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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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das kleine Segel aufgestellt, und der Wind war ihnen gewogen.
    » Ja, wir müssen wenden und …«, meinte Wamet.
    » Nein, dieser Teufel bringt es fertig und tötet uns alle«, rief Baak.
    » Aber, Gollis«, wandte Hafid leise ein.
    Sepe Baak zuckte mit den Achseln. » Hast du nicht gesagt, dass ihm ein Messer in der Brust steckte? Ist besser für ihn, er ertrinkt schnell, statt langsam zu krepieren, oder?«
    » Ja, Kapitän«, murmelte der Matrose.
    Baak blickte auf, damit er die treibenden Körper nicht mehr sehen musste. Die Sterne verblassten, und bald würde die Sonne aufgehen. » Gut, sehr gut«, murmelte er. » Hafid, reich mir den Gradstock. Wenn ich die letzten Sterne richtig deute, liegen wir auf Kurs. Ich glaube, der Wind meint es gut mit uns. Wir werden schneller in Felisan sein, als ich dachte.«
    Er lachte vor lauter Nervosität und spürte dabei die besorgten Blicke, die sich die beiden anderen Männer zuwarfen. Gollis war also tot, das war bedauerlich, aber nicht zu ändern. Aber Jamad war auch tot oder ertrank gerade jämmerlich, und das war ein Segen. Um nichts in der Welt hätte Baak das Boot noch einmal in die Nähe dieses jungen Mannes gebracht. Die Morgendämmerung kam, und selten hatte der Kapitän die Sonne so herbeigesehnt wie an diesem Tag. Ihr Licht würde die finsteren Gedanken vertreiben und die Ereignisse der Nacht auslöschen. Baak fasste sich an die Brust. Der Beutel mit den Edelsteinen hing ihm noch um den Hals, und jetzt fühlte er sich schon bedeutend weniger wie ein Mühlstein an.

ZWEITER TAG

Morgen
    Nestur Quent stand in der Tür und betrachtete das Häuflein Elend, das sich in verschachtelten Sätzen um eine vermutlich höchst unerfreuliche Nachricht herumwand.
    » Der Herzog will also in die Stadt?«, unterbrach er den Feldscher endlich.
    » So ist es, Meister Quent. Und ich wäre geneigt, es für ein gutes Zeichen zu halten, wenn er uns nicht auch gebeten hätte, ihm einen der Vögel zu fangen, die über seinem Bett sitzen«, sagte der Arzt.
    » Es sind Vögel im Schlafgemach des Herzogs?«
    » Leider nicht, Meister Quent, leider nicht, und deshalb dachte ich, Ihr solltet vielleicht einmal nach ihm sehen und versuchen …«
    » Schon gut«, brummte Quent. Er warf einen Blick auf das offene Fenster und nahm sich vor, den Zauber später zu wiederholen. Es ging wohl doch nicht ohne Sturmkreis, und er benötigte Laub, Pergament war einfach kein Ersatz. Er trat hinaus und schloss ab. » Wieso ist Herzog Hado um diese Zeit überhaupt schon auf?«, fragte er.
    » Ich fürchte, er war die ganze Nacht nicht im Bett, Meister Quent.«
    » Geht es ihm so schlecht?«, fragte der Zauberer besorgt, als sie durch die Gänge liefen.
    » Ganz im Gegenteil, es geht ihm so gut.«
    Der Magier blieb stehen und legte dem Feldscher die Hand auf die Schulter. Der Mann schien unter seinem Blick zu schrumpfen. » So gut? Was redet Ihr da, Mann? Ich spüre, dass Ihr mir etwas Wichtiges vorenthaltet.«
    » Nun, ich habe dem Herzog gestern Abend eine neue, andernorts aber sehr wohl erprobte Medizin verabreicht, und sie half …«
    » Ihr habt ihm ein neues Mittel gegeben, ohne mich zu fragen?«
    » Ihr wart auf dem Nordturm, und ich weiß, dass Ihr dort nicht gestört werden wollt, Meister Quent.«
    Der Zauberer runzelte die Stirn, und seine magische Tätowierung legte sich in bedrohlich wirkende Falten. » Doktor Segg, auf dem Turm war ich erst nach Mitternacht. Wart Ihr so spät noch beim Herzog? Nein? Also, rückt damit heraus. Was ist geschehen?«
    Der Arzt sah aus, als würde er sich am liebsten in Luft auflösen, aber dann erzählte er kleinlaut von den verwundeten Soldaten und dem Fremden, der seine Hilfe angeboten hatte. » Ich war auch erst skeptisch, aber dann waren ihre Schmerzen ganz und gar verschwunden, und ich dachte, wenn es den Soldaten hilft, dann hilft es vielleicht auch dem Herzog, und …«
    » Und die vier Männer haben die Nacht überlebt?«
    » Nun, immerhin drei, Herr«, stieß Segg kleinlaut hervor.
    » Drei?«
    » Hauptmann Fals fühlt sich viel, viel besser, Herr. Auch der Mann, der seine Hand verloren hat, und sogar jener mit dem zerschmetterten Gesicht sind eigentlich wohlauf, wenn man die Schwere der Verletzungen bedenkt. Der vierte jedoch … aber er war schwer verwundet, und Meister Ured sagte auch, es sei kein Heilmittel, sondern wirke nur gegen die Schmerzen, und …«
    » Und wer ist dieser Meister Ured? Etwa ein berühmter Arzt?«
    » Eigentlich ist er ein Pilger,

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