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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hat.«
    »Na so was«, kommentierte Häberle süffisant.
    »Ja, sie haben nahezu jeden Tag miteinander telefoniert, meist gings aufs Handy von Frau Simbach. Und just am Freitag, nachdem ihr Herr Gemahl im Kirchturm verblichen ist, hat Korfus im Getränkehandel Simbach auf dem Festnetz angerufen.« Linkohr zeigte mit dem Kugelschreiber auf die entsprechende Stelle. »Freitagvormittag 10.57 Uhr, um genau zu sein.«
    Die Kollegen schwiegen. Jeder schien für sich darüber nachzudenken, welche Schlüsse daraus zu ziehen seien.
    »Noch mal gab es dann am Montagnachmittag und am Dienstagabend einen Kontakt mit Korfus. Am Montag hat er sie angerufen, am Dienstag ging das Gespräch in die umgekehrte Richtung. Also von ihr zu ihm«, machte Linkohr weiter. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass die beiden nur über Getränkelieferungen geplaudert haben.«
    Durch die Reihe der Kollegen ging ein Raunen.
    »Dann hat sie«, dozierte Linkohr weiter, »hier …« – er deutete wieder auf eine Zahlenreihe –, »sowohl am Samstagmittag als auch am Sonntagnachmittag und am frühen Dienstagvormittag eine Nummer in Bischofswerda angerufen. Bei den ersten beiden Mal kam ein Gespräch zustande, beim dritten nicht.«
    Häberle stutzte. »Wie, die Frau Simbach telefoniert im Osten rum, obwohl sie doch damit gar nichts mehr zu tun haben will?« Dann fiel ihm aber ein: »Oder hat sie ihren Schwager angerufen, diesen …« An den Namen konnte er sich nicht entsinnen.
    Linkohr nickte triumphierend. »Richtig. Genau den. Anton heißt er. Der Anschluss ist zwar auf einen Security-Dienst in Bischofswerda eingetragen. Aber dahinter steckt Anton Simbach.«
    »Dann haben sich die Telefonate um den Tod seines Bruders gedreht.«
    »Es gibt noch mehr«, dozierte Linkohr weiter und wandte sich einem anderen Blatt zu. »Czarnitz – hier. Das ist ungewöhnlich. Seit Samstagmittag wurde er mehrere Male aus Bischofswerda angerufen. Allerdings immer von ein und derselben Nummer …«
    »Und was ist das Ungewöhnliche daran?«, wollte ein älterer Kollege wissen.
    Linkohr hatte auf so eine Frage gehofft. »Das Ungewöhnliche ist die Nummer selbst – sie wird einer öffentlichen Sprechstelle in der Innenstadt zugerechnet, ganz in der Nähe vom Rathaus.«
    »Das ist in der Tat ungewöhnlich«, meinte ein anderer aus der Runde. »Wer führt heut schon noch Gespräche von einer Telefonzelle? Und dann so viele.«
    »So ist es«, entgegnete Linkohr. »Die anderen Nummern, die Czarnitz selbst angerufen hat, müssen wir noch checken. Daraus lässt sich vermutlich auf seine geschäftlichen Kontakte schließen – und auf die eine oder andere krumme Sache, die er möglicherweise gedreht hat.« Er hob mehrere Blätter mit Nummern und machte damit deutlich, dass es mühsamer Arbeit bedurfte, die Anrufer und Angerufenen ausfindig zu machen.
    »Jetzt aber kommt das Highlight: Alexander Simbachs Handy. Wir haben zwar das Gerät nicht, aber die Nummer. Und da ergibt sich etwas Hochinteressantes.«
    Häberle hatte wieder mal Mühe, den jungen Kollegen nicht zur Eile zu drängen. Linkohr verstand es trefflich, seine Zuhörer zu fesseln, stellte der Chef insgeheim fest und war ein bisschen stolz darauf, dass er ihm dies beigebracht hatte.
    »Mit Alexander Simbachs Handy wurde noch telefoniert, als er längst tot war«, brachte es Linkohr schließlich auf den Punkt, was sofort erstaunte Bemerkungen auslöste. Häberle gab keinen Kommentar ab.
    »Das Handy wurde am Dienstagnachmittag angerufen – und zwar um 15.04 Uhr aus einer Telefonzelle, die beim Rasthaus in der Nähe von Plauen steht.«
    »Plauen?«, echote eine Stimme aus dem Hintergrund. »An der A 9 nach Berlin?«
    »Nein. Richtung Chemnitz-Dresden«, gab sich Linkohr wissend. Er hatte dies bereits auf einer Landkarte überprüft.
    »Weiß man, wie lange gesprochen wurde?«, wollte ein anderer wissen.
    »Neun Minuten und 48 Sekunden«, las der junge Kriminalist von dem Blatt, was den ironischen Kommentar von Herbert Fludium provozierte: »So lang schwätzt man nicht mit einem Toten.«
    »Aber mit dem Mörder«, gab Linkohr zurück.
    »Die Geodaten haben wir aber noch nicht?« Häberle hatte sich aufgerichtet.
    Linkohr schüttelte den Kopf. »Nein, hab ich aber bereits angefordert.« Er wusste aus Erfahrung, dass es für die Telefongesellschaften ein Leichtes war, die Funkzelle zu benennen, aus der Handygespräche geführt wurden. Damit ließ sich der Standort, je nach Topografie, bis auf einen Radius von wenigen

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