Schattenpferd
kommen. Reiche Flüchtlinge in Europas prächtigen Hauptstädten.
Ich trat ein paar Schritte von Trey weg, wechselte Handy und Waffe aus, behielt ihn im Auge, den Mitleid erregenden Playboy, Peter Pan, von Zeit und Zügellosigkeit vollkommen korrumpiert.
Landrys Telefon klingelte, als Paris Montgomery aus der Dunkelheit hinter den offenen Fenstertüren trat. Ohne Zögern griff sie nach der Beretta und richtete sie direkt auf mein Gesicht.
53
»Wir verwalten eine Menge Häuser, Detective«, sagte Bruce Seabright. »Mit den meisten habe ich nichts zu tun.«
»Mich interessiert nur, was Sie mit diesem zu tun haben«, gab Landry zurück.
Sie standen in Seabrights Arbeitszimmer. Seabright drehte sich im Kreis und schickte einen Seufzer zur Zimmerdecke. »Ich habe gar nichts damit zu tun!«
»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.«
»Ich weiß nicht, wo das Videoband herkam«, behauptete er. »Jemand hat es hier eingeschmuggelt.«
»Ja, ja. Bleiben Sie ruhig bei der Geschichte. Ich frage Sie wegen des Hauses in Loxahatchee.«
»Ich habe einen Anwalt«, knurrte Seabright. »Sprechen Sie mit dem.«
»Hier geht’s um ein anderes Thema.«
»Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich nichts mit den Mietangelegenheiten zu tun habe.«
»Ich soll Ihnen glauben, dass jemand, der mit Erins Entführung zu tun hatte, ganz zufällig ein Haus von Ihrer Firma gemietet hat? Genauso wie diese Leute, zu denen Sie Erin wegen eines Jobs geschickt haben, sich ganz zufällig als Mörder und Vergewaltiger und Gott weiß was noch herausgestellt haben.«
»Es ist mir egal, was Sie glauben.« Seabright griff zum Telefon. »Ich hatte nichts damit zu tun, genauso wenig wie mein Sohn. Und jetzt verschwinden Sie, sonst zeige ich Sie wegen Belästigung an.«
»Sie können mich mal, Seabright«, gab Landry zurück. »Sie und Ihr miserabler Sohn wandern beide ins Gefängnis. Dafür sorge ich persönlich.«
Landry verließ das Arbeitszimmer, hätte diese Leute am liebsten zur Lion Country Safari gekarrt und sie mit den großen Katzen in einen Käfig gesperrt.
Krystal Seabright stand nahe der Arbeitszimmertür im Flur. Diesmal sah sie nicht zugedröhnt aus, nur betroffen. Sie hob die Hand, um Landry aufzuhalten, öffnete den Mund, ohne das etwas herauskam.
»Kann ich Ihnen helfen, Mrs. Seabright?«
»Ich hab es getan«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Die Frau kam zu mir, in mein Büro. Ich habe ihr das Haus vermietet. Ich erinnere mich an ihren Namen. Paris. Ich wollte schon immer mal nach Paris.«
Sie wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte, dachte Landry. Mit Schuldgefühlen? Mit Schock? Mit Wut?
»Wie ist sie denn auf Sie gekommen?«, fragte er.
»Durch einen Freund, hat sie gesagt.« Tränen glänzten in ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf und schaute zum Arbeitszimmer ihres Mannes. »War er das? Glauben Sie, dass er es war?«
»Ich weiß es nicht, Mrs. Seabright«, gestand Landry. »Ich schätze, das müssen Sie ihn selbst fragen.«
»Das schätze ich auch«, murmelte sie und ging auf die Tür zu. »Ich muss etwas unternehmen.«
Landry ließ sie im Flur zurück, froh, nur ein Cop zu sein. Er konnte den Schlamassel hinter sich lassen, wenn alles vorbei war. Krystal Seabright konnte das nicht.
54
Ich starrte auf den Lauf der Waffe in Paris Montgomerys Hand. Jimmy Buffett sang immer noch im Hintergrund.
»Legen Sie das Handy und die Pistole ab«, befahl mir Paris.
Ich hielt die Glock jetzt in der schwachen und verletzten rechten Hand. Ich hätte versuchen können, sie zu heben und Paris damit zu bedrohen, aber das wäre nicht überzeugend gewesen. Ich hätte, falls nötig, nicht abdrücken können. Ich wog meine Möglichkeiten ab, als sich Landrys Voicemail meldete.
Paris kam auf mich zu. Sie war wütend und hatte Angst. Ihr hübscher kleiner Plan franste an den Rändern aus wie ein billiger Teppich.
»Es schien alles so einfach zu sein, nicht wahr, Paris?«, meinte ich. »Sie brachten Erin dazu, Ihnen zu helfen, Jade etwas anzuhängen. Gleichzeitig bekamen Erin und Chad die Gelegenheit, Bruce Seabright zu ruinieren. Das hätte alles bestens funktioniert, wenn sich Molly Seabright nicht an mich um Hilfe gewandt hätte.«
»Legen Sie das Handy und die Waffe ab«, wiederholte sie.
Ich befestigte das Handy an meinem Hosenbund und schaute zu Trey, der breitbeinig und ausdruckslos dastand.
»Warum haben Sie Van Zandt an der Sache beteiligt?«, fragte ich. »Oder hat er es erzwungen?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie
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