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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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dann lassen Sie mal sehen«, sagte die Frau im Befehlston. »Und keine faulen Tricks. Das ist ein Hickorystiel, und ich weiß, wie man damit umgeht.«
    Mendez schlug langsam sein Sakko zurück, sodass sie die Dienstmarke an seinem Gürtel und die Neun-Millimeter-Pistole in seinem Schulterholster sehen konnte.
    Mit einem lauten Seufzer ließ die alte Frau ihre Waffe sinken.
    »Meine Güte«, sagte sie. »Warum schleichen Sie denn hier herum? Sie haben mich zu Tode erschreckt!«
    »Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Ma’am. Was machen Sie hier? Wohnen Sie in diesem Haus?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich wohne da drüben. Ich bin auf Nachbarschaftswache. Ich habe ein Auge darauf, was hier so vor sich geht. Unter den gegebenen Umständen kann man ja nie wissen.«
    »Unter welchen Umständen?«
    »Dass hier dieser Perverse gewohnt hat.«
    »Roland Ballencoa?«
    »Genau der«, sagte sie. »Ich dachte, ich sehe nicht recht, als er neben mir einzog, frech wie Oskar«, sagte sie mit unverkennbarem Abscheu. »Ungeheuerlich.
    Ich hatte in der Zeitung aus Santa Barbara alles über ihn gelesen«, fuhr sie fort. »Ich habe vier Zeitungen abonniert und lese jede von der ersten bis zur letzten Seite: Los Angeles Times, New York Times, Tribune und Santa Barbara News-Press . Man muss auf dem Laufenden bleiben, sage ich immer. Ich weiß, dass er nicht verhaftet wurde, aber ich kann zwischen den Zeilen lesen. Er hat diesem armen Mädchen was angetan, so viel steht fest.«
    Hicks kam um das Haus herum. Beim Anblick der alten Frau blieb er stehen, und seine Augen weiteten sich kurz.
    »Niemand da«, sagte er dann.
    »Er ist ausgezogen«, erklärte die Frau und spuckte aus. »Gut, dass wir ihn los sind.« Sie sah Mendez an und deutete mit dem Kopf in Hicks’ Richtung. »Ist der auch ein Cop?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Detective Hicks, Ma’am.« Er zeigte ihr seine Marke.
    »Mavis Whitaker«, sagte sie. »Ich wohne nebenan. Ich bin auf Nachbarschaftswache.«
    Hicks musterte den Axtstiel und zog die Augenbrauen hoch.
    Mendez kam die Treppe herunter.
    »Im Briefkasten sind nur ein paar Postwurfsendungen«, sagte Hicks.
    »Oh, er hat hierher keine Post bekommen«, sagte Mavis Whitaker.
    Die beiden Männer sahen sie an.
    »Ich hab mich mal mit der Postbotin unterhalten. Ein nettes Mädchen. Gleich nachdem dieser Perverse hier eingezogen war, habe ich ihr alles über ihn erzählt. Sie wissen schon, für den Fall, dass er versuchen würde, sie ins Haus zu locken und ihr was anzutun. Ich nehme mal an, dass er von niemandem Post bekommt außer von seiner Mutter, falls er sie kennt, hab ich gesagt. Darauf hat sie gesagt, dass er überhaupt keine Post bekommt. Dass er sie sich vermutlich woandershin schicken lässt. Hierher käme nicht mal eine Stromrechnung.«
    So viel zu den Vorteilen eines Nachsendeantrags , dachte Mendez.
    »Wann ist Mr. Ballencoa ausgezogen?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich bin Ende April für sechs Wochen heim nach Australien gefahren. Als ich wiederkam, war er weg.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wohin er gezogen sein könnte?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich hab den Kerl ignoriert. Und er war auch nicht besonders erpicht darauf, sich mit mir zu unterhalten. Nach seinem Einzug habe ich ihm klipp und klar gesagt, dass seine Kniescheiben Bekanntschaft mit Ol’ Hick’ry hier machen, wenn er mir dumm kommt. Dieser Pädophile.«
    »Was hat er darauf geantwortet?«, fragte Hicks.
    »Nichts. Kein Wort. Er hat durch mich hindurchgesehen, als wäre ich Luft, und ist seiner Wege gegangen. Ich bin im Outback aufgewachsen«, fuhr Mavis fort. »Mein Vater war Bergarbeiter, und bei denen geht es ganz schön rau zu. Da draußen laufen viele wie der herum, Männer ohne Seele. So einem wollen Sie nicht im Dunkeln begegnen, das dürfen Sie mir glauben. Könnte sein, dass Sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden.«
    »Hat Mr. Ballencoa allein hier gewohnt?«, fragte Mendez.
    »Ich habe jedenfalls nie jemanden kommen oder gehen sehen, weder Mann noch Frau – aber natürlich kann er da drin eine in einer Schachtel gehabt haben. Er ist einer von der Sorte, oder?«
    »Was für ein Auto hat er gefahren?«, fragte Hicks.
    »Einen weißen Kastenwagen. Keine Aufkleber. Keine Fenster.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er das Haus gekauft oder gemietet hat?«, fragte Mendez.
    »Gemietet. Ich habe seinen Vermieter angerufen und ihm die Meinung gesagt, das dürfen Sie mir glauben. Welcher anständige Mensch vermietet denn an einen Pädophilen? Und dann noch

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