Schattennaechte
rechts ab und fuhr hinter dem roten Toyota Corolla her, in dem eine der Schwestern saß. Mendez wartete die nächsten zwei Autos ab, dann fädelte auch er sich in den Verkehr ein.
»Männer machen wirklich ekliges Zeug«, bemerkte Tanner.
»Hey, warum schauen Sie mich so an?«, sagte Mendez.
»Na gut, nicht alle Männer«, lenkte sie ein. »Aber Sie müssen zugeben, dass Sie noch nie von einer Frau gehört haben, die in das Haus eines Mannes eingebrochen ist und mit dessen Unterwäsche masturbiert hat. Ich jedenfalls nicht.«
Sie fuhren am Mercy General Hospital vorbei und bogen nach links auf die Third Avenue ein.
»Wobei ein Mann«, überlegte Tanner weiter, »der nach Hause kommt und die Frau dabei überrascht, vielleicht gar nicht die Polizei rufen würde. Im Gegenteil, wahrscheinlich würde er mitmachen!«
»Sie haben aber auch ganz schön eklige Einfälle«, murmelte Mendez.
»Verletze ich etwa Ihr Gefühl für Anstand?«
»Ehrlich gesagt …«
Eines der beiden Autos vor ihnen bog nach rechts ab. Mendez fluchte leise und ging vom Gas. Es gab mindestens ein halbes Dutzend Gründe, warum Ballencoa sie nicht sehen, nicht einmal den Verdacht haben sollte – unter anderem, weil Dixon ihn dafür, dass er Ballencoa folgte, einen Kopf kürzer machen würde.
»Tut mir leid«, sagte Tanner. »Ich arbeite wohl schon zu lang mit Arschlöchern zusammen.«
Der rote Toyota vor Ballencoa fuhr an der nächsten Kreuzung nach rechts. Der Fahrer hinter Ballencoa fuhr an den Fahrbahnrand und parkte. Ballencoa fuhr weiter geradeaus, nahm aber die nächste Straße nach rechts. Mendez kroch im Schritttempo hinterher und bog ebenfalls ab.
Sie fuhren eine große Schleife und kamen dann wieder bei der Straße an, in die der Toyota von der anderen Richtung eingebogen war.
»Verflixt noch mal«, zischte Tanner aufgeregt. »Er folgt ihr. Der Krankenschwester.«
Mendez spürte, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss. Der Toyota parkte vor einem kleinen Häuschen. Von der Krankenschwester war nichts zu sehen. Ballencoas Kastenwagen glitt vorbei, dann bog er rechts ab. Mendez fuhr geradeaus bis zum nächsten Block, wendete und parkte an der Ecke, von wo aus sie den roten Toyota im Blick hatten.
Ballencoas Kastenwagen tauchte aus der entgegengesetzten Richtung wieder auf und blieb etwa zwanzig Meter von dem Toyota entfernt stehen.
Weder Mendez noch Tanner sagten ein Wort. Sie warteten mit angehaltenem Atem. Sie warteten darauf, dass Ballencoa aus dem Kastenwagen ausstieg und zu dem kleinen Haus ging, vor dem der Toyota stand.
»Glauben Sie, er hat uns gesehen?«, fragte Tanner leise, als könnte Ballencoa sie aus der Entfernung hören.
»Dann hätte er wahrscheinlich nicht angehalten«, erwiderte Mendez.
»Oder gerade deshalb – um uns zu provozieren.«
»Kann auch sein.«
»Das kommt mir vor wie einer dieser Tierfilme im Fernsehen«, murmelte sie. »Als würde ich einem Tiger dabei zusehen, wie er sich an irgend so ein armes Opfer anschleicht, na ja, an was sich Tiger eben so anschleichen.«
Beinahe zwanzig Minuten saßen sie so da, bevor Ballencoa wieder losfuhr. Scheiße , dachte Mendez. Er würde direkt an ihnen vorbeikommen. Er würde sie garantiert sehen. Tanner rutschte auf dem Sitz nach unten und zog den Kopf ein. Mendez drehte sich um und tat so, als würde er etwas auf dem Rücksitz suchen.
Aber Ballencoa bog genau vor ihnen links um die Ecke, ohne auch nur ein Mal in ihre Richtung geblickt zu haben.
Tanner und Mendez seufzten beide erleichtert auf. Sie warteten weitere zehn Minuten, um sicherzugehen, dass er nicht zurückkehrte, dann stiegen sie aus, um der Krankenschwester mit dem roten Toyota einen Besuch abzustatten.
42
Mendez hatte das Kennzeichen des Toyota überprüfen lassen. Das Auto gehört einer Denise Marie Garland, zwanzig Jahre alt. Gegen sie lag nichts vor.
Als sie auf den Bürgersteig traten, sah er auf die Uhr. Er musste in siebzehn Minuten in Dixons Büro sein. Er klopfte an die Tür und rief: »Miss Garland? Polizei.«
Denise Garland kam im Bademantel zur Tür, feuchte Strähnen ihres mausgrauen Haars hingen ihr in die Stirn, und sie sah sie mit großen Augen an.
Mendez hielt ihr seine Dienstmarke hin. »Miss Garland, ich bin Detective Mendez, und das ist Detective Tanner. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Dürfen wir reinkommen?«
Sie trat einen Schritt zurück. »Habe ich etwas angestellt? Ich weiß, ich darf mein Auto eigentlich nicht auf dem Ärzteparkplatz
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