Schattenpferd
sprach, oder er wollte mir das weismachen.
»Ein Stück in drei Akten«, fuhr ich fort. »Betrug, Doppelspiel, Sex, Mord. Shakespeare wäre stolz gewesen. Ich kenne noch nicht das ganze Stück, aber es beginnt mit der Suche nach dem heiligen Land – der Lucky Dog Farm – und dessen König – Ihnen.«
Sein verwirrtes Lächeln verlosch.
»Ich erzähle Ihnen, was ich bisher weiß: Die Geschichte fängt mit einem Mädchen namens Paris an, das sehr gerne Königin sein will. So gerne, dass sie einen Plan schmiedet, um die einzige Person zu zerstören, die zwischen ihr und der Erfüllung ihrer Träume steht: Don Jade.
Das sollte nicht allzu schwer sein, denkt sie, weil er bereits einen schlechten Ruf hat. Die Leute sind bereit, ihm das Schlimmste zuzutrauen. Sie werden glauben, dass er ein Springpferd getötet hat, das keine Höchstpreise mehr erzielt. Versicherungsbetrug? Das hat er schon früher gemacht und ist damit durchgekommen.
Seine Pferdepflegerin verschwindet. Er hat sie als Letzter gesehen. Es stellt sich raus, dass sie entführt wurde. Und als sie freikommt, wen benennt sie da als einen ihrer Entführer? Don Jade.
Jetzt, denkt Paris, wird Trey ihn bestimmt fallen lassen. Außerdem wird Jade sowieso im Gefängnis landen. Und sie wird Königin der Lucky Dog Farm.«
»Keine sehr komische Geschichte«, sagte Trey. Er drückte die Zigarette an der Steinbalustrade aus und schnippte die Kippe in die Nacht.
»Nein. Und sie wird auch kein glückliches Ende haben. Oder was denken Sie?«
»Du kennst mich, Ellie. Ich versuche, nicht zu denken. Ich bin nur ein Korken auf dem Meer des Lebens.«
Er schniefte und rieb sich wieder das Gesicht. Ein runder Terrassentisch stand wie ein Pilz vor einer offenen Fenstertür, die in ein dunkles Zimmer führte. Die vielen Kerzen auf dem Tisch beleuchteten ein Glastablett, auf dem Kokain in Linien gelegt war. Neben dem Tablett lag eine 32er Beretta.
»Wofür ist die Kanone, Trey?«, fragte ich, beruhigt durch das Gewicht meiner eigenen Waffe – auch wenn ich sie in der falschen Hand hielt.
»Ratten«, antwortete er, zog eine weitere Zigarette aus der Tasche. Er knipste das Feuerzeug an, nahm einen Zug und stieß den Rauch in den Nachthimmel aus. »Vielleicht später ein bisschen russisches Roulette.«
»Wird aber ein sehr kurzes Spiel« meinte ich. »Das ist eine Automatik.«
Er lächelte und zuckte mit den Schultern. »Die Geschichte meines Lebens: gefangen in einem manipulierten Spiel.«
»Ja, ja, Sie haben es schwer. Wie viel haben Sie geerbt, als Sallie starb? Achtzig Millionen? Hundert?«
»Und jede einzelne fest gebunden«, sagte er.
»Das scheint Sie aber nicht vom Ausgeben abzuhalten.«
»Nein.«
Er drehte sich um und schaute über das Grundstück, auf dem nichts als ein Flickenteppich verschiedener Schwarzschattierungen zu sehen war.
»Warum haben Sie die Kaution für Jade gestellt, Trey? Warum haben Sie ihm Shapiro besorgt?«, fragte ich, stellte mich ein bisschen entfernt von ihm an die Balustrade.
Er ließ ein Lächeln aufblitzen. »Weil dein Vater nicht zur Verfügung stand.«
»Sie sind Ihr ganzes Leben lang zu niemandem loyal gewesen. Warum zu Don Jade?«
»Er hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin«, erwiderte er mit einem weiteren schiefen Lächeln.
»Er hat Sallie umgebracht, stimmt’s? Sie waren bei Michael Bernes Frau, bumsten Ihr Alibi, und Jade war im Haus, versteckte sich im Schatten … Und jetzt kommen Sie nicht mehr von ihm los.«
»Warum sollte ich von ihm loskommen wollen?«, fragte er und breitete die Arme aus. Die Zigarette wackelte an seiner Lippe. »Ich bin der König der Welt!«
»Nein, Trey«, erwiderte ich. »Sie haben das neulich ganz richtig gesagt. Sie sind der traurige Clown. Sie haben alles gehabt. Und Sie werden am Ende nichts mehr haben.«
»Davon verstehst du ein bisschen was, nicht wahr, Ellie?«, meinte er.
»Ich verstehe es alles. Aber ich klettere aus dem Loch, Trey, und Sie werden darin begraben.«
Ich zog mein Handy aus der Jeanstasche und versuchte, Landrys Nummer zu wählen, meine rechte Hand unbeholfen, immer noch halb betäubt und unter der Betäubung ein heißer, pochender Schmerz, der nur darauf wartete, voll aufzuflammen. Landry muss erfahren, dass Trey Paris erwartet hatte. Sie hatte sich von ihm vermutlich ein Auto holen wollen, nach dem die Polizei nicht fahndete. Vielleicht wollte sie sich von ihm auch Geld holen, um in Europa leben zu können. Oder sie wollte Trey überreden, mit ihr zu
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