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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dass diese magischen Ringe dafür sorgen, dass ein Mensch vergessen wird, und zwar von allen, die ihn kannten.«
    Marberic dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er den Kopf. » Nein, solche Ringe gibt es nicht.«
    Sahif nickte grimmig. Er hatte schon vermutet, dass Shahila ihn belogen hatte.
    » Steine, die Mauern unzerstörbar machen, Schwerter, die niemals stumpf werden, Spiegel, die über weite Entfernung sehen, Amulette, die jede Waffe abwehren, ein Mantel, der unsichtbar macht, solche Dinge haben wir gemacht und den Menschen geschenkt. Oder getauscht.«
    » Ich verstehe langsam, warum meine Schwester unbedingt den Schlüssel zu dieser Kammer haben will.«
    » Nicht viele wissen von der Kammer. Nur die Herzöge, ihre Magier.«
    » Ich begreife aber immer noch nicht, warum dieser Eingang überhaupt gebaut wurde, wenn es doch so gefährlich ist.«
    » Die Magie gehört doch zur Welt, und eine Verbindung muss bestehen bleiben. Denn ohne Magie würde diese Welt zugrunde gehen. Das sagt Amuric. Er ist einer unserer Ältesten. Er glaubt auch, dass das, was die Welt nun erhält, sie eines Tages zerstören wird. Er sagt, so ist es bestimmt.«
    Sahif seufzte und sagte nicht zum ersten Mal: » Das verstehe ich einfach nicht, Marberic.«
    Der Mahr ließ die Glut im Fels ersterben und erhob sich. » Diese Welt muss eines Tages enden. Wenn sie alt ist, wenn sie müde ist, wenn ihre Zeit abgelaufen ist. Doch noch ist es nicht so weit. Noch lange nicht. Und doch könnte es geschehen. Also weiter jetzt.«
    Sahif nickte, erhob sich und folgte dem Mahr, in Gedanken bei einem riesigen magischen Hort, der in einem schwarzen See in der tiefsten Tiefe verborgen lag und der vielleicht das Ende der Welt brachte. Dann fiel ihm etwas auf, etwas, was der Mahr gesagt hatte: » Warte, Marberic, du hast gesagt, die Kammer sei heute der einzige Weg für die Menschen – heißt das, es gab früher auch andere?«
    » Durch den Berg«, sagte der Mahr im Laufen. » Deshalb haben wir das Silber vor den Bergleuten versteckt. Damit sie nicht tiefer und tiefer graben. Aber einer fand den Weg über einen Bach, der unter dem Fels verläuft.«
    » Langsam, das heißt, es war bereits ein Mensch an dem Hort? Wieso ist die Welt dann nicht …«
    Jetzt blieb Marberic stehen. » Wir haben ihn überredet, den Hort nicht anzurühren.«
    » Du meinst, ihr habt ihm gedroht?«
    » Nein, wir haben ihm Unsterblichkeit geschenkt.«
    Sahif sah den Mahr im Schein der Laterne inzwischen mit ganz anderen Augen als noch vor wenigen Stunden: Bleich und zierlich war er, wirkte beinahe zerbrechlich, aber er schien über Macht zu verfügen, die Sahifs Fassungsvermögen überstieg. » Unsterblichkeit? Das könnt ihr?«, fragte er ehrfürchtig.
    Marberic zuckte mit den Schultern. » Er wollte es. Wir schmiedeten ihm einen Ring, und er versprach, nie wiederzukommen. Doch jetzt ist er hier. Das Wort der Menschen gilt nichts, es verweht wie Sand, wenn der Sturm kommt. Wir kamen seinetwegen in die Stadt. Doch jetzt ist deine Schwester wichtiger. Dann jedoch kümmern wir uns um den Pilger.«
    » Aber ich dachte, ihr tötet keine Menschen.«
    » Wir nehmen ihm den Ring, aber vielleicht …« Der Mahr stockte, dann sah er Sahif scharf an: » … vielleicht kannst du auch ihn für uns töten.«
    Faran Ured trat zur Seite, denn eine Gruppe Soldaten von Atgath marschierte im schnellen Schritt durch die Heugasse, vermutlich auf der Jagd nach dem Schatten. Ihnen folgten, etwas gemächlicher, einige Krieger der Baronie Taddora. Ured beobachtete sie interessiert, denn sie gingen die Sache anders an als die Soldaten aus Atgath: Sie sammelten sich vor dem Schwarzen Henker und untersuchten das Blut, das Hauptmann Fals dort verloren hatte. Dann teilte einer der Krieger die anderen in Dreiergruppen ein, und sie begannen, auf beiden Seiten der Gasse nach weiteren Spuren zu suchen. Ured hätte den Männern sagen können, dass diese Spur längst kalt war, aber er begnügte sich damit zuzusehen. War es nicht das, weswegen er hierhergesandt worden war? Um zu beobachten? Er war schon tief genug hineingeraten. Er fragte sich, warum die Baronin ihre Männer für diese Jagd einsetzte. Er war sich inzwischen sicher, dass der Schatten zu ihr gehörte – diente das also nur der Ablenkung? Hatten die Männer vielleicht den Befehl, den Mann gar nicht zu erwischen? Wieder verfluchte er seine Auftraggeber, die ihm höchstens die Hälfte von dem gesagt hatten, was er wissen musste. Er kam sich vor wie

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