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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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da. Ich war an der Kirche, aber die Türen sind verschlossen. Was soll ich denn bloß machen?«
     
    Bereits 10 Minuten später wurde die Vermisstenmeldung mit einer kurzen Beschreibung der gesuchten Frau an die umliegenden Polizeidirektionen und dann sofort an die Reviere und Streifenwagenbesatzungen weitergegeben. Da die Gesuchte nicht als verwirrt galt und kein Hinweis auf ein freiwilliges Verschwinden vorlag, wurde auch die Kriminalpolizei verständigt. Die Uniformierten in Geislingen waren froh, dass ein Kollege von der Außenstelle Nachtdienst hatte, dazu noch ein überaus sympathischer: Mike Linkohr. Er war zwar der jüngste Kriminalist hier draußen in der schwäbischen Provinz, aber ein sehr talentierter und sympathischer. Legendär waren bereits einige spektakuläre Fälle, die er in den vergangenen Jahren zusammen mit dem Göppinger Chefermittler August Häberle geklärt hatte. Einige davon hatten sogar bundesweites, ja weltweites Aufsehen erregt.
    Linkohr zählte nicht zu den Hellsehern, wie die oft als arrogant geltenden Kriminalisten hausintern von den Uniformierten bezeichnet wurden. Er wusste sehr wohl, dass die Kollegen der Schutzpolizei stets die Ersten waren, die an einem Tatort eintrafen und dort manchmal sekundenschnell Entscheidungen treffen mussten, über die sich später ganze Heerscharen von Juristen kritisch ausließen. Die Uniformierten machten die eigentliche Drecksarbeit, waren an der Front und wussten, wie das Leben spielte. Häberle hatte nie eine Gelegenheit ausgelassen, dies den jungen Kriminalisten einzubläuen. Und es freute ihn, dass diese Ermahnungen bei Linkohr auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
    Linkohr traf bereits eine Viertelstunde später im Revier ein. Seit er die Trennung von seiner Freundin Juliane überwunden hatte, genoss er das Junggesellenleben und fühlte sich von allen Einengungen befreit. Immer häufiger waren sie aneinander geraten, weil sie ihre Schichtdienste nicht mehr in Einklang brachten. Juliane hatte als Krankenschwester in der Helfenstein Klinik immer dann Wochenenddienst, wenn er frei gehabt hätte – und umgekehrt. Außerdem war ihm zunehmend bewusst geworden, wie sie ihn bevormunden wollte – in allem, was er anzog, sagte und tat. Die Trennung war nicht leicht gewesen, doch er fühlte sich selbstständig und selbstbewusst genug, neue Wege zu gehen. Immerhin war er erst 27 und niemand konnte wissen, wie sich sein beruflicher Werdegang weiter entwickelte. Häberle hatte ihm mehrfach bereits eine große Zukunft vorhergesagt, dann aber auch wieder eingeschränkt, ›dass mans mit Schaffen in diesem Land zu nichts bringt‹. Nicht Arbeiten sei gefragt, sondern eine große Klappe, pflegte der Chefermittler frustriert über sein eigenes Berufsleben zu lamentieren. Wer immer nur brav und zur vollsten Zufriedenheit der Vorgesetzten seine Aufgaben erledige, werde nie auf der Karriereleiter nach oben steigen. Wenn sich Häberle seinen Ärger von der Seele redete, konnte er wortgewaltig sagen: ›Alle wichtigsten Posten in dieser Republik sind von Schwätzern besetzt‹.
    Linkohr hatte sich trotzdem fest vorgenommen, in die Fußstapfen seines großen Vorbilds Häberle zu treten. Deshalb begrüßte er die uniformierten Kollegen in der Wache mit Handschlag und einem freundlichen Lächeln. Er ließ sich kurz den Sachverhalt schildern und erfuhr, dass eine Streifenwagenbesatzung gerade bei Gunzenhauser sei und darauf warte, in Begleitung des Kriminalisten die verschlossene Kirche zu durchsuchen. Man habe inzwischen den Stadtpfarrer aus dem Schlaf geklingelt, um sich die Tür öffnen zu lassen.
    Linkohr fuhr deshalb gleich los und traf die vier Personen – Kustermann, Gunzenhauser und die beiden Uniformierten – vor dem Südportal der Kirche an, als vom Turm ein dreimaliger Doppelschlag ertönte. Viertel vor zwei. Im gelben Licht der Scheinwerfer, die nachts den Turm anstrahlten, war feiner Nieselregen zu erkennen.
    Kustermann entriegelte die große Holztür, fingerte nach einem Lichtschalter, worauf einige wenige Lampen angingen, und ließ die Männer eintreten. Danach drückte er die Tür zu und verschloss sie. »Ich geh voraus«, entschied er. Seine Stimme hallte durch das spärlich beleuchtete Gotteshaus. Die fünf Männer stiegen wortlos zur Orgelempore hoch, wo Kustermann die Klinke der Tür zur Turmtreppe niederdrückte. »Offen«, stellte er fest und drehte sich zu seinen Begleitern um, die einen Halbkreis bildeten.
    »Ist das ungewöhnlich?«, fragte

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