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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ein Mann, der in einem nebligen Sumpf seinen Weg sucht. Ein Fehltritt konnte das Ende bedeuten – nicht für ihn, das verhinderte das Geschenk der Mahre, doch sehr wohl für seine Frau und seine Töchter, und er hatte noch keine Vorstellung, wie er sie in Sicherheit bringen konnte. Nur, dass es viel Silber kosten würde, das war ihm inzwischen klar.
    Die Krieger versammelten sich erneut, berieten leise, und dann zogen sie davon. Sie folgten der kalten Spur nicht, vielleicht hatten sie eine andere. Ured fragte sich, ob sie auch auf die Idee kamen, unter der Erde nachzusehen? Oder waren die alten Stollen in Vergessenheit geraten?
    Faran Ured erinnerte sich plötzlich wieder daran, wie er damals tagelang durch diese Gänge geirrt war, immer auf der Suche nach dem Ursprung der Legenden und sagenhaften Gerüchte, die ihn nach Atgath gelockt hatten. Das Wasser hatte ihn schließlich ans Ziel geführt. Ob es diesen Pfad noch gab, diesen gefährlichen Weg hinab in die Tiefe, an dessen Ende ein unvorstellbarer Schatz wartete? Er konnte es sich eigentlich nicht vorstellen, die Mahre würden Vorkehrungen getroffen haben, damit nicht noch einmal ein Unberufener an das schwarze Ufer treten würde. Und wenn nicht? Mahre waren nicht wie Menschen, sie dachten anders, und sie handelten anders. Gedankenversunken setzte er seinen Weg fort. Er wusste, es war abwegig, er war nicht deswegen hier, er hatte andere, wichtigere Dinge zu erledigen. Andererseits – er konnte im Augenblick nicht viel tun, nur beobachten. Würde es denn schaden nachzusehen?
    Er sah sich unauffällig um, niemand beachtete ihn, nur der geistig zurückgebliebene Straßenkehrer, der alle Menschen angaffte, sah gelegentlich auch zu ihm herüber. Die Gelegenheit wäre also gegeben, aber sollte er sie auch nutzen? Nicht, um zu den Mahren zu gehen, denn das wäre äußerst unklug. Sie hatten eine sehr eindeutige Vorstellung vom Wert eines gegebenen Versprechens, aber die Stollen waren weitverzweigt und boten gute Verstecke. Sie konnten ihm vielleicht nützlich werden.
    Unauffällig schlenderte er durch die Gassen, bis er in jenen kleinen Hinterhof gelangte, in dem er Rahis Almisan und den anderen Schatten hatte verschwinden sehen. Der Hof lag verlassen. Er sah sich um – niemand schien ihn zu verfolgen. Es lag ein gewisses Risiko darin, diese Pforte zu öffnen, denn vielleicht würden die Mahre ihn bemerken, wenn er unter die Erde ging, aber es war zu verlockend. Er sah sich noch einmal vorsichtig um, suchte und fand die bewusste Steinplatte, hob sie an – und hielt verblüfft inne: massiver Fels! Er runzelte die Stirn. Er war sicher, dass Almisan, den er mit eigenen Augen hier hatte hinabsteigen sehen, nicht die Fähigkeit besaß, durch Wände zu gehen. Er betastete das Gestein. Hart, unnachgiebig, keinesfalls eine Illusion.
    Er nahm etwas Wasser aus seinem Trinkschlauch, ließ es über die Hände auf den Stein tropfen und murmelte eine Beschwörungsformel. Die Tropfen fielen auf den Fels und begannen zu kreisen, immer schneller, dann verdampften sie, und dann geschah – nichts. Ured nickte. Der stete Tropfen höhlt zwar den Stein, doch nicht, wenn dieser Stein magischer Art ist, dachte er. Mahr-Zauber! Wer auch sonst sollte dieses steinerne Wunder vollbracht haben, wenn nicht diese Bergwesen? Ured starrte auf den verschlossenen Eingang. Die Mahre hatten die Stollen unter der Stadt gemieden, damals, hatten unter der Stadtmauer eine steinerne, beinahe undurchdringliche Grenze gezogen. Was hatte sie veranlasst, diese von ihnen gesetzte Grenze zu überqueren? Sollten sie seine Anwesenheit etwa schon entdeckt haben? Die beiden Räuber im Hain der Riesenbuchen – das war ein dunkler und starker Zauber gewesen. Vielleicht hatten sie ihn bemerkt. Faran Ured wurde kalt. Er hatte ihnen versprochen, nicht wiederzukommen, doch nun war er da, war nach Atgath gekommen, weil man ihn dazu gezwungen hatte. Er schloss die Augen, sah vor sich das graue Meer gegen seine Insel branden, und dann seine beiden Töchter, wie sie mit unschuldigen Augen das schwarze Schiff bestaunten, das dort vor Anker gegangen war, um ihn zu holen. Ob die Mahre das verstehen würden?
    Das Glas knirschte. Ela presste das Gesicht an die Gitterstäbe. Es war ihr doch noch gelungen, das Tuch, mit dem das winzige Fenster in der Pforte verschlossen worden war, hereinzuziehen. Ein Riss sprang über den ganzen Kolben, vom Hals bis zum Boden. Esara versuchte, den Hals noch mit der großen Zange zu halten, doch es

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