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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hat er mich nachts zum Verhör holen lassen und behauptet, ich plane einen Ausbruch. Wie denn auch?« Sie zuckte mit den Schultern. »Dann hat das Schwein eine Leibesvisitation angeordnet. Ausziehen hat das bedeutet. Nackt hinstellen und sich begaffen und beschimpfen lassen.«
    Linkohr nickte. »Ich kann mir vorstellen, dass man einem solchen Menschen nicht mehr gegenüberstehen will.« Was hätte er auch jetzt sonst sagen sollen?
    »Dann hat das angefangen – zwischen Torsten und Alexander. Denn beide haben bis dahin wohl nicht gewusst, dass Anton mich damals festgenommen hat. Dann sind die alten Streitereien wieder ausgebrochen, um die ich mich nie gekümmert habe. Danach schon gar nicht mehr. Ich wollte mit Alexander auch nichts mehr zu tun haben – und irgendwie sind wir uns alle schließlich aus dem Weg gegangen.«
    »Sie und die Simbachs?«
    »Als dies bekannt geworden ist, hat sich auch Sabrina Simbach von ihrem Mann entfernt, um es mal vorsichtig auszudrücken.«
    »Und Ihre Ehe?«, sah Linkohr endlich die Gelegenheit gekommen, auch dies anzusprechen. »Ich hab Torsten wirklich geliebt. Sehr geliebt sogar. Sonst hätt ich mit ihm dies alles hier nicht aufgebaut. Den Betrieb und so. Aber man wird älter …« Sie lächelte wieder, »… und da macht man sich mehr Gedanken. Seit ich weiß, dass Anton dieses Stasischwein war, hab ich mir immer häufiger überlegt, dass sie alle noch unter uns sind. Solche wie Anton. Es hat so viele von dieser Sorte gegeben. Und wer weiß, so hab ich mir überlegt, womöglich hat auch Torsten …« Sie stockte. Eigentlich hatte sie dies alles nicht sagen wollen, aber die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten in ihr ein ungeheures Bedürfnis geweckt, alles loszuwerden, was sie seit Jahren bedrückte und ihr beinahe das Leben gekostet hätte. Linkohr hoffte, dass sie jetzt etwas sagen würde. Doch er blickte in leere Augen, die ihn fassungslos anstarrten.
    »Haben Sie auch mal mit Frau Simbach darüber gesprochen?«
    »Nein. Uns verbindet zwar das gleiche Schicksal, wenn man so will – beide haben wir einen Mann von drüben -, aber trotzdem ist nie eine richtige Freundschaft draus geworden. Weil das die Männer nicht gewollt haben, denk ich.«
    »Warum sich die beiden so hassen, das haben Sie nie rausgekriegt? Die beiden haben sich doch vor der Wende in der Kirche engagiert – und tun es hier wieder. Da fällt es einem doch schwer, noch an das Gute im Menschen zu glauben.«
    »Herr Linkohr«, sah Liliane ihn eindringlich an. »Zwischen dem, was Menschen tun, und dem, was in ihnen steckt, besteht manchmal ein himmelweiter Unterschied.«
    Linkohr wollte nicht widersprechen. »Und Sie haben sich auch niemals umgehört, was Ihr Mann früher gemacht hat?«
    Sie holte tief Luft. »Nein. Ich hab das lieber nicht getan. Aber vielleicht kommt ja jetzt alles raus.«

37
    Häberle und Linkohr hatten sich in der Pizzeria ›Antica Roma‹ in der Karlstraße zu einem verspäteten Mittagessen getroffen. Eigentlich hätten sie gerne auf der Terrasse über den Altstadtdächern gesessen, doch war es trotz des Sonnenscheins noch kühl. Deshalb ließen sie sich entlang der Fensterfront nieder, von wo man auf den gegenüberliegenden Schwanenteich blicken konnte. Es war bereits halb zwei und das Lokal ziemlich leer, als ihnen Kono die ›Salumieri‹ servierte und sie einen kräftigen Schluck Weizenbier nahmen. Sie hatten die Erkenntnisse des Vormittags ausgetauscht und sich in ihrer Auffassung bekräftigt gefühlt, dass diese Kleinstadt nur der Tatort war, die Fäden dazu aber ganz woanders zusammenliefen. »Es gibt da etwas, das sie alle in Aufruhr versetzt hat«, konstatierte Häberle und schnitt die Pizza an. »Das können nicht nur Weibergeschichten sein und irgendwelche Abenteuer, die für diese Herrschaften hier jetzt peinlich sein mögen.«
    Linkohr nahm den ersten Bissen. »Da will jemand verhindern, dass Korfus auspackt«, sagte er spontan, fügte aber gleich hinzu: »Oder seine Liliane.«
    »Oder die Jungs, die Faller über Simbachs Handy rausgekriegt hat.« Häberle zog einen Zettel aus der Jacke, die er über den Stuhl gehängt hatte. »Ein Oehme in Hohenschönhausen oder ein Kissling in Dresden. Ich hab unsere Kollegen mal darauf angesetzt. Die sollen die Adressen rausfinden, damit ich den Herrschaften morgen mal persönlich auf den Zahn fühlen kann.«
    »Wie? Sie fahren rüber – morgen schon?«
    »Was heißt schon? Es wird höchste Zeit. Und Sie sollten noch mal diesen Harry

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