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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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noch fit fühlte, wollte er Land gewinnen. Erst wenn ihn der Schlaf zu übermannen drohte, wollte er sich rechts in die Kolonne der Lastwagen einreihen.
    Bereits nach einer halben Stunde Autobahnfahrt, kurz hinter dem Autobahnkreuz Feuchtwangen/Crailsheim, wo er zur A 6 Richtung Nürnberg abgebogen war, bemerkte er, wie sich seine Gedanken verselbstständigten und um die Ereignisse der vergangenen Nacht zu drehen begannen. Die Konzentration ließ nach und er spürte, dass ihn der ständige Wechsel von der Überhol- zur mittleren Spur enorm anstrengte. Schließlich beschloss er, sich dem Tempo auf der Mitte anzupassen. Wer, so hämmerte es in seinem Gehirn, wer konnte Interesse haben, im Dekanat Akten zu beseitigen? Oder gar die Dekanin umzubringen? War es Korfus, der all seine Felle davonschwimmen sah? Oder war es einer dieser Hintermänner im Osten? War einer davon nach Geislingen gefahren, um belastendes Material verschwinden zu lassen? War dieser Täter jetzt schon wieder auf dem Rückweg und auf dieser Autobahn unterwegs? Häberle wunderte sich selbst, dass ihm so ein Gedanke gekommen war. Als auf Bayern 1 die 8-Uhr-Nachrichten kamen und die Sonne vor ihm bereits hochgestiegen war, drückte Häberle am Handy die Nummer der Sonderkommission und verlangte Linkohr. Der brachte zunächst seine ganze Hochachtung vor Häberles Diensteifer zum Ausdruck, zeigte sich dann aber leicht verschnupft, dass man ihn in der Nacht nicht aus dem Bett geklingelt hatte. Häberle ging nicht darauf ein, sondern kam zur Sache: »Eine Bitte: Sobald die Handyverbindungen vorliegen, sagen Sie mir Bescheid. Auch, wenn die Spurensicherung beim Dekanat etwas Neues ergibt. Messer, Feuerzeug, Taschenlampe und so weiter.«
    Linkohr bestätigte knapp. Seine Kollegen hatten ihn bereits über die Geschehnisse informiert.
    »Dann hätte ich noch was gerne gewusst – finden Sie über Frau Czarnitz raus, ob ihr Mann ein aktuelles Immobilienprojekt im Raum Dresden oder Bischofswerda laufen hatte.«
    Linkohr versprach, sich wieder zu melden.
    Häberle beendete das Gespräch und blieb in der Lkw-Kolonne, die gleichmäßig mit 90 dahinrollte. Schnell genug, wenn den Fahrer andere Probleme plagten. Bereits heut früh im Gespräch mit der Dekanin waren ihm Zweifel gekommen, ob er nicht gestern Abend einen entscheidenden Fehler gemacht hatte.

 

41
     
    Der Einbruch ins Dekanat sprach sich im Laufe des Vormittags wie ein Lauffeuer herum. Faller war von der Theologin beauftragt worden, alle Kirchengemeinderäte zu informieren – einschließlich Korfus. Dieser meldete sich jedoch weder in seiner Werkstatt noch in der Wohnung. Dort nahm nur Liliane ab, die noch in der Nacht erfahren hatte, was in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, jenseits des Bahndamms, geschehen war. »Torsten ist gestern Abend heimgefahren«, erklärte sie kühl und meinte damit Bischofswerda. »Er will dort ein paar Dinge klären und am Montagmorgen wieder hier sein. Hat er jedenfalls gesagt.«
    »Kann man ihn per Handy erreichen?«, erkundigte sich Faller misstrauisch.
    »Er hat es nicht dabei. Es liegt hier in der Schublade.«
    »Dann ist er also nicht erreichbar?«
    »Bei seinen Verwandten vielleicht.«
    Faller unterließ es, nach der Telefonnummer zu fragen. Stattdessen erkundigte er sich vorsichtig: »Er kommt aber schon wieder? Ich mein, er hat nicht vor, zu verschwinden?«
    Liliane atmete laut. »Wenn Sie mich so fragen … woher soll ich das wissen?«
    Faller entschuldigte sich für die Störung und legte auf.
    Sein nächster Anruf galt Ursula Schanzel, die in den Frühnachrichten eines Lokalsenders von dem Einbruch erfahren hatte. »Ist das nicht entsetzlich?«, ließ sie Faller gleich gar nicht ausreden. »Jetzt geht das schon eine Woche. Eine geschlagene Woche. Und die Kriminalpolizei kommt keinen Schritt weiter. Ich frag mich, wer hier sonst noch alles sterben muss, bis die den alten Stasibonzen endlich das Handwerk legen. Da steckt doch nur der Korfus dahinter – oder jemand aus Simbachs Clique. Seilschaft, sagt man da wohl.«
    »Danach sieht es aus«, bekräftigte Faller und versuchte, ihren Redefluss zu stoppen. »Wichtig wäre es, wenn alle, die etwas wissen, dies endlich der Polizei sagen würden.«
    »Wissen und Gerüchte sind zweierlei Paar Stiefel, Herr Faller«, kam es zurück. Ursula Schanzel schien die Andeutung verstanden zu haben. Faller hatte nämlich inzwischen durch Stumper von den Behauptungen ihrer Tochter Kerstin erfahren.
    »Aber wenn es stimmt, was

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