sich einen Mord aufladen, wenn Sie jetzt hier herumballern.«
    Der Gewaltmensch ließ sich nicht
überzeugen. »Nix! – Rück in Turm oder tot!«
    Wahrscheinlich wollte Dogger sie
dort einsperren. Kroll sah seine Felle davonschwimmen. »Okay. Eins zu null für Sie.
– Vorerst.« Er gab den anderen ein Zeichen, sich langsam ins Turmzimmer zurückzuziehen.
    Plötzlich schepperte es ohrenbetäubend.
Micha hatte noch ihr Glas in der Hand. Von den anderen verdeckt, gelang es ihr,
es unbemerkt in hohem Bogen in einen Spiegel zu werfen, der sich gleich neben der
Tapetentür befand.
    Der Lärm des zersplitternden Glases
lenkte Dogger für eine Sekunde ab. Er drehte sich samt Pistole zur Seite. Das genügte
Kroll, um ihn mit einer geübten Bewegung zu überrumpeln und außer Gefecht zu setzen.
Dorndorf stürzte sich auf den Hund. Das altersschwache Vieh hatte nicht viel Widerstand
zu bieten. Dann legte er dem Kerl Handschellen an, die er als vorbildlicher Polizist
stets bei sich trug.
    Kroll schämte sich seiner unvollkommenen
Ausrüstung wegen. Und außerdem bemerkte er missmutig, dass sich seine Schnürsenkel
schon wieder gelöst hatten. Aber das war ihm jetzt egal.
    »Dein Handy, Micha«, rief er. –
Nicht einmal ein Funkgerät hatte er dabei! – »Borg mir mal dein Handy. Ich werd
den Verbrecher verfolgen und bleibe online. Lass dir
Vivianas Handy geben. Dann merkst du, wenn etwas nicht stimmt.« Seinen Kollegen wies er an:
»Sie bleiben hier und verständigen Ihre Dienststelle. Das Schlossgelände darf niemand
verlassen!«
    Und schon war auch er hinter der
Geheimtür verschwunden. Er kontrollierte, ob die Tonaufnahmefunktion des Handys
noch eingeschaltet war. Jetzt kam der letzte Akt.
    Draußen war inzwischen die Sturmfront
herangezogen. Sie teilte den Himmel gespenstisch in zwei Hälften. Im Westen ging
träge die rot glühende Sonne unter. Der Halo und die Nebensonnen waren verschwunden.
Die flach einfallenden Reststrahlen beleuchteten die mächtige lila Wolkenwand, die
sich langsam, aber unaufhaltsam über das Schloss wälzte. Der schwere Sturm stand
kurz bevor.
     
    *
     
    Vor mir eine Wendeltreppe, die nach oben und nach unten führt. Bestimmt
wird er versuchen, durch das Erdgeschoss nach draußen zu gelangen. – Doch halt,
was ist das? Da oben scheint eine Tür zuzuschlagen. Ich probier’s mal mit dem Weg
nach oben. Wenn’s falsch war, hab ich eben Pech gehabt.
    Uff, hier oben ist es ziemlich stickig.
Was steckt hinter dieser Tür? – Ein langer Gang. Scheint Richtung Osten zu führen.
– Da hinten, Geräusche von schnellen Schritten. Dann bin ich wohl richtig.
    Verdammt, die offenen Schnürsenkel
behindern mich. Hoffentlich stolpere ich nicht.
    So, wieder eine Treppe. Ziemlich
verstaubt und düster hier. Wie viele Geheimgänge gibt es bloß in so einem Schloss?
– Hier geht’s nur abwärts. Dann mal los. – Da schlägt wieder eine Tür. Aber das
klingt nicht nach Eisen, eher nach einer Bretterpforte. – Hier unten ist ja das
wahre Labyrinth.
    Welche Tür soll ich bloß nehmen?
– Hier, ein Bretterverschlag. Nur angelehnt. Da kann er durchgerannt sein. – Verdammt
finster und feucht hier. Riecht nach einem unterirdischen Gang. Ich hätte eine Taschenlampe
dabeihaben sollen. Vielleicht reicht ja das Licht vom Handydisplay. – Autsch! Verdammte
Balken! – Mist, dieser glitschige Boden! – Dauert denn dieser Tunnel unendlich?
    Da! – Da hinten, ein Hauch von Licht.
– Da bewegt sich etwas. Das muss der Kerl sein. Jetzt geht’s rund! – Zu dumm, dass
ich heute nicht einmal die Dienstwaffe dabeihabe. – Vor mir ein Brunnenschacht.
Spärliches Tageslicht von oben. Kein Mensch zu sehen. Wahrscheinlich ist er schon
über alle Berge.
    Mein Gott! Was ist das? Ein menschlicher
Körper liegt kopfüber im Grundwasser des Brunnens! – Kein Lebenszeichen zu erkennen.
Dem

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