Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
ändern. Apei Ludgar hatte sich also selbst zum Quartiermeister ernannt? Das war mehr als seltsam. » Bringt den Verwalter ins Wachhaus, Leutnant. Wir treffen uns dort. Vielleicht werden wir sehr schnell eine Erklärung dafür finden, wie der große Unbekannte so weit vordringen konnte.«
    Shahila von Taddora saß in ihrer Kutsche und blickte hinaus auf den kristallklaren Weiher, an dem sie die Nacht über gerastet hatten. Dunkle Felsen rahmten ihn, und schwarze Bäume, von denen beständig Herbstlaub in den Weiher rieselte, säumten sein Ufer. Die Kutschpferde grasten in der Nähe, und etwas weiter entfernt brannten zwei Lagerfeuer, um die sich etwa drei Dutzend Männer drängten und ihr Frühstück zu sich nahmen. Es ging munter zu, und der eine oder andere raue Scherz flog zwischen den Feuern hin und her, einer der Gründe dafür, dass die Kutsche, von zwei Männern mit kurzen Speeren bewacht, etwas abseits abgestellt worden war.
    Mit ruhigen Bewegungen kämmte die Baronin ihr langes schwarzes Haar, doch innerlich brannte sie vor Anspannung. Sie hatte sich halb aus dem pelzbesetzten Mantel geschält, um sich besser kämmen zu können, und versuchte, die morgendliche Kälte dieses Herbsttages zu ignorieren. Dies war ein kaltes Land, und einmal mehr sehnte sie sich nach der Wärme ihrer Heimat weit im Süden. Sie seufzte, legte den Kamm zur Seite und begann unruhig, ihr Haar mit langen elfenbeinernen Nadeln wieder zu dem strengen Knoten aufzustecken, in dem sie es gewöhnlich trug. Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch, wartete und lauschte dem halblauten Geflüster der beiden Männer, die vor der Kutsche über ihre Sicherheit wachten. Offensichtlich hatten sie Hunger und warteten ungeduldig auf die Ablösung. Aber jetzt zischte der eine den anderen an, er solle schweigen, um auf ein näher kommendes Geräusch zu lauschen. Die Baronin spitzte die Ohren. Tatsächlich, da kam schneller Hufschlag den steinigen Weg herauf. Ein weiterer irgendwo in den Felsen versteckter Posten gab mit einem leisen Pfiff Entwarnung. Dann hörte sie das Pferd schnauben. Es hielt scharf vor der Kutsche an, jemand sprang aus dem Sattel und sagte: » Kümmert euch um das Tier, und dann geht frühstücken.«
    » Jawohl, Rahis«, riefen die beiden Männer, und dann hörte die Baronin sie schon davoneilen.
    Sie schob den Vorhang im kleinen Fenster der Kutsche zur Seite. Draußen stand ein wahrer Hüne von Mann und verneigte sich ehrerbietig. Sie lächelte und konnte doch ihre Anspannung nicht verbergen. » Du bist endlich zurück, Almisan«, begann sie.
    » Der Weg scheint sicher, Hoheit«, antwortete der Rahis förmlich und so laut, dass die beiden Speerträger es gerade noch hören konnten. Dann trat er einen Schritt näher an die Kutsche heran und spähte durch das Fenster herein. » Euer Gemahl, Hoheit?«
    Shahila verzog das hübsche Gesicht und deutete mit einem Nicken hinüber in den Wald. » Der Baron ist irgendwo dort drüben und kriecht im Gebüsch umher. Offensichtlich hat er etwas von Belang entdeckt.«
    Tatsächlich war am Weiher ein Mann in rot leuchtender Kleidung zu sehen, der eindeutig zutiefst fasziniert eine Pflanze betrachtete. Seine Ehefrau seufzte. » Sieh ihn dir nur an, Almisan. Das ist mein Ehemann. Ich bin Shahila at Hassat, vor drei Jahren war ich noch stolze Prinzessin des größten Reiches der Welt, und Fürsten mächtiger Länder hielten um meine Hand an. Und nun bin ich die Frau eines Barons, der sich für Blumen und Käfer interessiert, und darf mich Herrin von Taddora nennen, eine Baronie, die kleiner ist als der Garten im Palast meines Vaters.«
    » So sind wir also ungestört«, stellte der Hüne fest, und sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
    Shahila schätzte ihren Vertrauten und Leibwächter auch deshalb, weil er ihr gelegentliches Lamentieren mit großem Gleichmut ertrug. Sie lächelte und sagte: » Lassen wir das. Du kennst mein Leid, und ich weiß, dass du es teilst, auch wenn du es niemals zeigen würdest. Sag, was bringst du Neues aus Atgath, Almisan?«
    » Ich habe unseren Mann getroffen, Hoheit, und mein Dolch hat dafür Sorge getragen, dass er für immer schweigen wird.«
    Shahila nickte. Etwas anderes hatte sie nicht erwartet. » Und – die andere Sache?«
    » Ich habe versteckt außerhalb der Stadt gewartet, doch der Morgen kam, ohne dass Alarm gegeben wurde. Im ersten Licht des Tages habe ich dann einige Krieger ausrücken sehen, die den Bach nahe der Burg absuchten. Ich kann aber weder

Weitere Kostenlose Bücher