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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Kurven. Schon tauchten vor ihm die Lichter von Türkheim auf, als er im Rückspiegel plötzlich Scheinwerfer sah, deren Herkunft er sich nicht erklären konnte. Bis auf 200 bis 300 Meter waren sie schon aufgeschlossen. Entweder hatte sie der Fahrer erst jetzt angeschaltet oder er war aus einem Feldweg eingebogen, was Faller jedoch für unwahrscheinlich hielt, denn dann hätte er den Wagen doch im Vorbeifahren sehen müssen.
    »Kurz vor Türkheim«, sagte er, als links die große Steinofenbäckerei auftauchte, die erst vor wenigen Jahren in diesem Stadtbezirk gebaut worden war.
    »Brav, sehr brav«, kam es zurück.
    »Sind Sie das hinter mir?«, fragte Faller zögernd, während er abbremste, um die stationäre Tempomessanlage mit 50 km/h zu passieren. Der Wagen blieb trotzdem jetzt weit zurück.
    »Das braucht Sie nicht zu interessieren«, antwortete der Unbekannte. »Sie tun, was ich Ihnen gesagt habe und verschwinden wieder. Dann brauchen Sie nichts mehr zu befürchten – und alles hat sich für Sie erledigt.«
    Faller schwieg und beschleunigte hinter dem ›Blitzer‹ wieder auf 70 km/h. Die Ortsdurchfahrt war wie ausgestorben. Er folgte ihr in Richtung Autobahnanschlussstelle Merklingen und traf ein paar 100 Meter hinterm Ort auf den beschriebenen Kreisverkehr, mit dem das neue Gewerbegebiet an die Landstraße angebunden worden war. Die Scheinwerfer erhellten den mit Unkraut bewachsenen Erdhügel. Faller bog in den engen Kreis ein und verließ ihn gleich an der ersten Ausfahrt wieder.
    »Kreisverkehr verlassen«, meldete er und sah links und rechts die großen Sickerbecken, in denen das Oberflächenwasser aufgefangen wurde. Vor ihm führte die breite asphaltierte Erschließungsstraße sanft aufwärts, umgeben von jungen Bäumen, die an Holzpfähle gebunden waren. Aus den Fahrbahnrändern ragten in regelmäßigen Abständen Kabel und Plastikrohre hervor. Dort, wo längst hätten Arbeitsplätze entstehen sollen, hatte sich die Natur wieder breit gemacht: Gräser, wildes Getreide und Stauden bedeckten die Wunden, die die Baumaschinen der Landschaft zugefügt hatten.
    Faller reduzierte das Tempo und konzentrierte sich auf den linken Straßenrand. Von Weitem bereits erkannte er den gelben Eimer.
    »Und, was ist?«, forderte ihn die Stimme ungeduldig und gereizt zu einer neuerlichen Standortmeldung auf. Faller sah in den Rückspiegel. Nichts zu sehen. Und hier auf diesem Gelände hatte er noch kein Fahrzeug entdeckt. Doch im oberen Teil, das wusste er, gab es hohe Erd- und Schotterhügel, und außerdem führte dort, nur knapp 200 Meter entfernt, eine andere Landstraße vorbei. Es gab genügend Plätze, von denen aus man das Gewerbegebiet überblicken und ein beleuchtetes Auto sehen konnte.
    Dann traf der Lichtkegel den gelben Eimer, der links am Gehwegrand stand. »Habe den Eimer erreicht«, bestätigte er und ließ beim Näherkommen das linke Seitenfenster hinuntergleiten. Er spürte sein Herz bis in den Hals pochen. Wenn das alles eine Falle war, wenn man ihn in einen Hinterhalt gelockt hatte, dann hatte er nur eine Chance: Vollgas und über die Ringstraße, mit der das Gebiet erschlossen war, wieder zurück zum Kreisverkehr. Gleichzeitig würde er die Handyverbindung trennen und die Kurzwahltaste für den Polizei-notruf drücken. Die energische Stimme im Lautsprecher erinnerte ihn an seine Mission: »Also – was ist? Ist der Auftrag erledigt?«
    Faller hatte den Wagen so zum Stehen gebracht, dass Fahrertür und Eimer dicht beieinander waren.
    »Werfen Sie das Ding raus, drehen Sie um und hauen Sie ab. Aber lassen Sie das Handy unbedingt eingeschaltet. Sie geben Ihre Position beim Zurückfahren durch, bis Sie in der Stadt sind. Haben Sie das verstanden?«
    Faller schluckte. Er spürte einen mächtigen Kloß im Hals – und panische Angst, die ihn zu lähmen schien. Ein kalter Wind blies ihm ins Gesicht, als er mit der rechten Hand zum Beifahrersitz griff. Dort musste das verdammte Ding doch liegen.
     
    Der übliche mitteleuropäische Sommer, so stand es an diesem Mittwochmorgen in der Zeitung. Häberle hatte beim Frühstück müde in sich hineingeseufzt, während seine Frau Susanne den Artikel über die Geislinger Mordfälle überflog. »Der Sander hat mal wieder zugeschlagen«, stellte sie fest und meinte damit den Polizeireporter.
    »Na ja, wann ist in diesem Provinznest schon mal was los? Und jetzt kommts gleich knüppeldick.«
    »Und dieses Handy ist tatsächlich verschwunden?«
    »Nicht ganz«, räumte er ein

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