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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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stellen, aber ich war zu spät dran und …«
    »Sie haben nichts angestellt, Ma’am«, sagte Mendez. »Wir untersuchen eine Reihe von Einbrüchen hier in der Gegend und möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    »Einbrüche?«
    »Ist Ihnen in letzter Zeit hier in der Gegend ein Fremder aufgefallen, jemand, der sich seltsam benommen hat?«, fragte Tanner, um die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich zu ziehen, sodass Mendez weiter in das Zimmer hineingehen konnte.
    Links von ihm lag die Küchenzeile, rechts der Wohnbereich. Das Haus war nicht größer als eine Hundehütte. Es war sauber und halbwegs aufgeräumt. Ein Stapel Post. Ein paar rasch zusammengeschobene Zeitschriften. In der Spüle schmutziges Geschirr.
    »Nein«, sagte sie. »Aber ich arbeite in der Nachtschicht und bin gerade erst nach Hause gekommen.«
    »Sie sind Krankenschwester, nicht wahr?«, fragte Tanner.
    »Ja, ich arbeite in der Notaufnahme.«
    Die Hälfte ihres Mobiliars war aus Plastik. Stühle, wie sie auf dem Bürgersteig vor Supermärkten und Billigläden zum Verkauf angeboten wurden. Auf der kleinen Terrasse vor der windig aussehenden Glasschiebetür standen ein kleiner Tisch und vier Stühle aus demselben weißen Plastik.
    »Haben Sie bemerkt, dass irgendetwas in Ihrem Haus nicht an seinem Platz ist?«, fragte Tanner. »Fehlt etwas?«
    Denise überlegte. »Nein.«
    »Schließen Sie immer ab, wenn Sie das Haus verlassen, Miss Garland?«, fragte Mendez und ging zur Terrassentür.
    Noch während sie die Frage bejahte, schob er die Tür mit einem Finger auf.
    »Na ja«, sagte sie und errötete. »Diese Tür vergesse ich manchmal. Ich weiß, ich muss besser aufpassen. Meine Mutter ermahnt mich ständig, alle Türen immer gut verschlossen zu halten. Gestern Abend habe ich sie offenbar versehentlich offen gelassen. Dumm.«
    »Wirklich?«, fragte Mendez und warf Tanner einen Blick zu. »Sind Sie sicher, dass Sie vergessen haben, sie zu schließen?«
    Die junge Frau sah ihn verwirrt an. »Ich dachte, ich hätte sie geschlossen. Aber als ich nach Hause kam, stand sie offen. Sie glauben doch nicht etwa …?«
    »Kam Ihnen irgendetwas ungewöhnlich vor?«, fragte Tanner. »Fehlt vielleicht doch irgendetwas?«
    »Nein … ich glaube nicht …« Jetzt schien sie endgültig verunsichert zu sein. »Nachmittags kam meine Freundin Candace vorbei. Wir haben zusammen gegessen. Ich war spät dran und musste schnell los. Deshalb dachte ich, ich hätte vergessen, die Tür zu schließen.«
    »Besitzen Sie eine Waschmaschine?«, fragte Tanner.
    Die Fragen kamen ihr immer seltsamer und geheimnisvoller vor. »Nein. Warum?«
    »Vermissen Sie einzelne Wäschestücke?«
    »Nein. Warum fragen Sie?«, erwiderte sie, zunehmend verstört.
    Als Mendez zurück zur Haustür ging, zog eine Zeichnung auf dem Tresen zwischen Küchenzeile und Wohnbereich seinen Blick auf sich. Eine Bleistiftzeichnung. Eine Karikatur. Eine Karikatur von mehreren Krankenschwestern, Denise Garland mit ihrem rundlichen Gesicht war deutlich erkennbar. Der Künstler hatte sie in der rechten unteren Ecke signiert: ROB.
    Eine Erinnerung stieg in ihm auf: die an den Nachmittag, als Ballencoa in das Büro des Sheriffs gekommen war, um eine Beschwerde einzureichen. Mendez hatte hinterher Hicks gefragt, was in Ballencoas Umhängetasche gewesen war. Ein Zeichenblock, ein Notizbuch, ein paar Filmrollen …
    »Miss Garland«, sagte er, »kennen Sie einen Mann namens Roland Ballencoa?«
    »Nein.«
    Er nahm die Zeichnung und hielt sie in die Höhe, sodass Tanner sie auch sehen konnte. »Woher haben Sie diese Zeichnung?«
    »Die? Die ist von Rob«, sagte die junge Frau und entspannte sich augenblicklich. Daran erinnerte sie sich gern, das war nichts Beängstigendes.
    »Wer ist Rob?«
    »Der Mann aus dem Diner«, erklärte sie und lächelte dabei ein wenig. »Er frühstückt dort jeden Morgen. Dabei macht er Zeichnungen von den Gästen und schenkt sie ihnen. Nur so zum Spaß. Er ist nett.«
    »Nett«, sagte Tanner.
    »Nett«, wiederholte Mendez.
    Denise Garland wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Mendez nahm eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und reichte sie ihr.
    »Miss Garland«, sagte Tanner, »ich will Ihnen keine Angst einjagen, aber Sie sollten wissen, dass dieser Mann in Zusammenhang mit Ermittlungen bei einem Kapitalverbrechen in Santa Barbara auf der Liste der Verdächtigen stand.«
    Die junge Frau riss die Augen auf. »Nein! Was hat er getan? Glauben Sie, dass er hier

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