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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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zwei Doppelschlägen einer der Glocken unter. Linkohr musste ein paar Sekunden warten, bis sie verklungen waren, ehe er den Staatsanwalt bitten konnte, die Antwort noch mal zu wiederholen. »Wo sind Sie eigentlich?«, krächzte der. Linkohr holte tief Luft und hatte Mühe, sachlich zu bleiben. Hatte er nicht gerade erst erklärt, dass er sich im Turm der Geislinger Stadtkirche befand?
    »Okay. Bringen Sie ihn zur Gerichtsmedizin«, entschied der Jurist schließlich. »Und veranlassen Sie, dass der andere morgen herkommt. Der ist doch noch nicht beerdigt?«
    »Geht in Ordnung«, bestätigte Linkohr und beendete das Gespräch. So schnell jedoch wollte er die Leiche nicht wegbringen lassen. Zwei Herztode innerhalb von vier Tagen am gleichen Ort, das konnte kein Zufall sein. Und wenn es kein Zufall war, dann hatte hier jemand nachgeholfen. Deshalb mussten Spuren gesichert werden – auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich erschien, noch etwas zu finden. Viel zu viele Personen waren inzwischen hier gewesen. Doch er wollte nichts unversucht lassen. Er informierte die entsprechenden Kollegen. Seinen direkten Vorgesetzten, den Außenstellenleiter Schmittke, würde er erst bei Arbeitsbeginn verständigen.
    »Und meine Frau?«, wagte Gunzenhauser sich zu melden. »Was ist mit meiner Frau?«
    »Die Fahndung ist raus«, erklärte Linkohr und deutete den Uniformierten an, sich um den Mann zu kümmern. »Sie gehen am besten nach Hause.«
    »Nein«, wehrte Gunzenhauser ab, »ich werd suchen helfen. Sie muss doch hier sein. Sie kann doch nicht einfach verschwinden.« Und plötzlich schien ihm wieder die ganze Dramatik bewusst zu werden. »Vielleicht hat man sie auch umgebracht.«
    Linkohr erwiderte nichts.
     
    Sabrina Simbach und ihre Tochter Silke waren an diesem Dienstag früh aufgestanden. Sie hatten angesichts der Beerdigung, die um 13 Uhr stattfinden sollte, ohnehin kaum ein Auge zugemacht. Ihren Angestellten hatte Sabrina freigegeben und einen Zettel mit der Aufschrift: ›Wegen Todesfall geschlossen‹ an die Eingangstür geklebt.
    Es war kurz vor halb acht, als das Telefon klingelte. Sabrina nahm ab. Es war Frau Leichtle, die ihr in sachlichem Ton erklärte, dass die Beerdigung heute nicht stattfinden könne. Soeben sei sie von der Kriminalpolizei beauftragt worden, die Leiche des Mannes in die Gerichtsmedizin nach Ulm zu fahren.
    Sabrina konnte nichts erwidern. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. »Gerichtsmedizin?« wiederholte sie ungläubig und ging die paar Schritte ins Wohnzimmer, um in einen Sessel zu sinken. Silke, die vom Esszimmer aus ihre Verwunderung bemerkt hatte, kam zu ihr herüber.
    »Wieso denn Gerichtsmedizin? Was ist denn passiert?«, wollte Sabrina wissen und lauschte auf die Antwort. »Und jetzt? Wie geht das jetzt weiter?« Pause. »Mhm«, antwortete sie schließlich. »Danke.«
    Sie drückte die Austaste und legte einen Arm um Silkes Schulter. Das Mädchen war neben dem Sessel in die Hocke gegangen.
    »Die Beerdigung ist verschoben«, beschied Sabrina knapp. »Sie wollen Alexander obduzieren.« Dann erklärte sie, was in der vergangenen Nacht geschehen war und dass die Polizei nun einen natürlichen Tod anzweifle.
    »Sie meinen …« Silke stutzte. »Sie meinen, jemand könnte ihn umgebracht haben?«
    Sabrina nickte.
    »Aber Doktor Lutz hat doch gesagt, dass es ein Herzinfarkt war.« Ihre Mutter zuckte mit den Schultern und schaute auf die Armbanduhr. Viertel vor acht. »Onkel Anton ist längst unterwegs.« Gemeint war Alexanders Bruder. »Wir sollten ihn anrufen. Hast du eine Ahnung, wo Alexander die Handynummer hat?«
    »Ne. Bei seiner Zettelwirtschaft kenn ich mich nicht aus. Ich glaub aber, dass er seine Nummern alle abgespeichert hat.«
    Sabrina holte tief Luft. Sie spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen.
    »Hast du was?«
    »Nein, nichts, gar nichts.« Sabrina erhob sich. »Es ist nur …« Sie ging zum Fenster und starrte abwesend in den grauen Morgen hinaus. »Es ist weg.«
    »Wie, weg?«, Silke trat hinter ihre Mutter und legte einen Arm um ihre Schulter.
    »Weg. Sein Handy ist weg. Verschwunden«, antwortete Sabrina.
    »Du meinst …?« Silke wartete keine Antwort ab. »Aber Leichtle und all die Leute, die dabei waren, als man ihn gefunden hat. Sie haben nichts …?«
    Sabrina schüttelte langsam den Kopf und blickte starr aus dem Fenster. »Man hat mir nur seinen Schlüsselbund und den Geldbeutel gebracht. Mir ist erst später aufgefallen, dass das Handy fehlt.«

10
    August Häberle,

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