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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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niemandem, seinen Fotoapparat oder seine Objektive in die Hand zu nehmen. Als er gesehen hatte, wie sein Fotoapparat zu Boden fiel und das Objektiv abbrach, war das so, als hätte ihm jemand ein Bein abgerissen. Dass gerade Lauren Lawton dafür verantwortlich war – eine Frau, die er noch Sekunden zuvor unter seiner Kontrolle gehabt hatte –, hatte den Zorn in ihm hochkochen lassen. Wegen dieses Zorns hätte er beinahe die Kontrolle verloren. Der Gedanke, die Kontrolle zu verlieren, war unerträglich für ihn.
    Kontrolle war essenziell. Kontrolle bedeutete Erfolg. Kontrollverlust bedeutete Fehler. Fehler bedeuteten Versagen. Versagen war absolut unmöglich. Fehler bedeuteten, ins Gefängnis zu gehen. Er würde nie wieder ins Gefängnis gehen. Nie.
    Er war ein intelligenter Mann. Ein sehr intelligenter Mann. Er war ganz sicher intelligenter als alle Cops, die hinter ihm her waren. Über die Jahre hatte er aus seinen Fehlern gelernt und sein Vorgehen perfektioniert.
    Nur wenn man die Kontrolle hatte, hatte man auch Erfolg.
    Kontrolle war das Gefühl, das ihn erfüllt hatte, als er Leah Lawton und ihre kleine blonde Freundin fotografierte. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Er hatte die Kontrolle, als er die Bilder schoss: ihre schlanken, gebräunten Beine und Arme, ihre knospenden Brüste, den nackten Streifen Bauch, den die kleine Blondine jedes Mal zeigte, wenn sie ihren Tennisschläger hob. Das Mädchen war ganz und gar unter seiner Kontrolle, als er es auf Film bannte.
    Kontrolle hatte er empfunden, als Lauren Lawton mit wutverzerrtem Gesicht auf ihn zugerannt kam. Er hatte dieses Gefühl in ihr hervorgerufen. Er hatte dieses Gefühl auf Zelluloid gebannt und aus der Zeit gehoben.
    Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, konnte er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen, den unverhohlenen Hass, und das erregte ihn. Darin lag die Herausforderung: Diesen Hass zu erzeugen und ihn dann gegen sie zu wenden. Die ungeheure Macht, die darin lag, erregte ihn so sehr, dass er einen Steifen bekam.
    Insgesamt betrachtet fühlte er sich gut. Nicht nur gut. Großartig. Er hatte fast alles, was er wollte. Fast.
    Im vorderen Teil des Diner machten sich die Krankenschwestern von der Nachtschicht, die er nun schon die ganze Woche beobachtete, bereit zu gehen – unter ihnen auch Denise Garland. Lachend und kichernd hatten sie sich vom Tisch erhoben. Eine der Älteren, eine ziemlich dicke, entdeckte ihn und winkte. Er winkte zurück.
    Als die Krankenschwestern auf den Ausgang zusteuerten, legte er fünfzehn Dollar auf den Tisch, um seine Rechnung zu begleichen und Ellen Norman, zweiundzwanzig Jahre alt, mit krausen rotblonden Haaren und fliehendem Kinn, ein schönes Trinkgeld dazulassen.
    »Achtung, da kommt er!«, sagte Tanner, als Ballencoa aus dem Diner in den Sonnenschein trat.
    Er setzte eine Sonnenbrille auf, zog seine weite Cargohose hoch und sah sich zufrieden um.
    »Genau, Roland«, sagte Tanner, »so kenne ich dich. König der Höschenwichser.«
    »Haben Sie dazu was in den Akten gefunden?«, fragte Mendez. »Hat er solche Schweinereien auch in Santa Barbara gemacht?«
    »Ich habe ein halbes Dutzend Einbruchsfälle gefunden, die dem Muster entsprechen und sich in den anderthalb Jahren vor Leslie Lawtons Verschwinden ereignet haben. Man hat sie nicht weiterverfolgt, weil nichts von Wert gestohlen wurde, zur Zeit des Einbruchs niemand zu Hause war und es nicht zu Gewalttaten kam.«
    »Wie steht’s mit Fingerabdrücken?«
    »Nichts. Aber eine der betroffenen Frauen erwähnte, dass Wäsche gewaschen wurde«, sagte sie. »Das hatte sie nur bemerkt, weil ihre Maschine kaputt war, sie hat nicht mehr abgepumpt. Die Frau hatte die Maschine seit einer Woche nicht benutzt. Nur deshalb war ihr aufgefallen, dass jemand in ihrem Haus gewesen sein musste.«
    »Im Haus der Lawtons hat er auch eine Maschine laufen lassen«, sagte Mendez, legte den Gang ein und wartete darauf, dass Ballencoa den Parkplatz verließ. Zuvor fuhren zwei andere Autos auf die La Quinta – Krankenschwestern, die vor ihm das Diner verlassen hatten.
    »Stimmt«, sagte Tanner. »Eine Maschine mit Unterwäsche. Als sie uns das erzählte, war mir klar, was er getan hatte. Ein weiteres Leck-mich von Roland. Er konnte in das Haus einsteigen, es sich dort gemütlich machen, sich mit ihrem Slip einen runterholen und dann die Beweisstücke waschen, sodass jeder es bemerkte und ihm trotzdem keiner was anhängen konnte. Wie ein Hund, der an einen Zaun pinkelt.«
    Ballencoa bog nach

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