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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit der Schule direkt gegenüber? Ich hab auch bei der Polizei angerufen. So was dürfte gar nicht erlaubt sein, aber die haben mir erklärt, es läge nichts gegen ihn vor und sie könnten nichts tun.«
    »Haben Sie die Telefonnummer des Vermieters?«, fragte Hicks.
    »Carl Eddard. Bei mir heißt er nur Raffzahn«, erwiderte Mavis Whitaker. »Ja, die habe ich. Kommen Sie mit, dann suche ich sie Ihnen raus.«
    Mavis Whitakers Haus war im gleichen Stil erbaut wie das von Ballencoa, aber ihr Garten war hübsch und gepflegt, sie schien einen grünen Daumen zu haben. Der niedrige schwarze Eisenzaun wurde von blühenden Rosenbüschen gesäumt. Entlang des Wegs und rings um das Haus waren bunte Blumenbeete angelegt.
    Als sie das Tor öffnete, bimmelte ein Glöckchen. Eingangstür und Fenster des Hauses waren vergittert. Mrs. Whitaker überließ in puncto Sicherheit nichts dem Zufall. Und für den Fall, dass es ein Eindringling schaffte, die erste Verteidigungslinie zu durchbrechen, hatte sie Ol’ Hick’ry zur Hand.
    Das Haus war blitzblank und roch nach Möbelpolitur mit Zitronenduft. Die Einrichtung war eine Mischung aus alten, mit Spitzendeckchen bedeckten Möbeln, Regalen voller Nippes und einer billigen karierten Siebzigerjahre-Couchgarnitur. An einem offenen Fenster saßen zwei große getigerte Katzen und nahmen ein Sonnenbad.
    »Sie steht in meinem Adressbuch«, sagte Mavis und steuerte einen kleinen Schreibtisch im Esszimmer an. »Ich hab sie unter Raffzahn eingetragen, damit ich mir seinen Namen nicht merken muss.«
    Sie legte den Axtstiel auf den Esstisch, dann nahm sie das Adressbuch, das neben dem Telefon lag, und schlug es auf.
    »So einen Rüpel haben Sie noch nicht gesehen. Interessiert sich nur für sein Bankkonto. Was, wenn dieser Perverse nachts rüberkommt und über mich herfällt, hab ich ihn gefragt. Darauf sagt er doch glatt, so eine alte Schachtel wie ich braucht sich keine Sorgen zu machen. Können Sie sich das vorstellen?«, fragte sie gekränkt.
    »Das ist sehr unhöflich«, sagte Hicks. »Manche Leute haben einfach keine Manieren.«
    »Wie wahr«, sagte Mavis und schob sich eine Lesebrille auf die Nase. »Ich hab ihm erklärt, dass er mich mal an meinem runzligen Hintern lecken kann. Da ist sie. Raffzahn Eddard.«
    Mendez notierte Nummer und Namen.
    »Er meinte, es wäre nicht seine Aufgabe, Ballencoa im Auge zu behalten. Dafür wäre die Polizei da.«
    »Kam oft jemand her?«, fragte Mendez. »Von der Polizei, meine ich?«
    »Anfangs schon, aber dann hat ihnen der Perverse mit einer Klage gedroht, und das war’s dann. Wen kümmert’s schon, ob er mit einem Mädchen von der Highschool abhaut oder seine schrullige alte Nachbarin umbringt. Hauptsache, er verklagt nicht die Stadt. Es ist wirklich weit mit uns gekommen, wenn die Kriminellen mehr Rechte haben als wir unbescholtenen Bürger«, sagte sie.
    »Aber Ihres Wissens gab es nie konkrete Schwierigkeiten mit Mr. Ballencoa?«, fragte Hicks.
    Sie runzelte die Stirn, die Enttäuschung war ihr anzusehen.
    »Nicht dass ich wüsste. Allerdings könnte er etwas im Schilde geführt haben, bevor ich nach Australien geflogen bin.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil ungefähr eine Woche vor meinem Abflug ein fremdes Auto hier in der Straße aufgetaucht ist«, erwiderte sie. »Kam mir verdächtig vor. Ich dachte, es könnte ein Einbrecher sein, der die Gegend ausspioniert. Eines Tages stand das Auto direkt gegenüber meinem Haus, also bin ich rüber und hab den Mann gefragt, was er hier verloren hat.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mir erklärt, er wäre ein Sonderermittler der Polizei.«
    Mendez wechselte einen Blick mit seinem Partner. Laut Detective Neri hatte die Polizei in San Luis Obispo Ballencoa nicht überwacht. Nach Neris Kenntnisstand war Roland Ballencoa noch immer Mavis Whitakers Nachbar.
    »Hat er Ihnen eine Dienstmarke gezeigt?«, fragte Hicks.
    »Keine Marke, aber er hat mir einen Ausweis unter die Nase gehalten.«
    »Was stand drauf?«
    »Keine Ahnung«, gestand sie. »Ich hatte meine Brille nicht auf. Aber ich bin davon ausgegangen, dass es seine Richtigkeit damit hat, sonst hätte er ihn mir ja wohl kaum gezeigt. Stimmt’s?«
    »Sie wissen nicht zufällig das Kennzeichen des Autos, oder?«, fragte Mendez.
    »Doch, selbstverständlich.« Sie legte das Adressbuch zur Seite und griff nach einem dunkelroten Spiralheft. »Selbstverständlich habe ich das Kennzeichen notiert, als ich dieses Auto das erste Mal sah. Ein fremdes Auto in

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