Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
diesem Tier nichts weiß, wird glauben, das Herz des Unglücklichen habe einfach versagt, gerade bei Menschen in Eurem Alter, Freund.«
» Ihr … Ihr habt mich …« Die Stimme des Händlers war nur noch ein Flüstern.
Faran Ured erhob sich. » Grämt Euch nicht. Ihr ergründet nun die Geheimnisse des Todes, und die sind doch viel größer als das Geheimnis meines bescheidenen Lebens.«
Er war sich nicht sicher, ob der Händler ihn noch gehört hatte, denn er sackte schon zusammen und fiel langsam auf die Seite. Faran Ured seufzte. Der Mann hätte gefährlich werden können, für ihn und für seinen verfluchten Auftrag. Er wickelte behutsam den Streifen Leder von der Hand, in dem das Gift verborgen war. Die Stämme auf jener Insel bestrichen damit ihre Jagdwaffen und auch Fallen, und sie hatten einen Weg gefunden, seine Wirkung zu beschleunigen. Er selbst hatte auch noch einmal Jahre darauf verwendet, es zu vervollkommnen. Jetzt spürten seine Opfer es nicht einmal mehr, wenn sie damit in Berührung kamen. Er faltete den Streifen vorsichtig zusammen, denn es konnte ihn zwar nicht umbringen, aber selbst für ihn war das Gift doch schmerzhaft. Er widerstand der Versuchung, sich am reichhaltigen Kräutervorrat des Händlers zu bedienen, spähte kurz unter der Plane hervor und schlich davon, als er den Markt völlig verlassen fand.
Kaum war er verschwunden, als sich ein seltsamer Schatten auf die Plane des Zeltes legte, darin verschwand und dann die Gestalt von Rahis Almisan annahm. Der Hüne starrte nachdenklich auf den Toten hinab. Diese Stadt war wirklich voller Rätsel. Er hatte Prinz Sahif gesucht, aber der Zugang zu den Stollen war einfach verschwunden. Die Platte, die ihn verschlossen hatte, war noch dort, doch statt eines Eingangs hatte ihn darunter massiver Fels erwartet. Und dann hatte er, als er weitergesucht hatte, diesen Mann durch die Nacht schleichen sehen. Es war keiner von Naroks Männern, da war sich Almisan sicher, und es war ebenfalls niemand aus seiner Bruderschaft, auch wenn er die Kunst des Tötens zweifellos sehr gut beherrschte. Ob die Prinzessin ohne sein Wissen noch einen weiteren Mann für ihre Pläne eingespannt hatte? Almisan musterte den Toten. Keine Frage, es sah aus, als sei ein alter Mann einfach entschlafen; niemand würde Fragen stellen. Selbst er hätte es nicht besser machen können. Er beschloss, dem Unbekannten zu folgen.
» Ich verstehe es einfach nicht«, gab Sahif zu.
» Menschen«, murmelte der Mahr und kratzte sich am schütteren Bart.
» Also Meister Grams hat einen Ring von dir bekommen, deinen Ring, der ihm Kraft gibt, und das ist nicht gut, weil der Ring Kraft nimmt? Was nun, nimmt er oder gibt er?«
Der Mahr schloss die Augen und sagte dann langsam: » Erst gibt er, dann nimmt er. Nimmt von Grams.«
» Aber warum um alles in der Welt verwendest du einen Ring, der dich erst stark und dann schwach macht?«
» Mich macht er nicht schwach. Menschen schon.«
Sie saßen im Schein der grünlichen Laterne am Fuß des Zugangs, durch den Almisan nicht hereingekommen war. Sahif hatte inzwischen verstanden, dass der Mahr ihn mit einem Zauber verschlossen hat, und dass jeder Mensch, der von der falschen Seite kam, undurchdringlichen Stein anstarrte, während sie hindurchsehen konnten. Ganz offensichtlich war es Marberic aber nicht gewohnt, mit Menschen zu reden, und es war schwer, seinen Sätzen zu folgen. So auch jetzt.
Marberic seufzte. » Menschen nehmen von Tieren oder Pflanzen, wenn sie Dinge tun mit Zauber. Mahre nehmen von Magie, um Magie zu machen. Du zum Beispiel. Da ist ein Tier, das dir hilft. Aber die Verbindung ist unterbrochen.«
Sahif starrte ihn an. Was wusste der Mahr über seine magischen Fähigkeiten? » Was für ein Tier?«
Marberic zuckte mit den Achseln.
» Woher weißt du davon? Weißt du, wer ich bin?«
Marberic schüttelte den Kopf.
Sahif sprang auf und trat wütend gegen die Wand. Fast hätte er sich auf den Mahr gestürzt, um ihn zu schütteln, um ihn zur Aussage zu zwingen, aber dann tat er es doch nicht. » Kannst du oder willst du mir nicht helfen?«, fragte er zornig.
» Ich kann nicht.«
Seufzend setzte Sahif sich wieder. Der Mahr konnte schließlich nichts dafür. » Aber woher weißt du, dass ich magische Fähigkeiten habe?«
» Ich bemerke sie. Sehr stark sind sie nicht.«
Sahifs Laune verschlechterte sich weiter. » Und alle Menschen nehmen ihre, wie sagtest du, Magie von Tieren?«
Der Mahr schüttelte wieder den Kopf. »
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