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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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davon, mit Lob großzügig umzugehen, denn er war der Meinung, dass zu viel Anerkennung faul und träge machte. Also sagte er: »Eure Erfindung ist vielleicht doch nicht so ausgereift, wie Ihr dachtet, Hamoch.«
    » Auf jeden Fall hat sie Schlimmeres verhindert. Irgendjemand wollte in dieser Nacht über das Dach in die Burg einsteigen. Ihr wisst, dass die Gemächer des Herzogs nicht weit von hier entfernt sind.«
    » Habt Ihr Herzog Hado schon informiert, Hamoch?«
    » Nein, Meister Quent, ich wollte erst Eure Meinung zu diesem Fall hören.«
    » Das war klug von Euch, Hamoch. Ich denke, wir warten noch ein wenig damit. Es geht ihm nicht allzu gut in letzter Zeit, und weitere Aufregung will ich ihm vorerst ersparen.«
    » Ihr wollt es Seiner Hoheit verheimlichen?«
    » Bis wir Genaueres wissen, Hamoch. Und jetzt entschuldigt mich. Ich werde versuchen, etwas von dem Schlaf nachzuholen, den Ihr mir mit dieser albernen Angelegenheit geraubt habt. Berichtet mir, wenn Ihr etwas Wesentliches erfahrt. Ich werde dann mit dem Herzog sprechen.«
    Er schickte sich an, die Treppe wieder hinabzusteigen, blieb aber dann doch noch einmal stehen. » Eines noch, Hamoch. Wenn Eure Falle so funktioniert hätte, wie Ihr sie geplant hattet, was wäre dann eigentlich aus der Wache geworden, die hier oben hätte stehen sollen?«
    Der Adlatus blitzte ihn kurz zornig an, senkte dann aber schnell den Blick.
    » Soll ich in Erfahrung bringen, warum der Posten hier oben nicht besetzt war, Herr?«, fragte der Leutnant, der vorsichtig über das Dach kroch und offensichtlich nur halb verstanden hatte, was Meister Quent gesagt hatte.
    Der Hochmeister nickte widerwillig und verschwand im Turm. Er schob es auf seine Müdigkeit, dass er nicht schon selbst auf diesen Gedanken gekommen war. Er brauchte dringend etwas Schlaf, und er ignorierte die leisen Zweifel, ob sein angehender Nachfolger der Richtige für diese Arbeit war. Im Grunde genommen war der Adlatus nicht untüchtig: Er war fleißig, strebsam und zuverlässig, aber sein Talent für die Magie war eher kümmerlich entwickelt, bestenfalls mittelmäßig. Als Zauberer konnte er Quent nicht das Wasser reichen. Gleichzeitig nahm Hamoch ihm all die lästigen Pflichten ab, die der Posten eines herzoglichen Hofkanzlers mit sich brachte. Genau das waren die Gründe, warum er ihn als Nachfolger ausgesucht hatte.
    Eine kalte Windböe fegte über den Bergfried. Bahut Hamoch starrte dem Alten missmutig hinterher. Wieder hatte Quent es fertig gebracht, ihn zu demütigen, und das, obwohl er – die Himmel konnten es bezeugen – mit seiner kleinen Erfindung ganz sicher Schlimmeres verhindert hatte. Ein Fremder war in die Stadt und sogar in die Burg eingedrungen. Er fand das höchst beunruhigend, und jetzt tat der Alte so, als sei es eine Kleinigkeit, und überließ ihm die ganze Arbeit, würde aber selbst mit dem Herzog sprechen, wenn die Sache aufgeklärt war. Es war offensichtlich, wer den Lohn einstreichen würde.
    » Soll ich mit Verwalter Ludgar reden, Herr?«, fragte der Leutnant wieder.
    » Verwalter Ludgar?«, fragte Hamoch abwesend.
    » Apei Ludgar, Herr. Der Erste Verwalter. Er ist auch für die Einteilung des Wachdienstes zuständig.«
    » Tatsächlich? Ich dachte, das sei Sache des Quartiermeisters.«
    » Der ist vor drei Monaten verstorben, und Ihr habt seine Aufgaben vorübergehend dem Verwalter übertragen, Herr.«
    Hamoch sah den jungen Leutnant nachdenklich an. Er schien ein recht heller Kopf zu sein, womit er vermutlich eine Ausnahme unter den Soldaten der Stadt darstellte. Er erinnerte sich jetzt wieder an die Sache mit dem Quartiermeister. » Ihr seid nicht ganz richtig informiert, Leutnant. Ich habe den Verwalter lediglich gebeten, einen geeigneten Bewerber auszuwählen und mit diesem Amt zu betrauen. Ich habe mich schon gewundert, dass ich in dieser Angelegenheit so lange nichts mehr gehört habe.«
    Der Leutnant zuckte mit den Achseln. » Vielleicht hielt Ludgar sich selbst für am besten geeignet, Herr. So habt Ihr ihn also nicht ernannt, wie er behauptet hat?«
    Der Adlatus starrte über die Stadt, die mit ihrem Gedränge regennasser Schieferdächer unter ihm lag wie ein schwarzes, wirres Garnknäuel. Atgath war nicht groß, aber es bedurfte eines unglaublichen Aufwandes, es zu verwalten. Es war kein Wunder, dass der Alte ihm die Verantwortung dafür übertragen hatte. Dabei wartete unten im Laboratorium so viel weitaus wichtigere Arbeit auf ihn. Aber es ließ sich wohl nicht

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