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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Sah er fern? Nichts, aber auch gar nichts wies darauf hin. Sie war überzeugt, dass er irgendwo einen Haufen Gewaltpornos versteckt hatte. Bestimmt waren hier irgendwo die Fotos der Mädchen, die er verfolgt hatte. Vielleicht sogar Videobänder.
    Bei der Vorstellung, dass sie Fotos oder Videos von Leslie finden könnte, auf denen zu sehen war, was er ihr angetan hatte, drehte sich ihr der Magen um. So sehr sie sich wünschte, etwas zu entdecken, das Roland Ballencoa mit ihrer Tochter in Verbindung brachte, so sehr fürchtete sie sich auch davor.
    Sie ging den schmalen Flur entlang und blieb kurz an der Badezimmertür stehen, aber sie ekelte sich zu sehr davor hineinzugehen, auch wenn sie vermutete, dass es so sauber war wie alle anderen Räume. Diese Nähe war ihr zu viel. Als er in Laurens Haus eingebrochen war, hatte er jede Grenze übertreten, aber ihr schauderte bei dem Gedanken, es ihm gleichzutun. Sie würde nicht Roland Ballencoas schmutzige Unterwäsche befingern oder nackt zwischen seine Laken kriechen.
    Das Schlafzimmer wirkte beinahe genauso unbewohnt wie der Rest des Hauses. Der Überwurf schien mit einem Lineal glatt gezogen zu sein. Lauren ließ sich auf Hände und Knie nieder und schaute unter das Bett.
    Sie erwartete fast, dort eine Leiche zu entdecken, in die leblosen Augen einer jungen Frau zu blicken. Oder eine Kiste mit einem Opfer darin – lebend oder tot.
    Da war keine Kiste. Unter dem Bett war nichts. Nicht einmal ein Staubkorn.
    Die Kleidungsstücke im Schrank waren penibel geordnet: Hemden, Hosen, Jacketts, von hell nach dunkel. Darunter waren die Schuhe aufgereiht. Drei Paar. Socken und Unterwäsche befanden sich in einer Kommode. Die T-Shirts waren fein säuberlich gefaltet und wie in der Auslage eines Bekleidungsgeschäfts gestapelt.
    Wie ordentlich Rolands Welt war. Es versetzte Lauren in Wut, dass er für sich eine solch penible Ordnung beanspruchte, während er ihr Leben ins Chaos gestürzt hatte. Er sollte erleben, wie sich das anfühlte, dachte sie und machte sich an die Arbeit. Mit dem Bett fing sie an.
    Zuerst riss sie den Überwurf herunter und warf ihn zur Seite, dann segelten Kissen und Decke auf den Boden. Sie riss das akkurat untergeschlagene Laken von der Matratze und warf es ebenfalls auf den Boden, trampelte darauf herum, trat die verdreckten Sohlen ihrer Turnschuhe daran ab.
    Sie wusste, dass das kindisch war. Sie verschwendete nur wertvolle Zeit. Aber sie war wie im Rausch. Als sie seine Kleidung von den Bügeln und aus den Schubladen riss, überlegte sie kurz, ob sie darauf pinkeln sollte wie ein Hund, der sein Territorium markierte. Aber dann kam ihr der Gedanke, dass Ballencoa pervers genug war, das erregend zu finden.
    Er war subtiler vorgegangen, als er in ihr Haus eingedrungen war. Und dennoch hatte sie die Wäsche, die er angefasst hatte, weggeworfen. Sie hatte das Weinglas, aus dem er getrunken hatte, in den Abfall geworfen. Sie hatte jedes Bett im Haus abgezogen, sich geweigert, auf ihrer Matratze zu schlafen, und Leah verboten, auf ihrer zu schlafen. Das Gefühl, besudelt worden zu sein, war schrecklich gewesen, so schrecklich, wie wenn Ballencoa mit seiner Hand ihre nackte Haut berührt hätte.
    Lauren trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk, sie fragte sich, was er empfinden würde, wenn er das Durcheinander sah.
    Wie gefällt dir das, Roland? Ich bin in deine Welt eingedrungen. Ich habe deine Sachen angefasst. Du hast es nicht verhindern können .
    Bei dem Gedanken verspürte sie plötzlich ein Gefühl von Macht und stellte sich vor, dass er genau das empfunden hatte, als er durch ihr Haus gegangen war und ihre Sachen angefasst hatte. Dieses Gefühl der Macht verlieh ihr neue Kraft, und sie riss die Schubladen aus der Kommode, drehte sie um und sah nach, ob etwas unter den Böden klebte. Da war nichts. Sie steckte den Kopf in den leeren Korpus der Kommode und überprüfte die Unterseite der Deckplatte. Nichts. Sie zog sie von der Wand weg und sah dahinter. Nichts. Sie kippte sie um und kontrollierte die Unterseite des Bodens. Nichts.
    Dasselbe machte sie mit den Nachttischchen. Wieder nichts. Schwitzend und fluchend wuchtete sie die Matratze aus dem Bettrahmen und drehte sie um. Nichts.
    Wütend holte sie das Teppichmesser aus ihrer Tasche und schlitzte die Matratze auf, so als würde sie einen Fisch ausnehmen. Nichts. Dasselbe machte sie mit den Kissen und schüttelte die Federn heraus. Nichts.
    Mit jedem Fehlschlag sank ihr Adrenalinspiegel. Sie

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